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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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nur sehr langsam und unbedeutend oder auch gar nicht steigt und unter Umständen sogar fallen<br />

kann.<br />

Aber diese stets rascher e<strong>in</strong>ander verdrängenden Erf<strong>in</strong>dungen und Entdeckungen, diese sich <strong>in</strong><br />

bisher unerhörtem Maße Tag auf Tag steigernde Ergiebigkeit der menschlichen Arbeit schafft<br />

zuletzt e<strong>in</strong>en Konflikt, wor<strong>in</strong> die heutige kapitalistische Wirtschaft zugrunde gehn muß. 536 Auf<br />

der e<strong>in</strong>en Seite unermeßliche Reichtümer und e<strong>in</strong>en Überfluß <strong>von</strong> Produkten, den die Abnehmer<br />

nicht bewältigen können. Auf der andern die große Masse der Gesellschaft proletarisiert, <strong>in</strong><br />

Lohnarbeiter verwandelt, und eben dadurch unfähig gemacht, jenen Überfluß <strong>von</strong> Produkten<br />

sich anzueignen. Die Spaltung der Gesellschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, übermäßig reiche, und e<strong>in</strong>e große,<br />

besitzlose Lohnarbeiterklasse bewirkt, daß diese Gesellschaft <strong>in</strong> ihrem eignen Überfluß erstickt,<br />

während die große Mehrzahl ihrer Glieder kaum, oder nicht e<strong>in</strong>mal, vor dem äußersten Mangel<br />

geschützt ist. Dieser Zustand wird mit jedem Tag widers<strong>in</strong>niger und – unnötiger. Er muß beseitigt<br />

werden, er kann beseitigt werden. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> neue Gesellschaftsordnung ist möglich, wor<strong>in</strong> die<br />

heutigen Klassenunterschiede verschwunden s<strong>in</strong>d, und wo – vielleicht nach e<strong>in</strong>er kurzen, etwas<br />

knappen, aber jedenfalls moralisch sehr nützlichen Übergangszeit – durch planmäßige Ausnutzung<br />

und Weiterbildung der schon vorhandnen ungeheuren Produktivkräfte aller Gesellschaftsglieder,<br />

bei gleicher Arbeitspflicht, auch die Mittel zum Leben, zum Lebensgenuß, zur Ausbildung<br />

und Betätigung aller körperlichen und geistigen Fähigkeiten gleichmäßig und <strong>in</strong> stets<br />

wachsender Fülle zur Verfügung stehn.<br />

<strong>Karl</strong> <strong>Marx</strong>: <br />

Aus: MEW Bd.23, S. 246ff<br />

Arbeitstag I a b c,<br />

Arbeitstag II a b c,<br />

Arbeitstag III a b c,<br />

Der Arbeitstag ist also ke<strong>in</strong>e konstante, sondern e<strong>in</strong>e variable Größe. <strong>E<strong>in</strong>e</strong>r se<strong>in</strong>er <strong>Teil</strong>e ist zwar<br />

bestimmt durch die zur beständigen Reproduktion des Arbeiters selbst erheischte Arbeitszeit,<br />

aber se<strong>in</strong>e Gesamtgröße wechselt mit der Länge oder Dauer der Mehrarbeit. Der Arbeitstag ist<br />

daher bestimmbar, aber an und für sich unbestimmt.<br />

Obgleich nun der Arbeitstag ke<strong>in</strong>e feste, sondern e<strong>in</strong>e fließende Größe ist, kann er andrerseits<br />

nur <strong>in</strong>nerhalb gewisser Schranken variieren. Se<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imalschranke ist jedoch unbestimmbar.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs, setzen wir die Verlängerungsl<strong>in</strong>ie b c, oder die Mehrarbeit, = 0, so erhalten wir e<strong>in</strong>e<br />

M<strong>in</strong>imalschranke, nämlich den <strong>Teil</strong> des Tags, den der Arbeiter notwendig zu se<strong>in</strong>er Selbsterhaltung<br />

arbeiten muß. Auf Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise kann die notwendige<br />

Arbeit aber immer nur e<strong>in</strong>en <strong>Teil</strong> se<strong>in</strong>es Arbeitstages bilden, der Arbeitstag sich also nie auf dies<br />

M<strong>in</strong>imum verkürzen. Dagegen besitzt der Arbeitstag e<strong>in</strong>e Maximalschranke. Er ist über e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Grenze h<strong>in</strong>aus nicht verlängerbar. Diese Maximalschranke ist doppelt bestimmt. E<strong>in</strong>mal<br />

durch die physische Schranke der Arbeitskraft. E<strong>in</strong> Mensch kann während des natürlichen Tags<br />

<strong>von</strong> 24 Stunden nur e<strong>in</strong> bestimmtes Quantum Lebenskraft verausgaben. So kann e<strong>in</strong> Pferd tagaus,<br />

tage<strong>in</strong> nur 8 Stunden arbeiten. Während e<strong>in</strong>es <strong>Teil</strong>s des Tags muß die Kraft ruhen, schlafen,<br />

während e<strong>in</strong>es andren <strong>Teil</strong>s hat der Mensch andre physische Bedürfnisse zu befriedigen, sich zu<br />

nähren, re<strong>in</strong>igen, kleiden usw. Außer dieser re<strong>in</strong> physischen Schranke stößt die Verlängrung des<br />

Arbeitstags auf moralische Schranken. Der Arbeiter braucht Zeit zur Befriedigung geistiger und<br />

sozialer Bedürfnisse, deren Umfang und Zahl durch den allgeme<strong>in</strong>en Kulturzustand bestimmt<br />

s<strong>in</strong>d. Die Variation des Arbeitstags bewegt sich daher <strong>in</strong>nerhalb physischer und sozialer Schran-<br />

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