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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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103 MEW 23, S.62<br />

104 An dieser Stelle gehen wir nicht darauf e<strong>in</strong>, dass die Produzenten derselben Waren zue<strong>in</strong>ander auch <strong>in</strong> Konkurrenz<br />

stehen. Diese Seite der Produktionsverhältnisse führt M. erst später <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Überlegungen e<strong>in</strong>. <strong>Das</strong> hat<br />

zwei Gründe: Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d wir noch ganz mit der Analyse der Tauschbeziehungen beschäftigt, die durch die<br />

Konkurrenz zwar komplizierter, aber nicht grundsätzlich anders werden. Zum andern spielt diese Konkurrenz, sofern<br />

wir uns gedanklich <strong>in</strong> der vorkapitalistischen Warenproduktion bewegen, auch historisch längere Zeit e<strong>in</strong>e<br />

untergeordnete Rolle und wurde sogar aktiv e<strong>in</strong>geschränkt, z.B. über die Zunftorganisationen der Handwerker<br />

oder die Kaufmannsgilden, wenngleich sie niemals vollständig ausgeschaltet werden konnte.<br />

105 Denken wir an Mißernten, die das Volumen der tauschbaren Agrarprodukte e<strong>in</strong>grenzen. Denken wir an Kriege:<br />

Der Zusammenbruch <strong>von</strong> Handelswegen reduziert den Zustrom <strong>von</strong> tauschbaren Waren oder <strong>von</strong> Rohstoffen,<br />

die zur Produktion solcher Waren benötigt werden.<br />

106 Wir müssen spätestens jetzt beg<strong>in</strong>nen, "polit-ökonomisch" zu denken. <strong>Das</strong> ist ke<strong>in</strong> Trick, um <strong>in</strong> dialektische<br />

Fallen zu locken. <strong>Das</strong> ist e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung <strong>in</strong> allen Wissenschaften. Jedem Physiker ist zum Beispiel klar,<br />

dass sich Arbeit oder Leistung als physikalische Begriffe <strong>von</strong> der alltäglichen Bedeutung unterscheiden und ke<strong>in</strong>esfalls<br />

vermischt werden dürfen. Zu schweigen da<strong>von</strong>, dass viele Begriffe wie Arbeit und Leistung <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Wissenschaften zusätzlich <strong>in</strong> verschiedener Bedeutung verwendet werden.<br />

107 Bevor an dieser Stelle bier-fachliche Kritik laut wird: Gerstenbier gab es immer. Auch unser Bier basiert meistens<br />

auf der Gerste, seltener auf dem Weizen als Grundstoff der Malzgew<strong>in</strong>nung. Trotzdem gibt es große Unterschiede.<br />

Schon die Babylonier kannten acht Sorten Gerstenbier, die allerd<strong>in</strong>g neben Wasser nur (!?) Gerste als Rohstoff<br />

verwendeten. Diesen Gerstensaft pur gab es auch im deutschen Mittelalter sozusagen als Billigbier, ohne Hopfen<br />

nämlich.<br />

108 s. Fußnote 104<br />

109 MEW 23, S.59. M. vermerkt dazu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fußnote: "Der Leser muß aufmerken, daß hier nicht vom Lohn<br />

oder Wert die Rede ist, den der Arbeiter für etwa e<strong>in</strong>en Arbeitstag erhält, sondern vom Warenwert, wor<strong>in</strong> sich<br />

se<strong>in</strong> Arbeitstag vergegenständlicht. Die Kategorie des Arbeitslohns existiert überhaupt noch nicht auf dieser Stufe<br />

unsrer Darstellung." Wir ahnen jetzt, dass die Fortentwicklung des Wertbegriffs für die kapitalistische Warenproduktion<br />

weitere Anstrengungen erfordert.<br />

110 <strong>Das</strong>s vor dem Wertgesetz alle warenproduzierende Arbeit gleich ist, mag sie als Arbeit e<strong>in</strong>es Schmieds oder<br />

Kunsthandwerkers auch noch so kompliziert se<strong>in</strong>, kann man sich durch folgende Überlegung schon mal klar machen:<br />

Sobald es mehr Schmiede gibt als gebraucht werden, wird auch Ihnen das Wertgesetz e<strong>in</strong>heizen und e<strong>in</strong>e<br />

Umverteilung der gesellschaftlichen Arbeit weg <strong>von</strong> der Schmiedebranche erzw<strong>in</strong>gen. Mag der Schmied auf<br />

Kunstfertigkeit und lange Ausbildung pochen. Niemand wird ihm (bei allem Herkommen) dafür auf Dauer etwas<br />

gratis zahlen, wenn es Schmiedewaren im Überfluß gibt. Dann ist <strong>von</strong> Kompliziertheit nicht mehr die Rede. Übrigens<br />

s<strong>in</strong>d es genau diese Gefahren der Warenproduktion, die sogar e<strong>in</strong>er kunstfertigen Arbeit schnelle Entwertung<br />

br<strong>in</strong>gen kann, die <strong>in</strong> Städten des Mittelalters mit der Zunftordnung zu e<strong>in</strong>er weitreichende Ausschaltung der<br />

Konkurrenz zwischen den Handwerkern führte.<br />

111 Historisch gilt das im vollen Umfang erst für die entwickelte Warenproduktion. In der Frühphase war die Warenproduktion<br />

noch sehr stark an den bäuerlichen Haushalt gebunden. Die Produktion für den Markt fand als Zuerwerb<br />

statt. Da war man flexibel, was den Tausch ang<strong>in</strong>g, solange die Lebensgrundlagen durch die bäuerliche<br />

Arbeit gesichert waren. Häufig bestand das Ziel dar<strong>in</strong>, über den Zuerwerb durch Tausch etwas <strong>von</strong> dem noch so<br />

seltenen Geld <strong>in</strong> die Hände zu bekommen. Aber sobald die Arbeitsteilung voranschreitet und der gewerbliche<br />

Warenproduzent <strong>von</strong> se<strong>in</strong>em Handwerk abhängig wird, verschw<strong>in</strong>den diese Spielräume der Frühzeit. Die Warenwerte<br />

müssen zurückfließen, um den Handwerker, se<strong>in</strong>en Haushalt und se<strong>in</strong>en Betrieb zu erhalten. Mit den großen<br />

Vorteilen der Arbeitsteilung werden auch die Risiken der Warenproduktion spürbar. Wer die spannende Geschichte<br />

nachlesen will, wie sich <strong>in</strong> Deutschland, beg<strong>in</strong>nend <strong>in</strong> germanischer Zeit, die Warenproduktion herausbildet,<br />

ist mit der "Wirtschaftsgeschichte Deutschlands. Band 1" <strong>von</strong> Hans Mottek immer noch gut bedient.<br />

112 <strong>Das</strong> schreibt M. über die Position des Warenproduzenten: "Se<strong>in</strong>e Ware hat für ihn ke<strong>in</strong>en unmittelbaren Gebrauchswert.<br />

Sonst führte er sie nicht zu Markt. Sie hat Gebrauchswert für andre. Für ihn hat sie unmittelbar nur<br />

den Gebrauchswert, Träger <strong>von</strong> Tauschwert und so Tauschmittel zu se<strong>in</strong>. Darum will er sie veräußern für Ware,<br />

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