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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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oder die "Natur des Menschen". Sie analysiert die <strong>in</strong>neren Wechselwirkungen zwischen Produktivkräften<br />

und Produktionsverhältnissen, die der Gesellschaft ihre jeweilige soziale Struktur, aber<br />

auch ihre historischen Bruchstellen geben. Sie hat die <strong>in</strong>neren Antriebskräfte der Gesellschaft<br />

zum Gegenstand, die sich dank dieser Antriebskräfte aus sich heraus beständig verändert.<br />

Lektüre: Friedrich Engels: <br />

S.220<br />

Im Jahre 1878, also elf Jahre nach dem Ersche<strong>in</strong>en des <strong>1.</strong> Bands des "Kapital", gibt Friedrich Engels<br />

e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition für Politische Ökonomie. Sie sei allgeme<strong>in</strong> "die Wissenschaft <strong>von</strong> den Gesetzen,<br />

welche die Produktion und den Austausch des materiellen Lebensunterhalts <strong>in</strong> der menschlichen<br />

Gesellschaft beherrschen." Um diesen Gesetzen auf die Spur zu kommen, ist sie wesentlich<br />

e<strong>in</strong>e historische Wissenschaft, die "e<strong>in</strong>en geschichtlichen, das heißt e<strong>in</strong>en stets wechselnden<br />

Stoff" behandelt.<br />

Auch für Engels ist die Politische Ökonomie ke<strong>in</strong> akademischer Zeitvertreib. Auch ihm kommt es<br />

darauf an, jene Bruchstellen ausf<strong>in</strong>dig zu machen, an denen "diese Produktionsweise durch ihre<br />

eigne Entwicklung dem Punkt zutreibt, wo sie sich selbst unmöglich macht" und "<strong>in</strong>nerhalb der<br />

sich auflösenden ökonomischen Bewegungsform die Elemente der zukünftigen, jene Mißstände<br />

beseitigenden, neuen Organisation der Produktion und des Austausches aufzudecken." 47<br />

<strong>Das</strong> ist derselbe Punkt, auf den M. <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Bestimmung des Gegenstands h<strong>in</strong>weist: "Auf e<strong>in</strong>er<br />

gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft <strong>in</strong> Widerspruch<br />

mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur e<strong>in</strong> juristischer Ausdruck<br />

dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, <strong>in</strong>nerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten.<br />

Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse <strong>in</strong> Fesseln derselben<br />

um. Es tritt dann e<strong>in</strong>e Epoche sozialer Revolution e<strong>in</strong>."<br />

Bleibt für uns zu prüfen: Gilt das auch für für die kapitalistische Produktionsweise? Und wenn ja:<br />

Wie leitet sich das aus den ökonomischen Bewegungsgesetzen ab? Oder ist nicht im Gegenteil<br />

die kapitalistische Produktionsweise, was die Freisetzung <strong>von</strong> Produktivkraft angeht, ohne Beispiel<br />

<strong>in</strong> der Geschichte? Woher sollten da irgendwelche Entwicklungsgrenzen kommen?<br />

Ihre Totalität, die Gesellschaft<br />

Zwischenfrage 9: Gibt es <strong>in</strong> der marxistischen Theorie feststehende Wahrheiten? (S.168)<br />

Bezugspunkt der Politischen Ökonomie ist nicht der e<strong>in</strong>zelne Mensch, schon gar nicht das e<strong>in</strong>zelne<br />

Unternehmen, sondern die Gesellschaft, aufbauend auf der uralten Erkenntnis, dass der<br />

Mensch e<strong>in</strong> durch und durch gesellschaftliches Wesen ist, das nur <strong>in</strong> Gesellschaft mit anderen<br />

Menschen existieren kann. Die Vorstellung <strong>von</strong> "Gesellschaft" ist umfassend. <strong>Marx</strong>isten sprechen<br />

auch <strong>von</strong> Gesellschaft als Totalität der Verhältnisse. Kl<strong>in</strong>gt gefährlich, hat aber nichts mit<br />

"Totalitarismus" oder dergleichen zu tun. <strong>Das</strong> bedeutet nichts anderes, als dass e<strong>in</strong>e Trennung<br />

<strong>in</strong> Wirtschaft, Kultur, Politik, Wissenschaft, Soziales usw., <strong>von</strong> der wir im Alltag selbstverständlich<br />

ausgehen, zunächst nicht gegeben ist. <strong>Das</strong> ist nur unsere Methode, uns <strong>in</strong> komplexen Gesellschaften<br />

zurecht zu f<strong>in</strong>den. Unabhängig <strong>von</strong> der Notwendigkeit, uns das tägliche Leben und das<br />

Reden über die Gesellschaft e<strong>in</strong>facher zu machen, gilt aber der schlaue Satz: Alles hängt mit allem<br />

zusammen.<br />

Niemand braucht M. darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass sich die "Totalität" der gesellschaftlichen Verhältnisse<br />

e<strong>in</strong>er ebenso "totalen" Erkenntnis entzieht. Soviel kann auch der klügste Kopf auf<br />

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