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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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M. s e<strong>in</strong>schränkende Feststellung am Endes se<strong>in</strong>es Zitats: "Die Transportkosten spielen aber e<strong>in</strong>e<br />

zu wichtige Rolle, um sie hier nicht noch kurz zu betrachten", nehmen wir als Ratschlag im folgenden<br />

Kapitel auf.<br />

Transport<strong>in</strong>dustrie und Transportkosten<br />

Waren müssen aus der Produktion zum Konsumenten gebracht werden, ob das Lebensmittel für<br />

die Käufer im Aldi-Markt oder Achsen für e<strong>in</strong>e Automobilfabrik oder Erz und Koks für den<br />

Hochofen s<strong>in</strong>d. 424 Diese Bewegung der Waren über die Grenzen <strong>von</strong> Zirkulation und Produktion<br />

h<strong>in</strong>aus ist ebenso erforderlich wie die Bewegung e<strong>in</strong>es Produkts während des Produktionsprozesses<br />

auf der Walzstraße oder auf dem Montageband. Und wenn die Konkurrenzbed<strong>in</strong>gungen<br />

e<strong>in</strong>en bestimmten Anteil an Transportkosten als im Durchschnitt erforderlich feststellen, werden<br />

diese Kosten <strong>in</strong> die Preisbildung gewiß e<strong>in</strong>gehen. Aber fällt der Transport der Waren unter die<br />

"faux frais" (= falschen Kosten) der Zirkulation, oder fügen sie den Waren neuen Wert h<strong>in</strong>zu?<br />

M. rechnet entschieden den Transport zu den produktiven, also Mehrwert produzierenden Aktivitäten.<br />

Se<strong>in</strong>e Argumentation: Die Transport<strong>in</strong>dustrie ist Voraussetzung für den gesellschaftlichen<br />

Reproduktionsprozess. Da ohne sie der Produktionsprozess weder e<strong>in</strong>geleitet, durchgeführt<br />

noch durch Konsumtion der Waren abgeschlossen werden kann, geht die auf den Transport<br />

verwendete gesellschaftliche Arbeit <strong>in</strong> die Wertbildung e<strong>in</strong>. <strong>Das</strong> gilt für den gesamten Warentransport,<br />

also auch für den Transport <strong>von</strong> Arbeitskräften. 425<br />

Der Transport <strong>von</strong> Waren und Arbeitskräften absorbiert gesellschaftlich notwendige Arbeit:<br />

Entweder als produktive Konsumtion; dann geht der durch im Transportakt aufgewendete Wert<br />

<strong>in</strong> die Wertbildung der transportierten Produkte e<strong>in</strong>. Oder der Tranportakt wird <strong>in</strong>dividuell konsumiert;<br />

dann geht der aufgewendete Wert sofort <strong>in</strong> die Konsumtion e<strong>in</strong>. 426<br />

Die Transport<strong>in</strong>dustrie ersche<strong>in</strong>t zwar als Ursache der Zirkulationskosten. 427 Aber es ist nicht nur<br />

die Verwertung der Ware selbst, die ihren Transport erforderlich macht. Es s<strong>in</strong>d aus der gesellschaftlichen<br />

Organisation der Arbeit heraus entstehende Aufwände, ohne die e<strong>in</strong>e Konsumtion<br />

der Waren, ob produktiv oder <strong>in</strong>dividuell, nicht möglich ist. Natürlich werden nicht beliebige<br />

Transporte per Preisbildung honoriert. Auch hier wirkt die Konkurrenz und das Wertgesetz. 428<br />

Wir sehen e<strong>in</strong>e weitere Folge der Arbeitsteilung: Die Zirkulationsstadien und das Produktionsstadium<br />

unseres Modells lassen sich nicht e<strong>in</strong>fach "der Industrie" und "dem Handel" zuordnen.<br />

Wir haben das schon <strong>von</strong> anderer Seite betrachtet, als es um das Warenkapital und das Geldkapital<br />

g<strong>in</strong>g, denen ja auch nicht "Handelskapital" und "F<strong>in</strong>anzkapital" entsprechen. Vielmehr verlängert<br />

sich die Produktionsphase wegen der notwendigen Transportprozesse <strong>in</strong> die Zirkulationsphase<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> strikte Trennung zwischen beiden, wie wir sie <strong>von</strong> unserem Zirkulationsschema<br />

vor e<strong>in</strong>igen Kapiteln noch unterstellten, um die Sache überhaupt bedenken zu können,<br />

ist im wirklichen gesellschaftlichen Prozess gar nicht möglich und wäre stofflich ja auch nicht<br />

vorstellbar. 429<br />

Der Produzent ist immer auch als Zirkulationsagent tätig, wenn er se<strong>in</strong>e Zulieferungen organisiert,<br />

Masch<strong>in</strong>en kauft, Aufträge here<strong>in</strong>holt. Und der Fachmann für die Zirkulation der Waren<br />

wird auch an den produktiven Prozessen beteiligt, <strong>in</strong>dem er für den Transport der Waren zum<br />

Bestimmungsort sorgt, Kühlketten organisiert, für die Installation <strong>von</strong> Produkten sorgt, kurz: Die<br />

Waren endgültig verkaufsfertig macht, <strong>in</strong>dem er ihren Gebrauchswert beim Käufer sicherstellt.<br />

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