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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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h<strong>in</strong>dert die beteiligten Akteure nichts daran, gedanklich diesen Austausch mit dem vorgestellten<br />

Wert <strong>von</strong> Eisen oder Korn oder Tierfellen oder Schafen zu vollziehen. Je nach dem, welche Ware<br />

allgeme<strong>in</strong> bekannt und als Wertmaßstab besonders geeignet und akzeptiert ist. Was aber <strong>in</strong> Gedanken<br />

vollzogen werden kann, kann auch <strong>in</strong> der Praxis ausgeführt werden.<br />

Felle? Viehzeug? Gold!<br />

Mit dem Übergang zur allgeme<strong>in</strong>en Wertform werden bereits viele praktische Probleme gelöst.<br />

Jetzt f<strong>in</strong>den die verschiedenen Waren durch den Bezug auf e<strong>in</strong>e spezielle Ware leichter e<strong>in</strong>en<br />

Wertausdruck zue<strong>in</strong>ander. Wo stets dieselbe Ware, ob real oder vorgestellt, <strong>in</strong> der Äquivalentform<br />

steht, nimmt die Sicherheit des Austauschs zu. In verschiedenen Gesellschaften kamen unterschiedliche<br />

Waren <strong>in</strong> diese Rolle: In agrarischen Gesellschaften mißt sich der Wert der Waren<br />

oft im Wert des Viehs; <strong>in</strong> anderen Gesellschaften f<strong>in</strong>den wir Tierfelle als allgeme<strong>in</strong>e Wertform<br />

oder sogar Dörrfisch oder Muscheln 124 . Wichtig war alle<strong>in</strong>, dass die <strong>in</strong> der Äquivalentform stehende<br />

Ware allgeme<strong>in</strong> bekannt und ihr Wert (also die dar<strong>in</strong> steckende Arbeit) <strong>von</strong> allen Beteiligten<br />

h<strong>in</strong>reichend sicher e<strong>in</strong>zuschätzen war.<br />

M. setzt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Schema Le<strong>in</strong>wand 125 <strong>in</strong> die allgeme<strong>in</strong>e Wertform, auch Äquivalentform genannt.<br />

Die Wahl der Le<strong>in</strong>wand weist auch darauf h<strong>in</strong>, dass die <strong>in</strong> dieser Funktion stehende Ware<br />

am Tausch selten stofflich teilnimmt; wer läuft schon mit Le<strong>in</strong>wandballen durch die Gegend,<br />

wenn er doch nur Kartoffeln gegen Weizen tauschen will? Die Ware <strong>in</strong> der Äquivalentform dient<br />

den Beteiligten als geme<strong>in</strong>same stabile Bezugsgröße.<br />

Wir sehen, dass die <strong>von</strong> M. skizzierte Abfolge der Wertformen aus den strukturellen Erfordernissen<br />

e<strong>in</strong>er sich entfaltenden Warenproduktion abgeleitet ist. Die Tauschvorgänge werden vere<strong>in</strong>facht<br />

und zunehmend unabhängig <strong>von</strong> den konkreten Umständen. 126 Historisch f<strong>in</strong>den wir die<br />

allgeme<strong>in</strong>e Wertform vorzugsweise im sogenannten "Grenzhandel", also im Austausch zwischen<br />

abgegrenzten Wirtschaftsbereichen, die wegen bestimmter begehrter Produkte im Austausch<br />

stehen. <strong>Das</strong> mögen Felle, Holzarten, Tonwaren oder landwirtschaftliche Spezialitäten gewesen<br />

se<strong>in</strong>. Diese Produkte dienten dann oft auch als allgeme<strong>in</strong>es Äquivalent, um dem Austausch<br />

der Waren e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Grundlage zu geben. Bei fortdauerndem Austausch g<strong>in</strong>gen<br />

vom Grenzhandel entscheidende Impulse für den Übergang zur Geldform aus.<br />

Der Wechsel <strong>von</strong> der allgeme<strong>in</strong>en Wertform zur Geldform ist formal e<strong>in</strong>fach, da ja das spezifische<br />

Produkt <strong>in</strong> der allgeme<strong>in</strong>en Wertform bereits Geldfunktion ausübt. Tatsächlich aber br<strong>in</strong>gt<br />

dieser Wechsel zum Gold-Geld (oder anderen Geldsorten) e<strong>in</strong>en ganz neuen Ausgangspunkt <strong>in</strong><br />

die Geschichte. Sehen wir uns M.s Schema dieser Wertform an:<br />

Zwischenfrage 28: Warum ist Gold bevorzugt als Geld verwendet worden? Welche anderen Stoffe könnten<br />

<strong>in</strong> der Geldform auftreten? (S.183)<br />

Man muß sich klar machen, dass mit dem Wechsel zum Geld eigentlich nichts Aufregendes passiert.<br />

In der Entwicklung <strong>von</strong> der zufälligen Wertform bis zur Geldform betont M. gerade die<br />

formale Gleichheit der Schemata. Genau wie <strong>in</strong> der zufälligen Wertform des Naturaltausches<br />

dient auch <strong>in</strong> der Geldform e<strong>in</strong>e Ware als Wertausdruck. Nur dass wir es <strong>in</strong> der Geldform mit<br />

derselben Ware zu tun haben, deren e<strong>in</strong>ziger Gebrauchswert es ist, als Geld zu dienen. 127 Der<br />

Wert dieser Ware, die wir Geld nennen, wird aber wie der jeder anderen Ware bestimmt: Solange<br />

das Geld als Gold- oder Silbergeld stofflicher Wertträger ist, durch die dar<strong>in</strong> unmittelbar enthaltene<br />

gesellschaftliche Arbeit. Mit dem Übergang zum Geld als Wertzeichen durch die damit<br />

repräsentierte gesellschaftliche Arbeit, gemessen <strong>in</strong> Kaufkraft.<br />

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