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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Zirkulationskosten<br />

Kommen wir noch e<strong>in</strong>mal auf die Zirkulationskosten zurück, <strong>von</strong> denen wir ja bereits sagten,<br />

dass sie e<strong>in</strong>en Abzug vom Mehrwert darstellen. Wor<strong>in</strong> bestehen diese Kosten, die ke<strong>in</strong>en Wert<br />

bilden? Was verursacht diese faux frais, diese falschen Kosten, wie M. sie nennt?<br />

Zunächst s<strong>in</strong>d die Aufwendungen zu nennen, die durch Kauf und Verkauf der Waren entstehen.<br />

Verträge werden erstellt, Kontrollen durchgeführt. Alle Vorgänge müssen buchhalterisch erfaßt<br />

werden. M. kommentiert sarkastisch: "Diese Arbeit, vergrößert durch die beiderseitigen böswilligen<br />

Absichten, schafft so wenig Wert, wie die Arbeit, die bei e<strong>in</strong>em gerichtlichen Prozeß stattf<strong>in</strong>det,<br />

die Wertgröße des streitigen Objekts vermehrt." 420 <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d Aufwendungen für die Lagerhaltung<br />

fertiger, aber noch nicht verkaufter Waren. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d Aufwendungen für Warenmuster<br />

<strong>in</strong> den Verkaufsstellen, Schulung der Mitarbeiter im Außendienst, Pflege des Händlernetzes.<br />

Rückstellungen für Garantie und mögliche Produkthaftungen und so fort.<br />

Die eigentlichen Fallstricke und toten Kosten der Zirkulation bestehen also daraus: Waren, die<br />

nach der Produktion im Lager liegen, die womöglich vor sich h<strong>in</strong> gammeln oder rosten oder <strong>in</strong><br />

wenigen Wochen aus der Mode s<strong>in</strong>d oder für die sich die Preise plötzlich <strong>in</strong> den Keller bewegen;<br />

bezahlte Masch<strong>in</strong>en, deren Inbetriebnahme sich verzögert oder die sich bereits kurz nach dem<br />

Kauf als veraltet herausstellen; Ausgaben für Werbung und Marktpräsenz, für E<strong>in</strong>kaufs- und<br />

Market<strong>in</strong>gabteilung, für Warenflußkontrolle und Buchführung... 421<br />

Zusammenfassend ist es das Verharren der Waren im Warenzustand, dem die toten Kosten der<br />

Zirkualation entspr<strong>in</strong>gen. Es s<strong>in</strong>d die Ausgaben an Geld und Arbeitskraft, die nötig s<strong>in</strong>d, um gekaufte<br />

Waren <strong>in</strong> produktives Kapital und produzierte Waren <strong>in</strong> rückfließenden Wert zu wandeln.<br />

Es geht nicht darum, ob diese Kosten unvermeidlich s<strong>in</strong>d. Natürlich ist die rechtliche Absicherung<br />

<strong>von</strong> Käufen und Verkäufen, s<strong>in</strong>d Buchhaltung und Rechnungsführung, Kosten für die Beschaffung<br />

<strong>von</strong> Kapital und viele andere Ausgaben notwendig. Aber es s<strong>in</strong>d tote Kosten, weil ihnen<br />

ke<strong>in</strong> Wertzuwachs gegenübersteht. Sie müssen getätigt werden, aber sie br<strong>in</strong>gen nichts e<strong>in</strong>.<br />

Jede Reduzierung dieser Kosten fließt direkt der Mehrwertmasse zu, ohne dass es an irgende<strong>in</strong>er<br />

Stelle irgende<strong>in</strong>es Produktionsprozesses zu Änderungen oder gar Störungen käme.<br />

Bezogen auf die Gesellschaft werden diese Kosten der Zirkulation durch Abzug vom gesellschaftlichen<br />

Mehrwert f<strong>in</strong>anziert. Für das Unternehmen s<strong>in</strong>d es Elemente der Kostenrechnung.<br />

Insofern müssen wir unsere Feststellung, es handele sich um Kosten, die nichts e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, für<br />

die Perspektive des e<strong>in</strong>zelnen Unternehmens relativieren. Aus solcher Sicht können sich die Ausgaben<br />

etwa für Werbung oder Controll<strong>in</strong>g oder e<strong>in</strong>e aggressive Rechtsabteilung durchaus bezahlt<br />

machen, so dass dem Management die toten Kosten sogar als tolle Investitionen ersche<strong>in</strong>en.<br />

Aber sie machen sich eben nicht durch Schaffung <strong>von</strong> Wert, sondern durch Verbesserung<br />

der Position am Markt zu Lasten anderer Kapitale bezahlt. Aus gesellschaftlicher Perspektive ist<br />

es für die Wertschöpfung rausgeworfenes Geld.<br />

M.s Schlußfolgerung: "<strong>Das</strong> allgeme<strong>in</strong>e Gesetz ist, daß alle Zirkulationskosten, die nur aus der<br />

Formverwandlung der Ware entspr<strong>in</strong>gen, dieser letztren ke<strong>in</strong>en Wert h<strong>in</strong>zusetzen", und fährt<br />

fort: "<strong>Das</strong> <strong>in</strong> diesen Kosten ausgelegte Kapital (e<strong>in</strong>geschlossen die <strong>von</strong> ihm kommandierte Arbeit)<br />

gehört zu den faux frais (= falsche Kosten) der kapitalistischen Produktion. Der Ersatz derselben<br />

muß aus dem Mehrprodukt geschehn und bildet, die ganze Kapitalistenklasse betrachtet,<br />

e<strong>in</strong>en Abzug vom Mehrwert oder Mehrprodukt 422 , ganz wie für e<strong>in</strong>en Arbeiter die Zeit, die er<br />

zum E<strong>in</strong>kauf se<strong>in</strong>er Lebensmittel braucht, verlorne Zeit ist." 423<br />

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