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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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hohes Niveau gehoben. In anderen <strong>Teil</strong>en der Welt wird der Übergang zur Warenproduktion erst<br />

jetzt durch die Kapitalisierung der Lebensverhältnisse abgeschlossen.<br />

<strong>Das</strong> wichtigste Ergebnis dieser unterschiedlichen Entwicklungen ist die Herausbildung der Warenproduktion<br />

als Geldwirtschaft. Für uns heute etwas Gewohntes, man könnte auch sagen:<br />

Etwas sche<strong>in</strong>bar Natürliches. Dennoch wissen wir, dass das nicht immer so gewesen ist. Auch<br />

das Geld ist irgendwann <strong>in</strong> die Welt geholt worden.<br />

Vom englischen Politiker Gladstone 116 , e<strong>in</strong>em Zeitgenossen <strong>von</strong> M., wird der Satz überliefert:<br />

"Zwei D<strong>in</strong>ge pflegen den Menschen um den Verstand zu br<strong>in</strong>gen: die Liebe und das Nachdenken<br />

über das Wesen des Geldes." Wir hoffen, das folgende Kapitel unbeschadet zu überstehen.<br />

Immerh<strong>in</strong> durchschreitet M. mit uns auf wenigen Seiten e<strong>in</strong>e Entwicklung, die sich <strong>in</strong> der<br />

Menschheitsgeschichte über 4 Jahrtausende abgespielt hat.<br />

"<strong>Das</strong> Geheimnis aller Wertform…"<br />

Auf etwas mehr als 20 Seiten unterzieht M. den historischen Stoff e<strong>in</strong>er strukturellen Analyse. Er<br />

zeigt uns bei diesem Galopp, wie sich aus der Struktur des Warentausches heraus das Geld als<br />

heute allgeme<strong>in</strong> anerkannte Wertform der Ware über bestimmte Zwischenstufen nicht nur herausgebildet<br />

hat, sondern auch herausbilden mußte. 117<br />

Se<strong>in</strong>e Analyse beg<strong>in</strong>nt mit dem, was er "e<strong>in</strong>fache, e<strong>in</strong>zelne oder zufällige Wertform" nennt. Se<strong>in</strong>e<br />

Feststellung: "Der Warenaustausch beg<strong>in</strong>nt, wo die Geme<strong>in</strong>wesen enden, an den Punkten<br />

ihres Kontakts mit fremden Geme<strong>in</strong>wesen oder Gliedern fremder Geme<strong>in</strong>wesen" markiert den<br />

historischen Beg<strong>in</strong>n. Unterstellt wird e<strong>in</strong> Austausch, der die Produkte zunächst eher zufällig zu<br />

Waren macht: "Die beständige Wiederholung des Austausches macht ihn zu e<strong>in</strong>em regelmäßigen<br />

gesellschaftlichen Prozeß. Im Laufe der Zeit muß daher wenigstens e<strong>in</strong> <strong>Teil</strong> der Arbeitsprodukte<br />

absichtlich zum Behuf des Austausches produziert werden." 118<br />

Aber der Austausch kann sich nur entwickeln, wenn es möglich ist, dass sich der Wert e<strong>in</strong>er Ware<br />

durch die Quantität e<strong>in</strong>er beliebigen anderen Ware ausdrücken läßt. Er nennt das die e<strong>in</strong>fache<br />

(e<strong>in</strong>zelne oder zufällige) Wertform. "<strong>Das</strong> Geheimnis aller Wertform steckt <strong>in</strong> dieser e<strong>in</strong>fachen<br />

Wertform. Ihre Analyse bietet daher die eigentliche Schwierigkeit." 119<br />

In der e<strong>in</strong>fachen Wertform stehen sich zwei Waren gegenüber. M. wählt dafür diese schematische<br />

Darstellung:<br />

Er widmet dieser e<strong>in</strong>fachen Wertform immerh<strong>in</strong> 14 der 20 Seiten, die manchem Leser weitschweifig<br />

vorkommen. Aber immerh<strong>in</strong> geht es "um das Geheimnis aller Wertform", sozusagen<br />

um das Grundschema, aus dem sich alles entwickelt. Schon <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>fachen Wertform, also <strong>in</strong><br />

jeder Art <strong>von</strong> Warentausch, nehmen die sich gegenüberstehenden Waren unterschiedliche Positionen<br />

e<strong>in</strong>: <strong>E<strong>in</strong>e</strong> Ware nimmt die relative Wertform e<strong>in</strong>; das ist die Ware, die eigentlich getauscht<br />

werden soll. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> andere Ware steht <strong>in</strong> der Äquivalentform; <strong>in</strong> dieser Position fungiert sie als<br />

Maßstab des Werts der anderen Ware. Welche Ware <strong>in</strong> der Äquivalentform steht, ist völlig offen.<br />

Kl<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>fach, hat es aber <strong>in</strong> sich. Wir müssen das genau lesen: 20 Ellen Le<strong>in</strong>wand = 1 Rock 120 .<br />

So viel ist uns schon klar geworden: Die Ware, die <strong>in</strong> der Äquivalentform als Wertausdruck der<br />

anderen Ware dient, muß selbst gar nicht <strong>in</strong> den Tausch e<strong>in</strong>bezogen werden, sondern kann als<br />

lediglich vorgestellte Wertgröße den Tausch vermitteln. Angenommen, die Le<strong>in</strong>wand steht <strong>in</strong> der<br />

Äquivalentform, weil es sich um e<strong>in</strong> weit verbreitetes, se<strong>in</strong>er Herstellung nach bestens bekanntes<br />

Produkt handelt. Dann werden Le<strong>in</strong>wand und Rock der Wertgröße nach gleichgesetzt; ob ich<br />

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