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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Man kann annehmen, daß für die entscheidendsten Zweige der großen Industrie dieser Lebenszyklus jetzt im<br />

Durchschnitt e<strong>in</strong> zehnjähriger ist. Doch kommt es hier nicht auf die bestimmte Zahl an. Soviel ergibt sich: Durch<br />

diesen e<strong>in</strong>e Reihe <strong>von</strong> Jahren umfassenden Zyklus <strong>von</strong> zusammenhängenden Umschlägen, <strong>in</strong> welchen das Kapital<br />

durch se<strong>in</strong>en fixen Bestandteil gebannt ist, ergibt sich e<strong>in</strong>e materielle Grundlage der periodischen Krisen, wor<strong>in</strong><br />

das Geschäft aufe<strong>in</strong>anderfolgende Perioden der Abspannung, mittleren Lebendigkeit, Überstürzung, Krise<br />

durchmacht. Es s<strong>in</strong>d zwar die Perioden, wor<strong>in</strong> Kapital angelegt wird, sehr verschiedne und ause<strong>in</strong>anderfallende.<br />

Indessen bildet die Krise immer den Ausgangspunkt e<strong>in</strong>er großen Neuanlage. Also auch – die ganze Gesellschaft<br />

betrachtet – mehr oder m<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e neue materielle Grundlage für den nächsten Umschlagszyklus." (MEW 24,<br />

S.185f)<br />

479 "Solange wir die Wertproduktion und den Produktenwert des Kapitals <strong>in</strong>dividuell betrachteten, war die<br />

Naturalform des Warenprodukts für die Analyse ganz gleichgültig, ob sie z.B. aus Masch<strong>in</strong>en bestand oder aus<br />

Korn oder aus Spiegeln. Es war dies immer Beispiel, und jeder beliebige Produktionszweig konnte gleichmäßig<br />

zur Illustration dienen. Womit wir es zu tun hatten, war der unmittelbare Produktionsprozeß selbst, der auf jedem<br />

Punkt als Prozeß e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen Kapitals sich darstellt. Soweit die Reproduktion des Kapitals <strong>in</strong> Betracht kam,<br />

genügte es zu unterstellen, daß <strong>in</strong>nerhalb der Zirkulationssphäre der <strong>Teil</strong> des Warenprodukts, welcher Kapitalwert<br />

darstellt, die Gelegenheit f<strong>in</strong>det, sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Produktionselemente und daher <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Gestalt als produktives<br />

Kapital rückzuverwandeln; ganz wie es genügte zu unterstellen, daß Arbeiter und Kapitalist auf dem Markte<br />

die Waren vorf<strong>in</strong>den, wor<strong>in</strong> sie Arbeitslohn und Mehrwert verausgaben. Diese nur formelle Manier der Darstellung<br />

genügt nicht mehr bei Betrachtung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals und se<strong>in</strong>es Produktenwerts. Die<br />

Rückverwandlung e<strong>in</strong>es <strong>Teil</strong>s des Produktenwerts <strong>in</strong> Kapital, das E<strong>in</strong>gehn e<strong>in</strong>es andern <strong>Teil</strong>s <strong>in</strong> die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Konsumtion der Kapitalisten- wie der Arbeiterklasse bildet e<strong>in</strong>e Bewegung <strong>in</strong>nerhalb des Produktenwerts selbst,<br />

wor<strong>in</strong> das Gesamtkapital resultiert hat; und diese Bewegung ist nicht nur Wertersatz, sondern Stoffersatz, und ist<br />

daher ebensosehr bed<strong>in</strong>gt durch das gegenseitige Verhältnis der Wertbestandteile des gesellschaftlichen Produkts<br />

wie durch ihren Gebrauchswert, ihre stoffliche Gestalt." (MEW 24, S.393)<br />

480 Solche Schemata zur Analyse der gesellschaftlichen Reproduktion s<strong>in</strong>d nicht M.s Erf<strong>in</strong>dung. Er greift auf Verfahren<br />

