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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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wor<strong>in</strong> große Menschenmassen plötzlich und gewaltsam <strong>von</strong> ihren Subsistenzmitteln losgerissen<br />

und als vogelfreie Proletarier auf den Arbeitsmarkt geschleudert werden. Die Expropriation des<br />

ländlichen Produzenten, des Bauern, <strong>von</strong> Grund und Boden bildet die Grundlage des ganzen<br />

Prozesses. Ihre Geschichte nimmt <strong>in</strong> verschiedenen Ländern verschiedene Färbung an und durchläuft<br />

die verschiedenen Phasen <strong>in</strong> verschiedener Reihenfolge und <strong>in</strong> verschiedenen Geschichtsepochen.<br />

Nur <strong>in</strong> England, das wir daher als Beispiel nehmen, besitzt sie klassische Form. 534<br />

Friedrich Engels: <br />

Aus Engels' E<strong>in</strong>leitung zur Ausgabe <strong>von</strong> <strong>Marx</strong>' "Lohnarbeit und Kapitel" <strong>von</strong> 1891; MEW 23,<br />

S.85 ff.<br />

Me<strong>in</strong>e Änderungen (am Orig<strong>in</strong>altext der Schrift) drehen sich alle um e<strong>in</strong>en Punkt. Nach dem Orig<strong>in</strong>al<br />

verkauft der Arbeiter für den Arbeitslohn dem Kapitalisten se<strong>in</strong>e Arbeit; nach dem jetzigen<br />

Text se<strong>in</strong>e Arbeitskraft. Und wegen dieser Änderung b<strong>in</strong> ich Auskunft schuldig. Auskunft den<br />

Arbeitern, damit sie sehn, daß hier ke<strong>in</strong>e bloße Wortklauberei vorliegt, sondern vielmehr e<strong>in</strong>er<br />

der wichtigsten Punkte der ganzen politischen Ökonomie. (...)<br />

Die klassische politische Ökonomie übernahm aus der <strong>in</strong>dustriellen Praxis die landläufige Vorstellung<br />

des Fabrikanten, als kaufe und bezahle er die Arbeit se<strong>in</strong>er Arbeiter. Diese Vorstellung hatte<br />

für den Geschäftsgebrauch, die Buchführung und Preiskalkulation des Fabrikanten ganz gut<br />

ausgereicht. Naiverweise übertragen <strong>in</strong> die politische Ökonomie, richtete sie hier gar wundersame<br />

Irrungen und Wirrungen an.<br />

Die Ökonomie f<strong>in</strong>det die Tatsache vor, daß die Preise aller Waren, darunter auch der Preis der<br />

Ware, die sie 'Arbeit' nennt, fortwährend wechseln; daß sie steigen und fallen <strong>in</strong>folge <strong>von</strong> sehr<br />

mannigfaltigen Umständen, die häufig mit der Herstellung der Ware selbst <strong>in</strong> gar ke<strong>in</strong>em Zusammenhang<br />

stehn, so daß die Preise <strong>in</strong> der Regel durch den puren Zufall bestimmt sche<strong>in</strong>en.<br />

Sobald nun die Ökonomie als Wissenschaft auftrat, war e<strong>in</strong>e ihrer ersten Aufgaben, das Gesetz<br />

zu suchen, das sich h<strong>in</strong>ter diesem, sche<strong>in</strong>bar die Warenpreise beherrschenden Zufall verbarg und<br />

das <strong>in</strong> Wirklichkeit diesen Zufall selbst beherrschte. Innerhalb der fortwährenden, bald nach<br />

oben, bald nach unten schwankenden und schw<strong>in</strong>genden Warenpreise suchte sie nach dem festen<br />

Zentralpunkt, um den herum diese Schwankungen und Schw<strong>in</strong>gungen sich vollziehn. Mit<br />

e<strong>in</strong>em Worte: Sie g<strong>in</strong>g <strong>von</strong> den Warenpreisen aus, um als deren regelndes Gesetz den Warenwert<br />

zu suchen, aus dem sich alle Preisschwankungen erklären, auf den sie schließlich alle wieder<br />

zurückführen sollten.<br />

Die klassische Ökonomie fand nun, daß der Wert e<strong>in</strong>er Ware bestimmt werde durch die <strong>in</strong> ihr<br />

steckende, zu ihrer Produktion erheischte Arbeit. Mit dieser Erklärung begnügte sie sich. Und<br />

auch wir können e<strong>in</strong>stweilen hierbei stehnbleiben. Nur um Mißverständnissen vorzubeugen, will<br />

ich daran er<strong>in</strong>nern, daß diese Erklärung heutzutage völlig ungenügend geworden ist. <strong>Marx</strong> hat<br />

zuerst die wertbildende Eigenschaft der Arbeit gründlich untersucht und dabei gefunden, daß<br />

nicht jede sche<strong>in</strong>bar oder auch wirklich zur Produktion e<strong>in</strong>er Ware notwendige Arbeit dieser Ware<br />

unter allen Umständen e<strong>in</strong>e Wertgröße zusetzt, die der verbrauchten Arbeitsmenge entspricht.<br />

Wenn wir also heute kurzweg mit Ökonomen wie Ricardo sagen, der Wert e<strong>in</strong>er Ware<br />

bestimme sich durch die zu ihrer Produktion notwendige Arbeit, so unterstellen wir dabei stets<br />

die <strong>von</strong> <strong>Marx</strong> gemachten Vorbehalte. Dies genügt hier; das Weitre f<strong>in</strong>det sich bei <strong>Marx</strong> <strong>in</strong> 'Zur<br />

Kritik der Politischen Oekonomie', 1859, und im ersten Band des "Kapital".<br />

Sobald aber die Ökonomen diese Wertbestimmung durch die Arbeit anwandten auf die Ware<br />

'Arbeit', gerieten sie <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Widerspruch <strong>in</strong> den andern. Wie wird der Wert der 'Arbeit' be-<br />

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