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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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darauf richten, die Risiken zu verm<strong>in</strong>dern: Durch genaues Marktbeobachtung, aktives Market<strong>in</strong>g,<br />

Produktion auf Bestellung, exakte Abstimmung auf die Bedürfnisse der Käufer usw. usf.,<br />

stets mit dem Ziel, an Preisen herauszuholen was herauszuholen ist.<br />

Für alle Preisbildungen am Markt gibt es aber objektive Grenzen, e<strong>in</strong>en exakt beschreibbaren<br />

Korridor: Nämlich auf der e<strong>in</strong>en Seite die tatsächliche Kaufkraft des Käufers. Der weiß, wieviel er<br />

<strong>in</strong>sgesamt ausgeben kann und welcher Waren er bedarf, um sich und se<strong>in</strong>e Familie ("se<strong>in</strong> Geschäft")<br />

zu erhalten. Auf der anderen Seite steht die Notwendigkeit für jeden Warenproduzenten,<br />

durch den Verkauf se<strong>in</strong>er Waren so viel Geld zu erzielen, um se<strong>in</strong> Geschäft zu erhalten.<br />

Zwischenfrage 37: Warum unterliegt die Preisbildung <strong>von</strong> Luxuswaren anderen Bed<strong>in</strong>gungen als die <strong>von</strong><br />

Waren des täglichen Bedarfs? (S.190)<br />

Je nach den konkreten Bed<strong>in</strong>gungen wird die Preisbildung sich <strong>in</strong> diesem Korridor bewegen.<br />

Produzenten, die mit den erzielten Preisen dauerhaft unter dem Wert bleiben, weil sie mit<br />

unterdurchschnitlicher Produktivität arbeiten, bekommen das zu spüren. Sie können nicht die<br />

Preise erzielen, die sie brauchen. Sie werden, wenn sie den Anschluß an die höhere Produktivität<br />

nicht schaffen, als Produzenten aufhören zu existieren. Produzenten aber, die günstiger produzieren<br />

und bessere Preise erzielen, werden ihre Position am Markt verbessern, so lange jedenfalls,<br />

bis andere Produzenten die produktiveren Methoden übernehmen. 154<br />

Wertgesetz (I)<br />

Die häufige Unterstellung, M.s objektives Wertgesetz würde die subjektiven Faktoren ignorieren,<br />

geht auf merkwürdige Weise daneben. Eher ist das Gegenteil der Fall: Es s<strong>in</strong>d die subjektiven<br />

Faktoren, über die sich das Wertgesetz, als Folge der Preisbildung, durchsetzt. Der Wert existiert<br />

unabhängig vom Bewußtse<strong>in</strong> der Akteure, ist also objektiv. Er reguliert die Beziehungen zwischen<br />

den Produzenten aber über ihre subjektiven Handlungen. Erst <strong>in</strong> der Preisbildung realisiert<br />

sich das Wertgesetz <strong>in</strong> voller Größe.<br />

Er<strong>in</strong>nern wir uns an das Grundmerkmal jeder Warenproduktion: Erst wird produziert, dann wird<br />

verkauft. Ob man verkaufen kann, zeigt sich am Markt. Treten am Markt dieselben Waren <strong>in</strong><br />

Massen auf, weil diese Waren vielleicht im Vorjahr gute Preise erzielten, s<strong>in</strong>kt der Preis unter den<br />

Wert. In der Folge wird auch die Produktion dieser Waren zurückgehen. Gibt es Mangel an bestimmten<br />

Waren, werden gute Preise erzielt, und <strong>in</strong> der Folge werden sich mehr Produzenten<br />

diesem Segment zuwenden. Anders gesagt: In beiden Fällen sorgt das Wertgesetz über die<br />

Preisbildung dafür, dass sich durch die Reaktion der Produzenten und Käufer auf die Preisentwicklung<br />

die gesellschaftliche Arbeit neu verteilt.<br />

Angetrieben durch die Konkurrenz und den Markt wirkt das <strong>von</strong> M. formulierte Wertgesetz, bei<br />

aller Subjektivität der Preisbildung, immer regulierend <strong>in</strong> letzter Instanz. 155 Es setzt über die <strong>in</strong><br />

den Waren gebundene gesellschaftliche Arbeit und deren Vergleich mit dem gesellschaftlichen<br />

Durchschnittswert für die Preisbildung e<strong>in</strong>en objektiven Korridor, den niemand mutwillig verändern<br />

kann. Wird dieser Korridor bei der Preisbildung verlassen, droht der Untergang, entweder,<br />

weil man als Produzent für die eigenen Waren die dar<strong>in</strong> vorgeschossene Arbeit nicht ersetzt bekommt,<br />

oder weil man als Käufer zu viel bezahlt, so dass e<strong>in</strong>e dadurch verr<strong>in</strong>gerte Warenmenge<br />

die eigene Existenz nicht mehr sichert.<br />

Über die Regulation der Preisbildung setzt sich das Wertgesetz durch. Dabei spielen Angebot<br />

und Nachfrage e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. <strong>Das</strong> hat viele Ökonomen dazu verleitet, die Preisbildung alle<strong>in</strong><br />

als Ergebnis des Marktes zu sehen. Wer sich se<strong>in</strong> Leben lang auf Märkten bewegt, wird die-<br />

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