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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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332 MEW 23, S.655 und S.656. Vgl. dazu auch die Zwischenlektüre <strong>Karl</strong> <strong>Marx</strong>: auf S.318, der die Zitate entnommen s<strong>in</strong>d.<br />

333 MEW 23, S.655. Alle Zitate ausführlich <strong>in</strong> der Zwischenlektüre <strong>Karl</strong> <strong>Marx</strong>: auf S.318, auf die sich dieses Kapitel bezieht. In se<strong>in</strong>en weiteren Ausführungen kommt M. immer<br />

wieder auf die Rolle des Kredits zu sprechen und skizziert dessen E<strong>in</strong>fluß.<br />

334 M. erwähnt diese notwendige Folge der Akkumulation an anderer Stelle: "Sobald die Entwicklung des Kredits<br />

dazwischenkommt, verwickelt sich das Verhältnis <strong>von</strong> ursprünglich vorgeschoßnem Kapital und kapitalisiertem<br />

Mehrwert noch mehr. Z.B. A borgt <strong>Teil</strong> des produktiven Kapitals, womit er das Geschäft anfängt oder während<br />

des Jahrs fortführt, beim Bankier C. Er hat <strong>von</strong> vornhere<strong>in</strong> ke<strong>in</strong> eignes h<strong>in</strong>reichendes Kapital für Führung des<br />

Geschäfts. Bankier C leiht ihm e<strong>in</strong>e Summe, die bloß aus bei ihm deponiertem Mehrwert der Industriellen D, E, F<br />

etc. besteht. Vom Standpunkt des A handelt es sich noch nicht um akkumuliertes Kapital. In der Tat aber ist für<br />

D, E, F etc. der A nichts als e<strong>in</strong> Agent, der den <strong>von</strong> ihnen angeeigneten Mehrwert kapitalisiert."(MEW 24, S.322)<br />

335 <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d die Gelder, die sich <strong>in</strong> den Händen der Kapitalisten sammeln und aus verschiedenen Gründen nicht<br />

oder noch nicht <strong>in</strong> den Verwertungsprozess e<strong>in</strong>gespeist werden. Darauf gehen wir genauer e<strong>in</strong>, wenn wir uns<br />

dem Zirkulationsprozess zuwenden und uns die dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gebauten Verwertungsprobleme näher ansehen.<br />

336 Wir übernehmen diese Formulierung vom "funktionierenden Kapital" und "funktionierenden Kapitalisten"<br />

<strong>von</strong> M., der sie mehrmals verwendet (leider auch etwas unpräzise und häufiger auch als "fungierendes Kapital").<br />

Damit ist das Kapital geme<strong>in</strong>t, das <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>heit <strong>von</strong> Arbeitsprozess und Verwertungsprozess funktioniert. Entsprechend<br />

ist der "funktionierende Kapitalist" die wirkliche Regie des Produktionsprozesses; heute wird diese<br />

Rolle überwiegend <strong>von</strong> beauftragten Managern als den Funktionären der Kapitalisten ausgefüllt, während die<br />

Eigentümer-Kapitalisten als Aktionäre und Investoren überall zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, wo man angenehm und exklusiv<br />

lebt.<br />

337 Hier wäre auch auf die Rolle der Aktiengesellschaften h<strong>in</strong>zuweisen, die M. <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Text erwähnt (MEW 23,<br />

S.656). <strong>Das</strong> ist historisch e<strong>in</strong>e sehr frühe Form der Zentralisation <strong>von</strong> Kapital und ebenfalls natürlich e<strong>in</strong>e Form<br />

des Kredits. Die zunehmende Gründung <strong>von</strong> Aktiengesellschaften brachten das Bedürfnis nach Verwaltung und<br />

Kontrolle, wie man heute sagen würde: nach Regulierung des Verfahrens zum Schutz vor Betrug hervor. Diese<br />

Aufgaben wurden schon zu M.s Zeit zwischen Banken und den parallel sich herausbildenden modernen Börsen<br />

aufgeteilt. Regulierungen s<strong>in</strong>d nichts neues, sondern entstehen <strong>in</strong> dem Maße, wie sich das Kreditsystem entfaltet.<br />

338 Heute dürfen wir natürlich nicht nur auf die Banken schauen. Die verschiedenen Funds mit ihren e<strong>in</strong>flußreichen<br />

und vollends anonymen Fundsmanagern machen den Banken zunehmend Konkurrenz, wenn es darum<br />

geht, E<strong>in</strong>fluß auf Unternehmen per Kredit und auf die Verwertung der Kredite zu nehmen.<br />

339 Rentiers s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Rentner, sondern Menschen, die ihr Geld <strong>in</strong> Rentenpapieren wie Staats- oder Unternehmensanleihen,<br />

aber auch <strong>in</strong> Aktien anlegen und damit als Kreditgeber wirken, die <strong>von</strong> den Renditen ihrer Anlagen<br />

leben. Kouponschneider ist e<strong>in</strong> anderer Name für dieselbe Gattung, benannt nach den Koupons, die zu e<strong>in</strong>em<br />

Wertpapier gehören. Diese Koupons werden bei Fälligkeit gegen die jeweilige Rendite oder Dividende e<strong>in</strong>gelöst.<br />

Die Gruppe vermögender Geldkapitalisten, die wir Investoren nennen, s<strong>in</strong>d sowohl Überbleibsel der alten<br />

Klasse ehemals funktionierender Kapitalisten, als auch neu h<strong>in</strong>zugekommene Nutznießer diverser Spekulationen<br />

und anderer Betrügereien, die es ihnen ermöglichten, fürderh<strong>in</strong> "ihr Geld für sich arbeiten" zu lassen. Sie verwalten<br />

ihre Investments übrigens selten selbst, sondern nutzen dafür weltweit aktive Gesellschaften für Vermögensverwaltung,<br />

die sowohl zu Banken gehören, aber auch als Spezialisten selbständig agieren. <strong>Das</strong> <strong>von</strong> solchen Gesellschaften<br />

verwaltete Vermögen <strong>von</strong> Personen (nicht Unternehmen) betrug Ende 2010 weltweit rund 121 Billionen<br />

US-Dollar. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d 12<strong>1.</strong>000 Milliarden.<br />

340 "Neben der wirklichen Akkumulation oder Verwandlung des Mehrwerts <strong>in</strong> produktives Kapital (und entsprechender<br />

Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter) läuft also Geldakkumulation, Zusammenscharren e<strong>in</strong>es <strong>Teil</strong>s<br />

des Mehrwerts als latentes Geldkapital, das erst später, sobald es gewissen Umfang erreicht, als zuschüssiges<br />

aktives Kapital fungieren soll. So stellt sich die Sache vom Standpunkt des e<strong>in</strong>zelnen Kapitalisten dar. Mit der<br />

Entwicklung der kapitalistischen Produktion entwickelt sich jedoch gleichzeitig das Kreditsystem. <strong>Das</strong> Geldkapital,<br />

das der Kapitalist noch nicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em eignen Geschäft anwenden kann, wird <strong>von</strong> andren angewandt, <strong>von</strong> denen<br />

er Z<strong>in</strong>sen dafür erhält. Es fungiert für ihn als Geldkapital im spezifischen S<strong>in</strong>n, als e<strong>in</strong>e vom produktiven Kapital<br />

unterschiedne Sorte Kapital. Aber es wirkt als Kapital <strong>in</strong> andrer Hand. Es ist klar, daß mit der häufigern Realisation<br />

des Mehrwerts und der steigenden Stufenleiter, worauf er produziert wird, die Proportion wächst, wor<strong>in</strong> neues<br />

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