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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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zes e<strong>in</strong> Strich ans G' kommen kann. Dabei g<strong>in</strong>g es um die sozialen Voraussetzungen und um die<br />

Formen des Arbeitsprozesses, die e<strong>in</strong>e kapitalistische Mehrwertproduktion als eigene Produktionsweise<br />

hervorbr<strong>in</strong>gen konnten. Alles <strong>in</strong> allem war es das große Thema, das M. im <strong>1.</strong> Band<br />

vom "Kapital" abhandelt. 375<br />

Jetzt gehen wir e<strong>in</strong>ige Schritte weiter. Wie funktioniert die Verwertung vieler zusammenhängender<br />

und ständig sich wiederholender Prozesse? Hierbei ist es ja mit Produktion <strong>von</strong> Mehrwert<br />

alle<strong>in</strong> nicht getan. Für M. ist der damit verbundene regelmäßige Formwandel 376 des Kapitals<br />

während se<strong>in</strong>es Kreislaufs, vom Geldkapital zum produktiven Kapital zum Warenkapital und<br />

wieder zum Geldkapital, der Schlüssel zum Verständnis des komplexen Prozesses und se<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>gebauten<br />

Risiken.<br />

<strong>Das</strong> Grundschema für den Kreislauf umfaßt drei Stadien, die M. als G-W ... P... W'-G' codiert.<br />

Im ersten Stadium G-W ersche<strong>in</strong>t der Kapitalist auf dem Waren- und Arbeitsmarkt und kauft die<br />

für die Produktion notwendigen Waren. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d Masch<strong>in</strong>en und Rohstoffe und alle übrigen<br />

unbelebten Elemente der Produktion, die wir als Produktionsmittel bezeichnen. Dafür ist außerdem<br />

e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Menge an Arbeitskraft erforderlich, mit denen diese Produktionsmittel<br />

belebt werden sollen. Deshalb hat der Kauf hier zwei Richtungen: G-A symbolisiert den Kauf der<br />

Arbeitskraft, G-Pm den Kauf der Produktionsmittel. <strong>Das</strong> erste Stadium des Kreislaufs sorgt <strong>in</strong> M.s<br />

Sprache für die Umwandlung des Geldkapitals <strong>in</strong> produktives Kapital, das überhaupt nur <strong>in</strong> der<br />

Lage ist, Mehrwert zu produzieren. Doch kl<strong>in</strong>gt das viel e<strong>in</strong>facher, als es ist.<br />

Nichts <strong>von</strong> dem, was im Kreislauf des Kapitals geschieht, ist e<strong>in</strong> Selbstläufer. Dabei ist das Ziel<br />

unseres Kapitalisten, Produktionsmittel und Arbeitskraft <strong>in</strong> den richtigen Proportionen se<strong>in</strong>er geplanten<br />

Anwendung zu kaufen, noch das ger<strong>in</strong>gste Problem. Der <strong>von</strong> uns so leichthändig symbolisierte<br />

Kauf <strong>von</strong> Produktionsmitteln ist an Voraussetzungen gebunden: Erstens muß es für die<br />

benötigten Waren überhaupt e<strong>in</strong>en geeigneten Markt geben. Schlicht gesagt: Es muß dafür e<strong>in</strong>en<br />

Verkäufer geben. Und dieser Markt muß verläßlich se<strong>in</strong>, um die Kont<strong>in</strong>uität des Prozesses,<br />

also die periodische Zufuhr <strong>von</strong> Masch<strong>in</strong>en und die regelmäßige Zufuhr <strong>von</strong> Rohstoffen zu sichern.<br />

Dafür ist jedesmal e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destmenge an Geld erforderlich. 377<br />

Unsere bisherige Annahme, dass es sich dabei um das Geld handelt, das im vorigen Kreislauf als<br />

Umsatz und Mehrwert erzielt wurde, taugt nicht mehr. Der Prozess schmiert sich eben nicht<br />

selbst. Vielleicht s<strong>in</strong>d die Waren des vorigen Kreislaufs noch gar nicht verkauft? Oder es wurden<br />

noch nicht genügend Mittel akkumuliert, um den neuen Kreislauf <strong>in</strong> gewünschter Größenordnung<br />

zu beg<strong>in</strong>nen oder fortzusetzen? Sobald wir den Prozess der Verwertung als Kreislauf modellieren,<br />

wird nicht nur die Zeit e<strong>in</strong> wichtiger Faktor für die Verwertung; auch das Geld kommt<br />

immer wieder <strong>in</strong>s Spiel, um den Prozess zu schmieren und den Kreislauf <strong>in</strong> Gang zu halten. Wir<br />

kommen darauf zurück.<br />

Erst wenn Produktionsmittel und Rohstoffe bereitstehen, kann das erste Stadium durch den<br />

Kauf der Arbeitskraft wirklich abgeschlossen werden. Produktionsmittel und Arbeitskraft gehören<br />

untrennbar zusammen, aber der Kauf der Arbeitskräfte macht erst S<strong>in</strong>n, wenn die stofflichen<br />

Elemente des Arbeitsprozesses schon vorhanden s<strong>in</strong>d. 378 Und die Verfügbarkeit der Arbeitskräfte?<br />

Wir haben im Kapitel über die ursprüngliche Akkumulation erfahren, wie es zur<br />

Herausbildung der Arbeiterklasse gekommen ist. Und wir haben gesehen, wie sich mit der Verwertung<br />

des Kapitals immer auch diese grundlegenden Klassenverhältnisse der Produktionsweise<br />

reproduzieren.<br />

Gewiß, dem e<strong>in</strong>zelnen Kapitalisten ist das gleichgültig, solange sich ihm e<strong>in</strong> gut gefüllter Arbeitsmarkt<br />

anbietet; dafür sorgt die <strong>in</strong>dustrielle Reservearmee, kle<strong>in</strong>ere Störungen e<strong>in</strong>geschlos-<br />

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