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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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schen nicht als Belehrung oder Erziehung, sondern nur als Änderung der Umstände vorstellen<br />

(später würde M. <strong>von</strong> Verhältnissen gesprochen haben), die dadurch verändernd auf die<br />

Veränderer zurückwirken. Die E<strong>in</strong>heit vom Ändern der Umstände auf der e<strong>in</strong>en, vom sich dadurch<br />

verändern lassen auf der anderen Seite, nennt er die "revolutionäre Praxis". <strong>Das</strong> ist gesellschaftliches,<br />

also geme<strong>in</strong>schaftliches Handeln, das die Lebensverhältnisse und damit die Handlungsmöglichkeiten<br />

der Menschen verändert. Nicht zur Mildtätigkeit ermahnen, sondern die Ursachen<br />

der Armut bestimmen und bekämpfen. <strong>Das</strong> ist das entschiedene Gegenprogramm zur<br />

Sonntagspredigt.<br />

Bei revolutionärer Praxis denkt M. zunächst gar nicht an Barrikaden und Aufstand, sondern nur<br />

an die wirkliche materielle Änderung der Verhältnisse. Wenn es jedoch betonierte politischökonomische<br />

Verhältnisse s<strong>in</strong>d, die sich anders nicht ändern lassen, können letztlich auch Barrikaden<br />

dazugehören.<br />

46. Warum treten Naturelemente (Wasser, Luft) zunächst nicht als Wertbildner auf? Unter<br />

welchen Voraussetzungen gehen auch die Naturstoffe <strong>in</strong> den Wertbildungsprozess e<strong>in</strong>?<br />

Hier muß man unterscheiden. Naturstoffe gehen als Rohstoffe wie Kohle, Kupfer, Eisenerz oder<br />

Gold natürlich immer <strong>in</strong> den Wertbildungsprozess e<strong>in</strong>. Wir haben diese Seite der Wertbildung als<br />

zirkulierendes Kapital kennengelernt. Andere Naturstoffe wie Wasser und Luft wurden <strong>in</strong> der<br />

Frühphase des Kapitalismus und zum <strong>Teil</strong> auch heute noch als Gratisdienste der Natur betrachtet<br />

so wie die Gravitation. Erst mit wachsender Produktion wird spürbar, dass bestimmte Elemente<br />

der allgeme<strong>in</strong>en Produktionsbed<strong>in</strong>gungen, wie M. sie nennt, auf Dauer ke<strong>in</strong>eswegs umsonst zu<br />

haben s<strong>in</strong>d.<br />

Von anderen Elementen der allgeme<strong>in</strong>en Produktionsbed<strong>in</strong>gungen wie dem Boden, der gepachtet<br />

werden muß, oder den Kanälen und Straßen, für deren Gebrauch entweder bezahlt oder die<br />

im Umlageverfahren durch Steuern errichtet werden, war das immer schon klar. Aber auch Wasser<br />

und Luft s<strong>in</strong>d längst nicht mehr als Gratisdienste verfügbar. Was mit der Grundwasserregulierung<br />

im Bergbau begann, setzt sich mit den steigenden Kosten der Brauch- und Tr<strong>in</strong>kwassergew<strong>in</strong>nung<br />

fort. Auch die Re<strong>in</strong>haltung der Luft, nicht erst seit Klimawandel- und CO2-Debatte,<br />

absorbiert e<strong>in</strong>en immer größeren <strong>Teil</strong> der gesellschaftlichen Arbeit. Auflagen zum Umweltschutz<br />

s<strong>in</strong>d nicht nur <strong>Teil</strong> der Kostenkalkulation, sondern gehen <strong>in</strong>zwischen als Preise für die Rohstoffe<br />

Wasser und Luft <strong>in</strong> die Wertbildung e<strong>in</strong>.<br />

Auf der anderen Seite macht das die Auslagerung <strong>von</strong> Produktionsbetrieben <strong>in</strong> Länder mit weniger<br />

kostenwirksamen Umweltauflagen für das e<strong>in</strong>zelne Kapital attraktiv. Gleichzeitig wird die<br />

<strong>in</strong>ternationale Durchsetzung <strong>von</strong> Umweltstandards absurderweise zu e<strong>in</strong>em wirksamen Mittel<br />

der Konkurrenz. Die <strong>in</strong>dustrialisierten Staaten Europas, die ihren eigenen wirtschaftlichen Aufstieg<br />

und heutige Dom<strong>in</strong>anz der rücksichtslosen Ausbeutung der Natur und der Menschen verdanken,<br />

gefallen sich heute als Umwelt- und Menschenrechtsapostel all jenen Staaten gegenüber,<br />

deren schneller Aufstieg die eigene Position zu bedrohen sche<strong>in</strong>t.<br />

Umweltschutz und Menschenrechte als Mittel der Wirtschaftskonkurrenz? Auch das geht.<br />

47. Wie steht es eigentlich um die Abnutzung und die Zirkulation der Arbeitskraft?<br />

Für die Ware Arbeitskraft haben wir bereits e<strong>in</strong>ige Besonderheiten kennengelernt; hier gilt e<strong>in</strong>e<br />

weitere Besonderheit: Während nämlich alle toten Elemente im Produktionsprozess (Masch<strong>in</strong>en,<br />

Rohstoffe, Energie, Halbfabrikate usw.) mit der Übertragung ihres Werts gleichzeitig auch stofflich<br />

verbraucht werden, gilt das für die lebendige Arbeitskraft nicht, besser gesagt: nicht <strong>in</strong> die-<br />

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