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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Kapitel 8: Kapital und Verwertung<br />

Wir sehen uns genauer an, wie die Sache mit dem Kapital funktioniert. Wie kommt<br />

man <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em gesellschaftlichen Verhältnis zu jenem Strich am G', das e<strong>in</strong>e ganze<br />

Klasse reicher macht? Wir sehen uns an, wie sich Wert und Mehrwert bilden.<br />

Wir lernen auch, dass Kapital <strong>in</strong> verschiedener Form existiert und je nach se<strong>in</strong>er Form<br />

<strong>in</strong> der Wertbildung e<strong>in</strong>e ganz unterschiedliche Rolle spielt.<br />

Der kle<strong>in</strong>e Unterschied<br />

Wir haben uns M.s Auffassung zu eigen gemacht, im Kapital nicht Geld oder Masch<strong>in</strong>en oder<br />

Grundstücke zu sehen. Wir betrachten es als historisch neues gesellschaftliches Verhältnis, <strong>in</strong><br />

dem sich der Eigentümer <strong>von</strong> Geld zunächst die Produktionsmittel mitsamt den Produzenten <strong>von</strong><br />

sich abhängig macht und die Regie über Produktion und Warenverkauf übernimmt. Im weiteren<br />

Verlauf erst erwirbt der Geldeigentümer tatsächliches Eigentum an Produktionsmitteln und<br />

komb<strong>in</strong>iert diese mit der auf dem Arbeitsmarkt verfügbaren Arbeitskraft. Wir haben das im vorigen<br />

Kapitel mit den Begriffen formelle Subsumtion und reelle Subsumtion der Arbeitskraft beschrieben.<br />

Natürlich kann jeder alles Mögliche als Kapital bezeichnen. <strong>Das</strong> darf jeder halten wie er will.<br />

Deshalb begegnen uns Sätze der Art "Unser größtes Kapital ist unser festes Vertrauen <strong>in</strong> Gott"<br />

oder: "Die Ausbildung unserer K<strong>in</strong>der ist unser Kapital für die Zukunft" oder "Kapital, Arbeit<br />

und Boden s<strong>in</strong>d die Faktoren jeder Produktion".<br />

Wer sich auf M.s Analyse e<strong>in</strong>läßt, muß sich <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht jeder Luftigkeit enthalten. Nur<br />

dann, wenn Geld oder Masch<strong>in</strong>en oder Boden oder Patente oder Schuldverschreibungen oder<br />

Sparguthaben oder Aktien...: Nur wenn dieses Kapital <strong>in</strong> die oben beschriebenen gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse e<strong>in</strong>gebunden ist und sich verwertet und dabei Mehrwert produziert, ist es Kapital<br />

<strong>in</strong> M.s S<strong>in</strong>ne, das er auch als fungierendes Kapital bezeichnet.<br />

Fungiert das potentielle Kapital nicht, so ist es womöglich "totes Kapital" (wie M. es bisweilen<br />

nennt), das aus dem Verwertungsrennen ausgeschieden ist. Oder es ist Kapital im Wartestand,<br />

"latentes Kapital", das auf Verwertung lauert; alle produzierten, aber noch nicht verkauften Waren<br />

gehören dazu. Vielleicht ist es aber auch nur ehemaliges Kapital, dem Verwertungsprozess<br />

bewußt entzogen, um als Vermögen konsumiert ("vermöbelt") zu werden. 211<br />

Was bedeutet Kapital als gesellschaftliches Verhältnis?<br />

Warum reiten wir als M.s Erben darauf herum, Kapital nicht e<strong>in</strong>fach als Sachen oder Faktoren,<br />

sondern als historisches gesellschaftliches Verhältnis zu betrachten? 212<br />

Erstens er<strong>in</strong>nern wir uns auf diese Weise immer daran, wie die kapitalistische Produktionsweise<br />

zu e<strong>in</strong>er bestimmbaren Zeit entstanden ist. Sie besteht nicht seit ewigen Zeiten! Was aber irgendwann<br />

entstanden ist, wird auch irgendwann vergehen. Indem wir auf der Geschichte der<br />

kapitalistischen Produktionsweise als Gesellschaftsgeschichte beharren, betonen wir gleichzeitig<br />

ihre Veränderbarkeit und ihre Vergänglichkeit.<br />

Zweitens machen wir uns damit klar, dass Kapital an e<strong>in</strong>e bestimmte Sozialstruktur und an bestimmte<br />

Eigentumsverhältnisse gebunden ist. Über den kapitalistischen Produktionsprozess kann<br />

man daher zu ke<strong>in</strong>em Zeitpunkt wie über e<strong>in</strong> re<strong>in</strong> technisches Problem sprechen, <strong>in</strong> dem es nur<br />

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