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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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sen. 379 Doch um Arbeitskräfte <strong>in</strong> Lohnarbeit zu nehmen, müssen ebenfalls die Lebensmittel für<br />

die Arbeitskräfte auf Märkten bereitstehen, ob es sich um Wohnungen, Kleidung oder Nahrungsmittel<br />

handelt. 380<br />

Es gibt weitere Voraussetzungen: Masch<strong>in</strong>en und Rohstoffe müssen den Ort der Produktion<br />

ebenso erreichen wie die Arbeitskräfte. E<strong>in</strong> dafür h<strong>in</strong>reichendes Transportwesen ist nötig. 381 Für<br />

den Transportunternehmer, der die Produktionsmittel und Arbeitskräfte anliefert, ist das die<br />

produktive Anwendung se<strong>in</strong>es eigenen Kapitals, also das mittlere Stadium se<strong>in</strong>es Kreislaufs. Für<br />

den Unternehmer, dem Masch<strong>in</strong>en und Rohstoffe angeliefert werden, s<strong>in</strong>d das e<strong>in</strong>erseits ärgerliche<br />

Kosten, andererseits Bed<strong>in</strong>gungen se<strong>in</strong>es eigenen Erfolgs.<br />

Die <strong>von</strong> uns bereits erwähnten Abhängigkeiten der <strong>in</strong>dividuellen Kapitale <strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander werden<br />

schon unübersehbar, wenn wir nur das erste Stadium des Kreislaufs betrachten. Damit sich<br />

Geldkapital <strong>in</strong> produktives, Mehrwert schaffendes Kapital verwandeln kann, ist der erfolgreiche<br />

Abschluß vieler anderer paralleler Produktionsprozesse bereits Bed<strong>in</strong>gung. Jede Ausweitung des<br />

e<strong>in</strong>en Produktionsprozesses hat die Ausweitung anderer Produktionsprozesse zur Voraussetzung<br />

und zur Folge: Wer se<strong>in</strong>e Produktion erweitern will, braucht mehr Masch<strong>in</strong>en, mehr Rohstoffe<br />

und mehr Arbeitskräfte. Die wiederum brauchen Wohnungen, Kleidung, Nahrungsmittel und<br />

Transport. Alles muß passen und paßt sich auch <strong>in</strong> kürzeren oder längeren Zeiträumen an. <strong>Das</strong><br />

erfolgt nicht durch Absprache, sondern über die Aktionen am Markt. Dort wird dem Produzenten<br />

bestimmter Waren über die Preisveränderungen e<strong>in</strong>e steigende oder s<strong>in</strong>kende Nachfrage<br />

signalisiert. Dort merkt er, ob Lieferverträge ausgeweitet werden müssen und ob sich die Ausweitung<br />

der eigenen Produktion lohnen könnte. Wegen dieser Verwobenheit und wechselseitigen<br />

Abhängigkeiten der e<strong>in</strong>zelnen Kreisläufe spricht M. vom gesellschaftlichen Charakter der<br />

kapitalistischen Produktion. 382<br />

Sehen wir uns das zweite Stadium P näher an; <strong>in</strong> ihm f<strong>in</strong>det die Produktion statt, oder, wie M. es<br />

auch nennt, die produktive Konsumtion der im ersten Stadium gekauften Waren. <strong>Das</strong> Stadium<br />

der Produktion unterbricht die Zirkulation. Der Kapitalwert ist zeitweilig aus der Geldform <strong>in</strong> die<br />

Naturalform 383 des produktiven Kapitals und damit <strong>in</strong> die Produktionssphäre übergegangen. Der<br />

Output dieses Stadiums s<strong>in</strong>d Waren, die den Wert der <strong>in</strong> den Produktionsprozess e<strong>in</strong>gegangenen<br />

Warenwerte und den Mehrwert umfassen. Wir haben das als Wertbildungsprozess schon<br />

kennengelernt.<br />

Jetzt er<strong>in</strong>nern wir uns wieder an die denkwürdige Anomalie der kapitalistischen Produktionsweise:<br />

Produktion und Waren-Output s<strong>in</strong>d zwar Grundlage der beiden vor- und nachgelagerten<br />

Stadien; auch das erste Stadium wäre ja nicht vorstellbar ohne zuvor produzierte Masch<strong>in</strong>en und<br />

Rohstoffe. Deshalb geht M. wie se<strong>in</strong>e Vorgänger und wie wir als M.s Spurenfolger selbstverständlich<br />

<strong>von</strong> der Produktion als dem Fundament aller Prozesse aus. 384 Dennoch ist die Produktion<br />

nicht Ziel des Kapitalkreislaufs, sondern lediglich Mittel zum eigentlichen Zweck, den wir<br />

Verwertung nennen. Es gibt auch andere Namen dafür: Der Unternehmer spricht vom Gew<strong>in</strong>n,<br />

der Aktionär <strong>von</strong> der Dividende und der Investor <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Rendite. Ohne dem wird die kapitalistische<br />

Produktion sofort beendet. Ob dieser eigentliche Zweck der Veranstaltung aber erreicht<br />

wird, erweist sich erst im dritten Stadium. 385<br />

Was erst Geldkapital und dann produktives Kapital war, tritt uns im dritten Stadium W'-G' als<br />

Warenkapital gegenüber. Damit zeigt sich der Kapitalist als Verkäufer auf dem Markt. Jetzt erst<br />

erfährt er, ob es sich gelohnt hat, ob alle Kosten ersetzt und e<strong>in</strong> Mehrwert realisiert, <strong>in</strong> der Sprache<br />

des Unternehmers: ob e<strong>in</strong> Unternehmergew<strong>in</strong>n erzielt wird. Erst jetzt wird sich klären, ob er<br />

sich mit se<strong>in</strong>en Waren <strong>in</strong> der Konkurrenz behauptet hat, ob er vielleicht sogar besser abschnei-<br />

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