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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Wo schon ger<strong>in</strong>ge Unterschiede <strong>in</strong> der Kapitalgröße bei gleicher Akkumulationsrate die Unterschiede<br />

vergrößern würden, gilt das <strong>in</strong> viel stärkerem Maße, wenn wir neben den unterschiedlichen<br />

Kapitalgrößen auch unterschiedliche Akkumulationsraten der verschiedenen Kapitale annehmen.<br />

Nicht alle Kapitale können im selben Tempo und im selben Umfang akkumulieren. Wir<br />

haben den Zusammenhang aus anderem Blickw<strong>in</strong>kel bereits im Mehrwert-Kapitel unter dem<br />

Stichwort "Extramehrwert" kennengelernt. M. greift den Gedanken im folgenden Zwischentext<br />

zur Illustration 331 erneut auf, um die treibende Rolle der Konkurrenz für die Akkumulation deutlich<br />

zu machen. Es s<strong>in</strong>d Konkurrenz und Akkumulationszwang, die e<strong>in</strong>e Zentralisation des Kapitals<br />

vorantreiben.<br />

Lektüre: <strong>Karl</strong> <strong>Marx</strong>: S.240<br />

Akkumulation und kapitalistische Konkurrenz erzeugen zusammen stürmische Bewegungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Produktionsweise. Die "Konkurrenz rast", schreibt M. In diesem fast schon kriegerischen<br />

Kampf gibt es Sieger und Besiegte und neu eroberte Sphären der Produktion. Aber jede<br />

Niederlage vere<strong>in</strong>zelter Kapitale ist Ausgangspunkt erweiterter Reproduktion. Es ist der Form<br />

nach Vernichtung oder Eroberung <strong>von</strong> Kapital und gleichzeitig Erschaffung stofflich wie räumlich<br />

sich ausweitender Produktionse<strong>in</strong>heiten, "umfassendere Organisation der Gesamtarbeit vieler",<br />

kurz: Kapitalistische Vergesellschaftung <strong>in</strong> Aktion, die M. als "fortschreitende Umwandlung<br />

vere<strong>in</strong>zelter und gewohnheitsmäßig betriebner Produktionsprozesse <strong>in</strong> gesellschaftlich komb<strong>in</strong>ierte<br />

und wissenschaftlich disponierte Produktionsprozesse" beschreibt.<br />

Dabei bildet die Akkumulation (also die Verwertung) <strong>in</strong> jedem Fall die Grundlage und markiert<br />

die äußeren Grenzen des Prozesses. Sie ist sozusagen Chassis und Karosserie der sich vorwärtstreibenden<br />

Produktionsweise. Motor des Prozesses aber s<strong>in</strong>d "Konkurrenz und Kredit, die beiden<br />

mächtigsten Hebel der Zentralisation." 332 Wir wollen uns im nächsten Abschnitt klar machen,<br />

warum und wie die Akkumulation das Kreditwesen hervorbr<strong>in</strong>gt und wie es dem Akkumulationsregime<br />

e<strong>in</strong>e neue Dimension und neuen Antrieb gibt.<br />

Von der "Beihilfe" zur "Waffe"<br />

Kommen wir auf den Text der Zwischenlektüre zurück, <strong>von</strong> dem M. zurückhaltend bemerkt, er<br />

sei als "kurze tatsächliche Andeutung" gedacht. Dar<strong>in</strong> schreibt er beiläufig, wie "sich mit der<br />

kapitalistischen Produktion e<strong>in</strong>e ganz neue Macht, das Kreditwesen" herausbildet. Dieses Kreditwesen,<br />

das uns schon nach e<strong>in</strong>igen Dutzend Reproduktionszyklen als mächtiges F<strong>in</strong>anzkapital<br />

gegenübertreten wird, schleicht sich, wie M. das nennt, "<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Anfängen verstohlen, als<br />

bescheidne Beihilfe der Akkumulation" e<strong>in</strong>, erweist sich aber schon zu M.s Zeiten als "e<strong>in</strong>e neue<br />

und furchtbare Waffe im Konkurrenzkampf" und verwandelt sich immer mehr "<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ungeheuren<br />

sozialen Mechanismus zur Zentralisation der Kapitale". 333<br />

Wir er<strong>in</strong>nern uns an unseren Gullydeckel-Fabrikanten, der mit technischen Neuerungen und<br />

neuer Arbeitsorganisation die Arbeitsproduktivität vergrößerte, se<strong>in</strong>e Produktion ausweitete,<br />

se<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n durch "Extramehrwert" steigerte und se<strong>in</strong>e Marktposition auf Kosten der Konkurrenten<br />

festigte. Dieser Coup brachte ihn nach vorn. Doch für unseren Fabrikanten wirft jeder<br />

Verkauf se<strong>in</strong>er Gullydeckel dieselbe wichtige Frage auf: Woh<strong>in</strong> mit dem erzielten Gew<strong>in</strong>n? <strong>E<strong>in</strong>e</strong>n<br />

<strong>Teil</strong> da<strong>von</strong> behält er für sich; man will schließlich leben. Aber den größeren <strong>Teil</strong> steckt er wieder<br />

<strong>in</strong>s Unternehmen und erweitert die Produktion. Denn Gullydeckel verkauften sich bisher störungsfrei<br />

und die ständige Erweiterung der städtischen Kanalisiation läßt auch für die Zukunft<br />

störungsfreien Absatz erwarten. Doch parallel erweitert er das Produktsortiment. Er wittert auch<br />

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