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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Weil der Kapitalist alles organisiert... halt: Alles organisieren läßt! Deswegen wird der Kapitalist<br />

ja auch Arbeitgeber genannt, obwohl er außer Lohn gar nichts gibt. Weil er Aktien besitzt oder<br />

das Unternehmen geerbt oder mit anderweitig erworbenem Geld gekauft oder als Investor daran<br />

Anteile hat... kurz: weil er Eigentümer der Produktionsmittel ist, gehört ihm automatisch<br />

auch die Quelle und alles, was daraus sprudelt.<br />

Wie der Kapitalist das selber sieht? Anders. Er sieht sich als Schöpfer des Kapitalverhältnisses<br />

(was nur zum kle<strong>in</strong>en <strong>Teil</strong> und auch nur für se<strong>in</strong>e begabteren Vorläufer stimmt) und er betrachtet<br />

daher alles, was dieses Verhältnis hervorbr<strong>in</strong>gt, als Resultat se<strong>in</strong>er Leistung. Gerne ist er bereit,<br />

auch die Rolle der motivierten Mitarbeiter zu loben und regelmäßig auf Betriebsfeiern (bevorzugt<br />

zur Weihnachtszeit) der Belegschaft gönnerhaft, jovial oder e<strong>in</strong>fach nur freundlich zu<br />

danken, wenn ihm nur niemand das natürliche Eigentum, an allem, was da sprudelt, streitig<br />

macht.<br />

<strong>Das</strong> ist die Hauptsache. Der Mehrwert mag im e<strong>in</strong>zelnen Fall mal hoch, mal niedrig, se<strong>in</strong>e Erzeugung<br />

sittenwidrig oder menschenfreundlich erfolgen: Es geht <strong>in</strong> jedem Fall immer nur um diesen<br />

Mehrwert, ob er als Gew<strong>in</strong>n oder Rendite, Risikoprämie oder Unternehmerlohn bezeichnet wird.<br />

Der Mehrwert ist das K.O. Kriterium für den Fortbestand des Kapitals. Wo er fließt, wird er angeeignet<br />

und hält das Kapitalverhältnis nicht nur am Leben, sondern stellt es immer wieder neu<br />

her. Wo er schwächelt oder ausbleibt, riecht es nach Pleite und schwerer Krise und vielleicht sogar<br />

e<strong>in</strong> bißchen nach Götterdämmerung, auch wenn das zunächst nur der Geruch brennender<br />

Autos <strong>in</strong> den Vorstädten ist.<br />

Kapitel 10: Akkumulationsprozess des Kapitals<br />

Von schottischen Witwen führt uns unser Weg über Reproduktion und Akkumulation<br />

zur organischen Zusammensetzung des Kapitals, was glücklicherweise nichts mit Mediz<strong>in</strong><br />

zu tun hat. Wir erfahren, was Akkumulation <strong>in</strong> M.s S<strong>in</strong>ne bedeutet, und wie sie<br />

extensiv und <strong>in</strong>tensiv funktioniert.<br />

Wir befassen uns mit dem Wachstum des Kapitals und lernen dabei auch erstmals die<br />

Rolle des Kredits <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en vielfältigen Formen kennen.<br />

Für e<strong>in</strong> paar Striche mehr...<br />

Masch<strong>in</strong>en, die nichts herstellen? Waren, die unverkauft herumstehen? Geld, das auf irgendwelchen<br />

Konten bewegungslos dümpelt? E<strong>in</strong> kapitaler Albtraum. Da geht es dem Kapital plötzlich<br />

wie dem Mann im schottischen Sprichwort: Der ist zu nichts nütze, wenn se<strong>in</strong>e Frau Witwe ist.<br />

Anders aber als der Mann im Sprichwort verfügt das Kapital sche<strong>in</strong>bar über die Fähigkeit, sich<br />

immer neu zu beleben und sogar nach Phasen mit spärlichen Lebenszeichen immer wieder neu<br />

ans vitale Verwertungswerk zu gehen.<br />

Unser G-W-G' Schema ist mit dem G' nicht beendet. Genausowenig, wie e<strong>in</strong> schlichter Warenproduzent<br />

unserer Modellwelt nach dem W-G-W aufhören würde, zu arbeiten, nachdem er se<strong>in</strong>e<br />

Waren am Markt verkauft hat. Aufhören zu produzieren? <strong>Das</strong> wäre für ihn gleichbedeutend<br />

mit dem Ende se<strong>in</strong>er Existenz, nicht nur als Warenproduzent, sondern als Mensch. Wo<strong>von</strong> sollte<br />

er dann leben? Nur die stetige Produktion und der fortgesetzte Tausch eröffnen ihm den Zugang<br />

zu anderen Waren, die er für se<strong>in</strong>en Lebensunterhalt benötigt. Für unseren auf Verwertung<br />

drängenden Kapitalisten ist das genauso. Doch für ihn erfordert die Existenzsicherung <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em G-W-G' Zyklus mehr als nur die Wiederherstellung des Ausgangspunkts. Für ihn reicht es<br />

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