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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Aber statt sich <strong>in</strong>s Hauptbuch zu vertiefen, war der Inhaber unrettbar der Dichtkunst und se<strong>in</strong>er<br />

Cous<strong>in</strong>e Amalie verfallen, die nichts <strong>von</strong> ihm wissen wollte. Am Ende verfielen auch die Wechsel<br />

und Harry He<strong>in</strong>e & Co., Hamburg, g<strong>in</strong>gen bankrott.<br />

Von den Hamburger Jahren blieb He<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e lebenslange herzliche Abneigung gegen alles, was<br />

nach Geschäftstüchtigkeit roch. Von se<strong>in</strong>er unerwiderten Liebe blieb e<strong>in</strong> bis an den Rand gefülltes<br />

Reservoir an Liebesschmerz. Der Vorrat reichte, um mit frühen Gedichten 1821 auf sich aufmerksam<br />

zu machen und Jahre später (1827) auch se<strong>in</strong>en ersten Bestseller zu landen, das Buch<br />

der Lieder.<br />

Nach se<strong>in</strong>er gescheiterten Karriere als Geschäftsmann f<strong>in</strong>anziert ihm Onkel Salomon ab 1819 e<strong>in</strong><br />

Jurastudium <strong>in</strong> Bonn, Gött<strong>in</strong>gen und Berl<strong>in</strong>, das er 1825 mit dem Doktortitel abschließt. He<strong>in</strong>e<br />

hofft auf e<strong>in</strong>e juristische Karriere; se<strong>in</strong>e Neigung zu Austern und Champagner erfordert Barschaft.<br />

Doch auch se<strong>in</strong> Wechsel zum Christentum mit protestantischer Taufe br<strong>in</strong>gt ihm weder<br />

e<strong>in</strong>e Professur noch andere Ehrungen e<strong>in</strong>. Letztlich e<strong>in</strong> Glück für die Literatur. He<strong>in</strong>es Entscheidung,<br />

se<strong>in</strong>en Lebensunterhalt als frei schaffender Schriftsteller zu verdienen, folgt ebenso der<br />

Neigung wie der Not.<br />

Mit se<strong>in</strong>en Reisebildern (1826, 1827, 1830) hatte er bereits e<strong>in</strong> neues literarisches Genre begründet.<br />

Die geschickte Mischung aus journalistischem Bericht, aus Kunstkritik und Gedichten,<br />

aus Märchen und Sagen und viel politischer Satire f<strong>in</strong>den e<strong>in</strong> großes und begeistertes Publikum.<br />

Trotz des Erfolgs leidet He<strong>in</strong>e unter den deutschen Verhältnissen, besonders unter der Zensur. Er<br />

geht 1831 nach Paris, um als Korrespondent für deutsche und französische Zeitungen zu arbeiten.<br />

Zwei Jahre später wird er <strong>in</strong> Paris durch das Verbot se<strong>in</strong>er Bücher <strong>in</strong> Preußen überrascht.<br />

1835 werden He<strong>in</strong>es Schriften auch <strong>in</strong> allen anderen Staaten des Deutschen Bundes verboten.<br />

So wird Paris zu se<strong>in</strong>em Exil.<br />

Die Verhältnisse machen He<strong>in</strong>e, den Sprachkünstler, zu e<strong>in</strong>em gefürchteten politischen Autor.<br />

Mit den großen Versepen Deutschland, e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>termärchen (1844) und Atta Troll, e<strong>in</strong> Sommernachtstraum<br />

(1843) und mit se<strong>in</strong>en Zeitgedichten greift er <strong>in</strong> die politischen Debatten e<strong>in</strong>. Im<br />

Jahre 1843 lernt der <strong>in</strong>zwischen 46jährige He<strong>in</strong>e den 25jährigen <strong>Karl</strong> <strong>Marx</strong> <strong>in</strong> Paris kennen. Beide<br />

begegnen sich mit Respekt, arbeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Projekten zusammen, verkehren auch privat<br />

mite<strong>in</strong>ander. Zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>nigen Freundschaft kommt es zwischen diesen beiden so unterschiedlichen<br />

Persönlichkeiten freilich nicht.<br />

Seit 1845 verschlechtert sich He<strong>in</strong>es Gesundheitszustand. 525 Im Mai 1848 bricht er im Louvre<br />

zusammen. Es wird e<strong>in</strong>e Rückenmarkschw<strong>in</strong>dsucht diagnostiziert. He<strong>in</strong>e selbst glaubt an e<strong>in</strong>e<br />

Syphiliserkrankung und hat vermutlich recht. Bis zu se<strong>in</strong>em Tod im Februar 1856 ist He<strong>in</strong>e bettlägerig.<br />

Er bezeichnet die letzten acht Jahre se<strong>in</strong>es Lebens als se<strong>in</strong>e "Matratzengruft". In dieser<br />

Zeit entstehen weitere Arbeiten voller Humor und Selbstironie, Verzweiflung und Zorn.<br />

Wer <strong>von</strong> He<strong>in</strong>e noch nichts gelesen hat, hat bisher viel versäumt. <strong>E<strong>in</strong>e</strong>n großen <strong>Teil</strong> se<strong>in</strong>er Arbeiten<br />

gibt es im Internet <strong>in</strong> guter Edition.<br />

http://www.zeno.org/Literatur/M/He<strong>in</strong>e,+He<strong>in</strong>rich<br />

Jenny <strong>Marx</strong> (1814-1881)<br />

Jenny <strong>Marx</strong> wurde am 12. Februar 1814 als Johanna Bertha Julie <strong>von</strong> Westphalen <strong>in</strong> Salzwedel<br />

geboren. Ihr Vater gehörte zum Kle<strong>in</strong>adel und wurde als Beamter des preußischen Staats nach<br />

Trier versetzt. Dort lernt Jenny, wie sie genannt wird, schon als junges Mädchen den vier Jahre<br />

jüngeren <strong>Karl</strong> <strong>Marx</strong> kennen, mit dem sie sich 1836 verlobt. Wie ihr Verlobter <strong>in</strong>teressiert sich<br />

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