09.01.2013 Aufrufe

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

nen lassen: <strong>Das</strong> ihm zuströmende Geldkapital entspr<strong>in</strong>gt alle<strong>in</strong> dem Zirkulationsprozess des <strong>in</strong>dustriellen Kapitals*.<br />

Und dieser Zustrom erfolgt nicht zufällig, sondern notwendigerweise, ist <strong>von</strong> Anfang an <strong>in</strong>nere Bed<strong>in</strong>gung<br />

des Zirkulationsprozesses, sobald dieser se<strong>in</strong>e entwickelte Form erreicht hat. <strong>Das</strong>s sich mit Entwicklung der kapitalistischen<br />

Produktionsweise auch die Form des Kreditsystems wandelt, wird e<strong>in</strong> anderes Thema se<strong>in</strong>.<br />

*Zur Er<strong>in</strong>nerung: <strong>Das</strong> <strong>in</strong>dustrielle Kapital bezeichnet bei M. die Gesamtheit aller kapitalistisch betriebnen Produktionszweige.<br />

436 Deshalb kann man ebenfalls die Verkürzung der Umschlagszeit des Kapitals als Quelle des Kreditystems betrachten,<br />

da vorübergehend Geldmittel freigesetzt werden, die durch Ausweitung der Produktion produktiv genutzt<br />

oder auf den Geldverwertungsmarkt geworfen werden.<br />

"<strong>Das</strong> so durch den bloßen Mechanismus der Umschlagsbewegung freigesetzte Geldkapital (neben dem durch<br />

den sukzessiven Rückfluß des fixen Kapitals und dem <strong>in</strong> jedem Arbeitsprozeß für variables Kapital nötigem Geldkapital)<br />

muß e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle spielen, sobald sich das Kreditsystem entwickelt, und muß zugleich e<strong>in</strong>e der<br />

Grundlagen desselben bilden." (MEW 24, S.284)<br />

<strong>Das</strong> gilt genauso für die Verkürzung der <strong>Teil</strong>prozesse. Die Verkürzung der Zirkulationszeit reduziert für das <strong>in</strong>dividuelle<br />

Kapital den notwendigen Kapitalvorschuss. M. dazu:<br />

"Da dies nicht nur e<strong>in</strong>en Kapitalisten betrifft, sondern viele und zu verschiednen Perioden <strong>in</strong> verschiednen Geschäftszweigen<br />

sich ereignet, so ersche<strong>in</strong>t hiermit mehr disponibles Geldkapital auf dem Markt. Dauert dieser Zustand<br />

länger, so wird die Produktion erweitert werden, wo dies zulässig; Kapitalisten, die mit geborgtem Kapital<br />

arbeiten, werden weniger Nachfrage auf dem Geldmarkt ausüben, was diesen ebensosehr erleichtert wie vermehrtes<br />

Angebot; oder endlich die Summen, die für den Mechanismus überschüssig geworden s<strong>in</strong>d, werden def<strong>in</strong>itiv<br />

auf den Geldmarkt h<strong>in</strong>ausgeworfen." (MEW 24, S.284f)<br />

437 "<strong>Das</strong> Produkt verwandelt sich durch se<strong>in</strong>e Zirkulation aus Ware <strong>in</strong> Geld; also auch der vom Produkt zirkulierte<br />

Wertteil des Arbeitsmittels, und zwar tropft se<strong>in</strong> Wert aus dem Zirkulationsprozeß als Geld nieder, <strong>in</strong> derselben<br />

Proportion, wor<strong>in</strong> dies Arbeitsmittel aufhört, Wertträger im Produktionsprozeß zu se<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong> Wert erhält also jetzt<br />

