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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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sen wir zuerst auf das fixe Kapital zurückkommen, dessen Wachstum e<strong>in</strong>e ebenso vorantreibende<br />

wie widersprüchliche Rolle spielt.<br />

Mit dem fixen Kapital haben wir e<strong>in</strong> Verzögerungs- und Risikoelement im Verwertungsprozess.<br />

Es ist die Form des Kapitals, die dem Ideal jedes Kapitalisten, dem Geldkapital, am entferntesten<br />

ist. Es kann sich nicht e<strong>in</strong>fach zu Geld verflüssigen und an anderer Stelle mit neuer Verwertung<br />

beg<strong>in</strong>nen. Mag man bei stockendem Absatz die Produktion zurückfahren und Beschäftigte entlassen.<br />

Auch die Zulieferung des zirkulierenden Kapitals kann man stoppen. Man kann vorübergehend<br />

das gesamte Unternehmen <strong>in</strong> Betriebsferien schicken oder sogar e<strong>in</strong>motten. 462 <strong>Das</strong> fixierte<br />

Kapital drängt weiter auf Verwertung. Die Gefahr wächst, den fixierten Wert ganz oder<br />

teilweise zu verlieren, wenn man se<strong>in</strong>e Verwertungszeit weiter <strong>in</strong> die Zukunft verschieben<br />

muß. 463<br />

Jeder "anormale Verlauf", jede Störung des verwobenen Netzes, gleich an welcher Stelle, trifft<br />

das Kapital mit hoher Fixierung daher härter. Je höher die Kapitalfixierung, desto größer das Krisenpotential.<br />

<strong>Das</strong> halten wir schon mal fest und fragen weiter: Was s<strong>in</strong>d das für Störungen, die<br />

zu Wertrevolutionen führen und die Verwertungsbed<strong>in</strong>gungen umwälzen können?<br />

M. rückt vor allem Wertrevolutionen durch technologische Veränderungen des Arbeitsprozesses<br />

<strong>in</strong> den Vordergrund. Grundlage dieser Wertrevolutionen ist die "beständige Umwälzung der<br />

Produktionsmittel, die ebenfalls mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise beständig<br />

zunimmt". 464 <strong>Das</strong> ist dieselbe Kraft, die auch die Produktion des relativen Mehrwerts antreibt.<br />

Dort betrachteten wir sie jedoch <strong>von</strong> außen; nur ihre Wirkung auf die Produktion des relativen<br />

Mehrwerts <strong>in</strong>teressierte uns. Jetzt begegnet sie uns als Element des Zirkulationsprozesses<br />

und als Ursache der Wertrevolutionen <strong>in</strong> zwiespältiger Weise: Sie vernichtet Kapital durch moralischen<br />

Verschleiß oder als Ausgangspunkt <strong>von</strong> Zentralisationsprozessen. Und sie ermöglicht und<br />

erzw<strong>in</strong>gt die Neuanlage <strong>von</strong> Kapital, um den veränderten Verwertungsbed<strong>in</strong>gungen zu folgen.<br />

Die können <strong>in</strong> der Modernisierung vorhandener Produktionskapazitäten bestehen. Es kann sich<br />

aber auch um ganz neue Produkte mit neuen Märkten handeln, mit denen sich neue Mehrwertquellen<br />

erschließen. 465<br />

M. hebt auch die Wertrevolutionen durch Preisveränderungen hervor. 466 Da e<strong>in</strong> bestimmter <strong>Teil</strong><br />

des Kapitals stets <strong>in</strong> Form noch nicht verkaufter Waren existiert, wirken hier s<strong>in</strong>kende Preise als<br />

Kapitalentwertung; steigende Preise wirken als Wertgew<strong>in</strong>n. Für die noch zu kaufenden Waren<br />

gilt der umgekehrte Fall. Solche Preisveränderungen während des Zirkulationsprozesses s<strong>in</strong>d<br />

schon zu M.s Zeit e<strong>in</strong> eigenes Feld der Spekulation geworden und s<strong>in</strong>d es heute mehr denn je.<br />

Was für den englischen Kapitalismus zu M.s Zeit der Baumwollpreis war, ist für den heutigen<br />

Kapitalismus der Ölpreis. Se<strong>in</strong>e Bewegung ist nicht nur Gegenstand e<strong>in</strong>er weltumspannenden<br />

Spekulation, sondern Auslöser breiter Wertrevolutionen. <strong>Das</strong> ist der Widers<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er nur konkurrenz-<br />

und wertgesteuerten Ökonomie, die erst hohe Ölpreise braucht, um sich der Entwicklung<br />

<strong>von</strong> Alternativen auch nur zuzuwenden. 467<br />

Mit jeder Wertrevolution wird <strong>in</strong> den betroffenen Branchen fixes Kapital und das vor der Umwälzung<br />

produzierte und noch nicht verkaufte Warenkapital entwertet. Gleichzeitig muß neues<br />

fixes Kapital <strong>in</strong>vestiert werden. Die Folgen dieses Wechselspiels <strong>von</strong> Entwertung und Neuanlage<br />

s<strong>in</strong>d uns schon begegnet. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d vor allem Zentralisation des Kapitals und Mobilisierung <strong>von</strong><br />

Geldmitteln per Kredit, Umverteilung <strong>von</strong> Kapital und gesellschaftlicher Arbeit. Die Neuanlage<br />

<strong>von</strong> fixem Kapital vertraut <strong>in</strong> die neuen Verwertungsmöglichkeiten. 468 Oder wie M. das an anderer<br />

Stelle schon formulierte: Es "wird der Lauf der normalen Produktion untertan der anormalen<br />

Spekulation." 469<br />

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