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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Und diese objektiv zusammenhängende, praktisch weltumspannende Produktion wird gleichzeitig<br />

durch die Regie der vielen beteiligten Kapitalisten <strong>in</strong> ebensoviele private, <strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander abgetrennte,<br />

mite<strong>in</strong>ander konkurrierende und aufe<strong>in</strong>ander angewiesene Produktionsprozesse gegliedert,<br />

<strong>von</strong> denen sich jeder e<strong>in</strong>zelne erstens als Arbeitsprozess und zweitens als Verwertungsprozess<br />

immer aufs Neue bewähren muß.<br />

Als Arbeitsprozesse bleibt die Erzeugung <strong>von</strong> Gebrauchswerten (notgedrungen) verb<strong>in</strong>dliche Geschäftsgrundlage<br />

auch für den kapitalistischen Produktionsprozess. Denn wo es für das erzeugte<br />

Produkt am Ende ke<strong>in</strong>e zahlungsfähige Nachfrage gibt, hat auch der Kapitalist se<strong>in</strong> Recht verwirkt.<br />

<strong>Das</strong> Bewährungskriterium ist aber nicht der erzeugte Gebrauchswert, nicht e<strong>in</strong>mal se<strong>in</strong> erfolgreicher<br />

Verkauf. Bewährt hat sich der e<strong>in</strong>zelne Produktionsprozess erst mit erfolgreicher<br />

Verwertung, mit h<strong>in</strong>reichender Vermehrung des Werts.<br />

Die erfolgreiche Verwertung ist für den Kapitalisten notgedrungen das Ziel all se<strong>in</strong>er Bemühungen.<br />

Er mag tolle Produkte herstellen. Er mag <strong>in</strong>novativ se<strong>in</strong> wie ke<strong>in</strong>er sonst. Er mag für se<strong>in</strong>e<br />

Mitarbeiter das letzte Hemd opfern. Alles nützt ihm nichts, wenn er mit dem Verkauf se<strong>in</strong>er Produkte<br />

h<strong>in</strong>ter der Verwertung zurückbleibt, die für die Sicherung der Position am Markt erforderlich<br />

ist. Deshalb ist der Verwertungszwang für uns das zentrale Merkmal der kapitalistischen<br />

Produktionsweise. Und dabei geht es um wesentlich mehr als um e<strong>in</strong>fache Rentabilität. Es genügt<br />

nicht, dass der Produktionsprozess mehr here<strong>in</strong>holt als h<strong>in</strong>ausgeht. Was h<strong>in</strong>reichende Verwertung<br />

ist, wird durch eigene Regeln im System festgelegt, mit denen wir uns später genauer<br />

beschäftigen.<br />

Wertbildungsprozess<br />

Als wir die Ware als Elementarform des gesellschaftlichen Reichtums analysierten, genügte uns<br />

die allgeme<strong>in</strong>e Wertbestimmung. Es reichte zunächst aus, den Warenwert über das <strong>in</strong> der Ware<br />

vergegenständlichte Quantum an gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit zu bestimmen. Wir<br />

abstrahierten für diese "e<strong>in</strong>fache Warenproduktion" <strong>von</strong> allem anderen: Von den verwendeten<br />

Arbeitsmitteln, Rohstoffen, <strong>von</strong> den Kosten für Hilfskräfte, Werkstatt, Zunftabgaben usw. Wir<br />

abstrahierten <strong>von</strong> der Wertschöpfung, die auch mittelalterliche Handwerker, trotz enger Zunftgrenzen,<br />

reicher machte.<br />

Warum sprechen wir jetzt nicht mehr bloß vom Wert sondern vom Wertbildungsprozess? Weil<br />

wir uns mit e<strong>in</strong>em Arbeitsprozess befassen, der mit zahlreichen anderen Arbeitsprozessen verwoben<br />

ist. Die Produkte des e<strong>in</strong>en werden zum Arbeitsmittel oder zum Rohstoff des anderen<br />

Arbeitsprozesses. <strong>Das</strong> Produkt des e<strong>in</strong>en wird sogar zur Voraussetzung des anderen Prozesses.<br />

Die Waren werden nicht e<strong>in</strong>fach hergestellt, sondern wechseln <strong>in</strong> andere Arbeitsprozesse über.<br />

Was passiert <strong>in</strong> dieser beliebig engen Verknüpfung beliebig vieler Arbeitsprozesse mit dem Wert<br />

und mit dem Mehrwert?<br />

Die bereits beantwortete Frage nach der Quelle des Mehrwerts wird jetzt neu gestellt. Aber<br />

wenn wir die Frage nach dem Strich am G' stellen, dürfen wir das G selbst nicht vergessen. Wir<br />

haben genauer zu prüfen, wie sich die Werte der <strong>in</strong> den Arbeitsprozess e<strong>in</strong>gespeisten Waren<br />

(Arbeitskraft, Masch<strong>in</strong>en, Rohstoffe, Energie usw.) erhalten und auf neue Produkte übertragen.<br />

Genauer gefragt: Wie bildet sich der Wert e<strong>in</strong>er Ware im vernetzten kapitalistischen Produktionsprozess,<br />

den wir oben als E<strong>in</strong>heit <strong>von</strong> Arbeitsprozess und Verwertungsprozess bezeichneten?<br />

Ist die stoffliche Form des Kapitals, ab Masch<strong>in</strong>e, Rohstoff, Energie, Arbeitskraft usw., für diesen<br />

Prozess e<strong>in</strong>erlei? Wie läßt sich <strong>in</strong> diesem Prozess der Mehrwert vom Wert der produzierten Wa-<br />

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