09.01.2013 Aufrufe

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

herrschenden Klasse; wie wenig er aber für den jedesmaligen Fall beweist, geht schon daraus<br />

hervor, daß man <strong>in</strong> jeder Epoche der ganzen bisherigen Geschichte Stoff genug für ihn f<strong>in</strong>det.<br />

Die politische Ökonomie als die Wissenschaft <strong>von</strong> den Bed<strong>in</strong>gungen und Formen, unter denen<br />

die verschiednen menschlichen Gesellschaften produziert und ausgetauscht und unter denen<br />

sich demgemäß jedesmal die Produkte verteilt haben – die politische Ökonomie <strong>in</strong> dieser Ausdehnung<br />

soll jedoch erst geschaffen werden. Was wir <strong>von</strong> ökonomischer Wissenschaft bis jetzt<br />

besitzen, beschränkt sich fast ausschließlich auf die Genesis und Entwicklung der kapitalistischen<br />

Produktionsweise: es beg<strong>in</strong>nt mit der Kritik der Reste der feudalen Produktions- und Austauschformen,<br />

weist die Notwendigkeit ihrer Ersetzung durch kapitalistische Formen nach, entwickelt<br />

dann die Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise und ihrer entsprechenden Austauschformen<br />

nach der positiven Seite h<strong>in</strong>, d.h. nach der Seite, wonach sie die allgeme<strong>in</strong>en Gesellschaftszwecke<br />

fördern, und schließt ab mit der sozialistischen Kritik der kapitalistischen Produktionsweise,<br />

d.h. mit der Darstellung ihrer Gesetze nach der negativen Seite h<strong>in</strong>, mit dem Nachweis,<br />

daß diese Produktionsweise durch ihre eigne Entwicklung dem Punkt zutreibt, wo sie sich<br />

selbst unmöglich macht. Diese Kritik weist nach, daß die kapitalistischen Produktions- und Austauschformen<br />

mehr und mehr e<strong>in</strong>e unerträgliche Fessel werden für die Produktion selbst; daß<br />

der durch jene Formen mit Notwendigkeit bed<strong>in</strong>gte Verteilungsmodus e<strong>in</strong>e Klassenlage <strong>von</strong> täglich<br />

sich steigernder Unerträglichkeit erzeugt hat, den sich täglich verschärfenden Gegensatz <strong>von</strong><br />

immer wenigem, aber immer reicheren Kapitalisten und <strong>von</strong> immer zahlreicheren und im ganzen<br />

und großen immer schlechter gestellten besitzlosen Lohnarbeitern; und endlich, daß die <strong>in</strong>nerhalb<br />

der kapitalistischen Produktionsweise erzeugten, massenhaften Produktivkräfte, die <strong>von</strong> jener<br />

nicht mehr zu bändigen s<strong>in</strong>d, nur der Besitzergreifung harren durch e<strong>in</strong>e zum planmäßigen<br />

Zusammenwirken organisierte Gesellschaft, um allen Gesellschaftsgliedern die Mittel zur Existenz<br />

und zu freier Entwicklung ihrer Fähigkeiten zu sichern, und zwar <strong>in</strong> stets wachsendem Maß.<br />

<strong>Karl</strong> <strong>Marx</strong>: <br />

Aus: E<strong>in</strong>leitung [zur Kritik der politischen Ökonomie]; MEW 13, S.631 ff.<br />

Wenn wir e<strong>in</strong> gegebnes Land politisch-ökonomisch betrachten, so beg<strong>in</strong>nen wir mit se<strong>in</strong>er Bevölkerung,<br />

ihrer Verteilung <strong>in</strong> Klassen, Stadt, Land, See, den verschiednen Produktionszweigen,<br />

Aus- und E<strong>in</strong>fuhr, jährlicher Produktion und Konsumtion, Warenpreisen etc.<br />

Es sche<strong>in</strong>t das Richtige zu se<strong>in</strong>, mit dem Realen und Konkreten, der wirklichen Voraussetzung zu<br />

beg<strong>in</strong>nen, also z.B. <strong>in</strong> der Ökonomie mit der Bevölkerung, die die Grundlage und das Subjekt<br />

des ganzen gesellschaftlichen Produktionsakts ist. Indes zeigt sich dies bei näherer Betrachtung<br />

[als] falsch. Die Bevölkerung ist e<strong>in</strong>e Abstraktion, wenn ich z.B. die Klassen, aus denen sie besteht,<br />

weglasse. Diese Klassen s<strong>in</strong>d wieder e<strong>in</strong> leeres Wort, wenn ich die Elemente nicht kenne,<br />

auf denen sie beruhn, z.B. Lohnarbeit, Kapital etc. Diese unterstellen Austausch, <strong>Teil</strong>ung der Arbeit,<br />

Preise etc. Kapital z.B. ohne Lohnarbeit ist nichts, ohne Wert, Geld, Preis etc. F<strong>in</strong>ge ich also<br />

mit der Bevölkerung an, so wäre das e<strong>in</strong>e chaotische Vorstellung des Ganzen und durch nähere<br />

Bestimmung würde ich analytisch immer mehr auf e<strong>in</strong>fachere Begriffe kommen; <strong>von</strong> dem vorgestellten<br />

Konkreten auf immer dünnere Abstrakta, bis ich bei den e<strong>in</strong>fachsten Bestimmungen angelangt<br />

wäre. Von da wäre nun die Reise wieder rückwärts anzutreten, bis ich endlich wieder<br />

bei der Bevölkerung anlangte, diesmal aber nicht als bei e<strong>in</strong>er chaotischen Vorstellung e<strong>in</strong>es<br />

Ganzen, sondern als e<strong>in</strong>er reichen Totalität <strong>von</strong> vielen Bestimmungen und Beziehungen. Der erste<br />

Weg ist der, den die Ökonomie <strong>in</strong> ihrer Entstehung geschichtlich genommen hat. Die Ökonomen<br />

des 17. Jahrhunderts z.B. fangen immer mit dem lebendigen Ganzen, der Bevölkerung,<br />

der Nation, Staat, mehreren Staaten etc. an; sie enden aber immer damit, daß sie durch Analyse<br />

222

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!