se<strong>in</strong>er Vorgänger zurück. Allerd<strong>in</strong>gs kann er dank se<strong>in</strong>er Wertthorie, mit der die Quelle des Mehrwerts<br />

aufgedeckt und der Unterschied <strong>von</strong> Wert und Gebrauchswert konsequent beachtet wird, die stoffliche Reproduktion<br />

der Gesellschaft (als Gebrauchswertmenge für die produktive und <strong>in</strong>dividuelle Konsumtion) mit der<br />

wertmäßigen, kapitalistischen Reproduktion verb<strong>in</strong>den und die dar<strong>in</strong> liegenden Widersprüche aufdecken. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

gilt auch hier: Es ist nicht das Schema, das irgendetwas an Erkenntnis hervorbr<strong>in</strong>gt oder irgendetwas beweist.<br />

Es ist unsere strukturelle Analyse, die sich der Schemata nur als Hilfsmittel bedient.<br />

481 "<strong>Das</strong> Gesamtprodukt, also auch die Gesamtproduktion, der Gesellschaft zerfällt <strong>in</strong> zwei große Abteilungen:<br />

I. Produktionsmittel, Waren, welche e<strong>in</strong>e Form besitzen, wor<strong>in</strong> sie <strong>in</strong> die produktive Konsumtion e<strong>in</strong>gehn müssen<br />

oder wenigstens e<strong>in</strong>gehn können.<br />

II. Konsumtionsmittel, Waren, welche e<strong>in</strong>e Form besitzen, wor<strong>in</strong> sie <strong>in</strong> die <strong>in</strong>dividuelle Konsumtion der Kapitalisten-<br />

und Arbeiterklasse e<strong>in</strong>gehn.<br />

In jeder dieser Abteilungen bilden sämtliche verschiedne ihr angehörige Produktionszweige e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen großen<br />

Produktionszweig, die e<strong>in</strong>en den der Produktionsmittel, die andern den der Konsumtionsmittel. <strong>Das</strong> <strong>in</strong> jedem<br />

der beiden Produktionszweige angewandte gesamte Kapital bildet e<strong>in</strong>e besondre große Abteilung des gesellschaftlichen<br />

Kapitals." (MEW 24, S.394)<br />

Ohne Frage gibt es Produkte, die <strong>in</strong> beiden Bereichen e<strong>in</strong>gesetzt werden, die also entweder produktiv oder <strong>in</strong>dividuell<br />

konsumiert werden, z.B. Energie, Transportkapazitäten, Computer, PKWs, Straßen usw. Die Unterscheidung<br />

beider Abteilungen hat aber nicht zum Ziel, die e<strong>in</strong>zelnen Kapitale nach ihrer Zugehörigkeit zu klassifizieren.<br />

Sie soll die Widersprüche aufspüren, die sich aus der Abhängigkeit beider Abteilungen <strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander ergeben.<br />

482 Tiefe und Dauer e<strong>in</strong>er Krise hängen da<strong>von</strong> ab, wieviele Veränderungen, die wir hier noch mit dem Sammelbegriff<br />

"Wertrevolution" belegen, zusammentreffen und die zyklische Rezession, die aus dem Zyklus der Anlage<strong>in</strong>vestitionen<br />

resultiert, verstärken oder auch verm<strong>in</strong>dern. Für die gegenwärtige Wirtschaftskrise waren die<br />

geplatzen Spekulationsblasen am Aktienmarkt und am Hypothekenmarkt kräftige Verstärker, weil sie das Kreditsystem<br />

teilweise regelrecht lahmlegten. Die gleichzeitig platzende Spekulationsblase bei Rohstoffen wirkte h<strong>in</strong>gegen<br />

zwiespältig. Der rasant s<strong>in</strong>kende Preis für Rohöl <strong>von</strong> 150$ pro Faß Mitte 2008 auf unter 40$ Anfang 2009<br />

verstärkte zunächst durch Vernichtung spekulativer Investments die F<strong>in</strong>anzkrise, wirkte danach aber wieder stabi-<br />

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