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JAHRGANG 2017<br />
konnte den Reben nicht allzuviel anhaben,<br />
im Gegenteil, die sonnigen Bedingungen<br />
ließen die Trauben gut reifen – und das bei<br />
geringem Schädlings- und Krankheitsdruck.<br />
Die Witterung verursachte weitverbreitet<br />
etwas dickere Beerenhäute, was im<br />
Ergebnis zu einer geringeren Mostausbeute<br />
führte. Zahlreiche, zum Teil schwere<br />
Hagel unwetter, extreme Hitze und Trockenheit<br />
– das alles hat dem Weinjahrgang<br />
2017 insgesamt nicht geschadet. Vom südlichen<br />
Burgenland bis ins Weinviertel<br />
kämpfte man mit einer lang andauernden<br />
Trockenheit. Vor allem die Junganlagen<br />
und Terrassenweingärten, die nicht bewässert<br />
werden konnten, waren erheblich betroffen.<br />
Daraus resultierten schließlich<br />
teils Ernteeinbußen, die beispielsweise im<br />
Weinviertel sogar ein Minus im Vergleich<br />
zu einer Durchschnittsernte mit sich brachten.<br />
Der Weinbau hat aber insgesamt betrachtet<br />
den außerordentlich intensiven<br />
Hitzesommer gut überstanden und der<br />
heurige Jahrgang kann nun mit vollreifen<br />
Trauben punkten. Im September drehte allerdings<br />
das Wetter, der Monat verlief<br />
recht kühl und feucht und brachte sogar<br />
eine regenreiche Woche mit sich, die die<br />
Winzer anfangs verstimmte. Ebendieser<br />
Niederschlag und die kühlen Nachttemperaturen<br />
des September und Oktober trugen<br />
aber wesentlich zum hohen Niveau und<br />
der guten Quantität des Jahrgangs 2017<br />
bei. Unter diesen Voraussetzungen begann<br />
die Hauptlese um zwei Wochen früher als<br />
üblich und wurde während der folgenden<br />
fünf Wochen bei ausgesprochen schönem<br />
Herbstwetter fortgesetzt. Der richtige Erntezeitpunkt<br />
konnte ohne Hast gewählt<br />
werden, wodurch sehr reife, völlig gesunde<br />
Trauben ihren Weg in die Keller fanden.<br />
Österreichs Winzerinnen und Winzer freuen<br />
sich über eine mengenmäßig gute, im<br />
langjährigen Durchschnitt liegende Ernte<br />
mit sehr reifen und gesunden Weintrauben.<br />
KRÄFTIG UND FRUCHTBETONT:<br />
DIE WEISSWEINE 2017<br />
Die Niederschläge im September und die relativ<br />
große Spanne zwischen den herbstlichen<br />
Tages- und Nachttemperaturen beeinflussten<br />
die Aromenbildung offenbar sehr<br />
positiv. Nach den ersten Verkostungen kann<br />
mit Zufriedenheit festgestellt werden, dass<br />
sich der Hitzestress des Sommers keineswegs<br />
in den Jungweinen niedergeschlagen<br />
hat. Die Weißweine zeigen sich lebendig,<br />
fruchtbetont und sortentypisch. Der Säuregehalt<br />
der niederösterreichischen Leitsorte<br />
Grüner Veltliner ist zwar analytisch eher<br />
moderat, dies macht sich aber sensorisch<br />
kaum bemerkbar. Generell sind die Grünen<br />
Veltliner von einer tiefen Würze geprägt.<br />
Die Rieslinge zeichnen sich bei kräftiger<br />
Statur durch eine rassige Säurestruktur aus,<br />
die sie für eine langsame Entwicklung prädestiniert.<br />
Die Sauvignons besitzen trotz der<br />
hohen Reife des Traubenmaterials die begehrten<br />
Sortenattribute, was sich auch für<br />
Weißburgunder und Chardonnay behaupten<br />
lässt. Zwei Sortenspezialitäten sind so<br />
gut wie kaum zuvor ausgefallen: der seltene<br />
Rote Veltliner und der immer noch im<br />
Trend liegende Gelbe Muskateller. Insgesamt<br />
kann von einer ausgezeichneten Weißweinqualität<br />
ausgegangen werden, die sich<br />
am ehesten mit einer kräftigeren Ausgabe<br />
des Jahrgangs 2013, in manchen Gebieten<br />
mit 2007 oder 2006 vergleichen lässt.<br />
EXZELLENTES JAHR<br />
FÜR ROTWEINE<br />
In den burgenländischen Rotweinzentren<br />
und den roten Enklaven Niederösterreichs<br />
herrscht aufgrund der tollen Qualität des<br />
2017er-Rotweins geradezu Euphorie. Hohe<br />
Traubenreife führte zu tiefen, dunkelbeerigen<br />
Aromen und ausgereiften, samtigen<br />
Tanninen. Die Weine zeigen sich bereits<br />
jetzt harmonisch und mit vergnüglichem<br />
Trinkfluss. Dieses erfreuliche Fazit gilt für<br />
alle Rotweingebiete und Rebsorten: Die<br />
launischen Diven Sankt Laurent und Pinot<br />
Noir fielen ebenso wie die später reifenden<br />
französischen Globetrotter Cabernet, Merlot<br />
und Syrah prächtig aus und lassen – wie<br />
auch Blaufränkisch und Zweigelt – dichte,<br />
vitale und feingliedrige Weine erwarten. Allgemein<br />
wird der vielversprechende Rotweinjahrgang<br />
2017 gerne mit 2015 und<br />
2009 verglichen, wobei er möglicherweise<br />
sogar ein wenig mehr Fruchtaromen mit<br />
sich bringen könnte.<br />
Bei den Prädikatsweinen sorgte die Botrytis<br />
2017 für überzeugende edelsüße Spezialitäten<br />
in größerer Menge als 2016. Eiswein<br />
konnte hingegen nur sehr vereinzelt gelesen<br />
werden.<br />
<strong>Weinguide</strong> Österreich <strong>2018</strong>/<strong>19</strong><br />
falstaff<br />
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