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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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nem diese Wertzuwachssteuer an der Luxemburger Grenze vom ökonomischen Standpunkt aus<br />

durchaus verständlich se<strong>in</strong>.<br />

3. Vom moralisch-politischen Standpunkt:<br />

Man muß das Ganze aber auch vom moralisch-politischen Standpunkt aus betrachten. Bekanntlich<br />

ist Luxemburg e<strong>in</strong>e Feste des westeuropäischen Monopolkapitals. Zahlreiche große Monopole<br />

haben <strong>in</strong> Luxemburg, zum <strong>Teil</strong> aus steuerlichen Gründen, ihren Sitz. Bedenkt man nun, daß<br />

Werktätige natürlich nicht die Kosten e<strong>in</strong>er Verbrennung <strong>in</strong> relativ so großer Entfernung wie<br />

Metz oder Strasbourg aufbr<strong>in</strong>gen können, dann ist es ganz offenbar, daß nur auf die Asche <strong>von</strong><br />

Monopolisten und ihnen Nahestehenden e<strong>in</strong>e Wertzuwachssteuer erhoben wird. Es ergibt sich<br />

daraus nun die Frage:<br />

S<strong>in</strong>d Monopolisten, vom moralisch-politischen Standpunkt aus untersucht, als Asche wertvoller<br />

als im normalen Leichenzustand?<br />

Zweifellos nimmt e<strong>in</strong> Monopolist als Asche weniger Raum e<strong>in</strong> als im normalen Totenzustand.<br />

Aber dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong> moralisch-politisches Kriterium zu sehen ersche<strong>in</strong>t mir kle<strong>in</strong>bürgerlich. Ganz offenbar<br />

muß man hier noch weiterforschen, um diese Seite der Problematik tiefgründiger zu klären.<br />

4. Schlußfolgerung<br />

Auch wenn der ganze Systemzusammenhang noch nicht bis <strong>in</strong>s letzte durchdacht ist, kann man<br />

doch, vor allem unter Berücksichtigung der politökonomischen Erwägungen, sagen:<br />

Die luxemburgische Wertzuwachssteuer auf Krematoriumsprodukte sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der gegenwärtigen<br />

historischen Situation vollauf gerechtfertigt.<br />

<strong>Karl</strong> <strong>Marx</strong>: <br />

Aus: MEW 23, S.741-744<br />

Man hat gesehn, wie Geld <strong>in</strong> Kapital verwandelt, durch Kapital Mehrwert und aus Mehrwert<br />

mehr Kapital gemacht wird. Indes setzt die Akkumulation des Kapitals den Mehrwert, der<br />

Mehrwert die kapitalistische Produktion, dieser aber das Vorhandense<strong>in</strong> größerer Massen <strong>von</strong><br />

Kapital und Arbeitskraft <strong>in</strong> den Händen <strong>von</strong> Warenproduzenten voraus. Diese ganze Bewegung<br />

sche<strong>in</strong>t sich also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fehlerhaften Kreislauf herumzudrehn, aus dem wir nur h<strong>in</strong>auskommen,<br />

<strong>in</strong>dem wir e<strong>in</strong>e der kapitalistischen Akkumulation vorausgehende 'ursprüngliche' Akkumulation<br />

('previous accumulation' bei Adam Smith) unterstellen, e<strong>in</strong>e Akkumulation, welche nicht<br />

das Resultat der kapitalistischen Produktionsweise ist, sondern ihr Ausgangspunkt.<br />

Diese ursprüngliche Akkumulation spielt <strong>in</strong> der politischen Ökonomie ungefähr dieselbe Rolle<br />

wie der Sündenfall <strong>in</strong> der Theologie. Adam biß <strong>in</strong> den Apfel, und damit kam über das Menschengeschlecht<br />

die Sünde. Ihr Ursprung wird erklärt, <strong>in</strong>dem er als Anekdote der Vergangenheit<br />

erzählt wird. In e<strong>in</strong>er längst verfloßnen Zeit gab es auf der e<strong>in</strong>en Seite e<strong>in</strong>e fleißige, <strong>in</strong>telligente<br />

und vor allem sparsame Elite und auf der andren faulenzende, ihr alles und mehr verjubelnde<br />

Lumpen. Die Legende vom theologischen Sündenfall erzählt uns allerd<strong>in</strong>gs, wie der Mensch dazu<br />

verdammt worden sei, se<strong>in</strong> Brot im Schweiß se<strong>in</strong>es Angesichts zu essen; die Historie vom<br />

ökonomischen Sündenfall aber enthüllt uns, wieso es Leute gibt, die das ke<strong>in</strong>eswegs nötig haben.<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong>rlei. So kam es, daß die ersten Reichtum akkumulierten und die letztren schließlich<br />

nichts zu verkaufen hatten als ihre eigne Haut. Und <strong>von</strong> diesem Sündenfall datiert die Armut der<br />

großen Masse, die immer noch, aller Arbeit zum Trotz, nichts zu verkaufen hat als sich selbst,<br />

und der Reichtum der wenigen, der fortwährend wächst, obgleich sie längst aufgehört haben zu<br />

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