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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Wie zuvor gehören die im Verkauf der Waren realisierten Werte demjenigen, dem auch die Produktionsmittel<br />

gehören. Aber das ist jetzt nicht mehr der eigentliche Produzent. Dieser kle<strong>in</strong>e<br />

Unterschied ist ebenso simpel wie weitreichend.<br />

Zurück zum Tauschschema G-W-G': <strong>Das</strong> G' am Ende ist e<strong>in</strong>e Tatsache. Die zwischen G und G'<br />

produzierten und dann zu ihrem Wert verkauften Waren haben e<strong>in</strong>en Wertzuwachs erfahren,<br />

der sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er um das Strich am G' größeren Geldsumme ausdrückt und den wir jetzt Mehrwert<br />

nennen. Entstanden ist er durch kapitalistische Anwendung <strong>von</strong> Arbeitskraft im Produktionsprozess.<br />

Auch im Handelskapital hatten wir am Ende des Tauschakts e<strong>in</strong>en Wertzuwachs. <strong>Das</strong> war der<br />

Anteil des Händlers am Wertzuwachs, der aus der Arbeit des Warenproduzenten resultierte. Die<br />

Sache mit dem Wertzuwachs aus der lebendigen Arbeit ist also nicht neu. Aber mit dem Übergang<br />

zur kapitalistischen Produktion verabschieden wir uns <strong>von</strong> den noch unentwickelten Formen<br />

des Kapitals. Über viele historische Zwischenschritte (handwerkliche Großbetriebe, Verlagswesen,<br />

Manufaktur) f<strong>in</strong>det das Kapital se<strong>in</strong>e moderne Wertform und betritt als neue organisierende<br />

Kraft die Bühne. E<strong>in</strong> wirklicher Hauptdarsteller, e<strong>in</strong> absoluter Star mit enormer Bühnenpräsenz.<br />

Geld kannte man vorher. Produktionsmittel hatte man vorher. Kapital als sich verwertendes Geld<br />

und sich verwertende Produktionsmittel waren auch schon längst bekannt. Aber die vorhandenen<br />

Elemente konfigurieren sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Jahrhundert vollständig neu. Der ehemalige<br />

(durchaus wichtige) Nebendarsteller "Handelskapital" macht e<strong>in</strong>en Formwandel durch und wird<br />

auf der ökonomischen Bühne zum Hauptdarsteller, Regissseur und Autor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Person. Ke<strong>in</strong>e<br />

Gastspiele mehr am Rande der antiken oder feudalen Gesellschaften: Jetzt wird die gesamte Gesellschaft<br />

nach se<strong>in</strong>en Bedürfnissen umgestaltet. <strong>Das</strong> war möglich, weil Geld und Produktionsmittel<br />

mit der neu enstandenen Klasse des doppelt freien Lohnarbeiters 190 e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>gen<br />

– unter der festen und enorm kreativen Regie des Kapitalisten, der als Privateigentümer<br />

der Produktionsmittel und Lohnherr der Arbeitskraft auch unbestrittener Eigentümer aller Arbeitsprodukte<br />

ist.<br />

Spätesten ab der Mitte des 18. Jahrhunderts ist Kapital nicht e<strong>in</strong>fach Geld plus Produktionsmittel.<br />

Es bezeichnet das gesellschaftliche Verhältnis zwischen dem Eigentümer des Geldes und der<br />

Produktionsmittel auf der e<strong>in</strong>en Seite und dem doppelt freien Lohnarbeiter auf der anderen Seite,<br />

der se<strong>in</strong>e Arbeitskraft als Ware verkauft und die Produktionsmittel <strong>in</strong> Bewegung setzt. In diesem<br />

S<strong>in</strong>ne bezeichnet M. das Kapital als "e<strong>in</strong> durch Sachen vermitteltes gesellschaftliches Verhältnis<br />

zwischen Personen." 191 Mit Kapital bezeichnen wir das grundlegende Klassenverhältnis<br />

aller Gesellschaften, <strong>in</strong> denen die kapitalistische Produktionsweise herrscht.<br />

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