Doppelexistenz. E<strong>in</strong> <strong>Teil</strong> desselben bleibt an se<strong>in</strong>e, dem Produktionsprozeß angehörige Gebrauchs- oder Naturalform<br />

gebunden, e<strong>in</strong> andrer <strong>Teil</strong> löst sich <strong>von</strong> ihr ab als Geld. Im Verlauf se<strong>in</strong>er Funktion nimmt der <strong>in</strong> der Naturalform<br />

existierende Wertteil des Arbeitsmittels beständig ab, während se<strong>in</strong> <strong>in</strong> Geldform umgesetzter Wertteil beständig<br />

zunimmt, bis es schließlich ausgelebt hat und se<strong>in</strong> Gesamtwert, <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Leiche getrennt, <strong>in</strong> Geld verwandelt<br />

ist." (MEW 24,S.163f)<br />

438 Natürlich wird immer auch e<strong>in</strong> <strong>Teil</strong> des zurückfließenden fixen Kapitalwerts sofort wieder verwendet: Zum<br />

Ankauf <strong>von</strong> Rohstoffen, zur Bezahlung der Arbeitskräfte, zur Verbesserung der Masch<strong>in</strong>erie. Nicht alles geht unbed<strong>in</strong>gt<br />

<strong>in</strong> die Schatzbildung e<strong>in</strong>, sondern ist <strong>Teil</strong> des Geldflusses im Unternehmen. Darauf macht uns M. ausdrücklich<br />

aufmerksam:<br />

"Dieser so <strong>in</strong> Geld verwandelte <strong>Teil</strong> des fixen Kapitalwerts kann dazu dienen, das Geschäft zu erweitern oder<br />

Verbesserungen an den Masch<strong>in</strong>en anzubr<strong>in</strong>gen, welche deren Wirksamkeit vermehren. In kürzren oder längren<br />

Abschnitten f<strong>in</strong>det so Reproduktion statt, und zwar – vom Standpunkt der Gesellschaft betrachtet – Reproduktion<br />

auf erweiterter Stufenleiter; extensiv, wenn das Produktionsfeld ausgedehnt; <strong>in</strong>tensiv, wenn das Produktionsmittel<br />

wirksamer gemacht. Diese Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter entspr<strong>in</strong>gt nicht aus Akkumulation –<br />

Verwandlung <strong>von</strong> Mehrwert <strong>in</strong> Kapital –, sondern aus Rückverwandlung des Werts, welcher sich abgezweigt, <strong>in</strong><br />

Geldform losgelöst hat vom Körper des fixen Kapitals, <strong>in</strong> neues, entweder zuschüssiges oder doch wirksameres,<br />

fixes Kapital derselben Art. Es hängt natürlich teils <strong>von</strong> der spezifischen Natur des Geschäftsbetriebs ab, wieweit<br />

und <strong>in</strong> welchen Dimensionen er solches allmählichen Zuschusses fähig ist, also auch <strong>in</strong> welchen Dimensionen e<strong>in</strong><br />

Reservefonds gesammelt se<strong>in</strong> muß, um <strong>in</strong> dieser Weise rückangelegt werden zu können, und <strong>in</strong> welchen Zeiträumen<br />

dies geschehn kann." (MEW 24, S.172)<br />

439 MEW 24, S.182. Es gibt noch e<strong>in</strong>e Menge anderer Bemerkungen dieser Art, <strong>in</strong> denen M. zwar nicht umh<strong>in</strong><br />

kann, die Bedeutung des Kredits hervorzuheben, aber den Zeitpunkt für verfrüht hält, den Kredit bereits <strong>in</strong> die<br />

Analyse e<strong>in</strong>zubeziehen. Damit folgt er se<strong>in</strong>em Aufbauplan für das "Kapital"; er will se<strong>in</strong>e Leser im 2. Band damit<br />

noch nicht belasten. Aber unübersehbar ist se<strong>in</strong> Schwanken zwischen dem e<strong>in</strong>mal gefaßten Plan der Stoffdarbietung<br />

und den Tücken des Stoffs selbst, dem hier schon das Kreditsystem aus allen Nähten lugt.<br />

336

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!