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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Zweitens: Je werthaltiger das fixe Kapital, desto langfristiger se<strong>in</strong>e Verwertung. Mit der Langfristigkeit<br />

wächst das Risiko für moralischen Verschleiß. Neue, leistungsfähigere, vielleicht auch nur<br />

preiswertere Masch<strong>in</strong>en kommen auf den Markt und werden <strong>von</strong> der Konkurrenz aufgenommen.<br />

Für den eigenen Produktionsprozess, der jetzt mit veralteten und früher teurer e<strong>in</strong>gekauften<br />

Masch<strong>in</strong>en arbeitet, verändern sich die Verwertungsbed<strong>in</strong>gungen. Solange die neuen Masch<strong>in</strong>en<br />

nur preiswerter s<strong>in</strong>d, wird der Wertverlust durch die niedrigeren Kosten beim späteren<br />

Ersatz der Arbeitsmittel gem<strong>in</strong>dert. Wenn der E<strong>in</strong>satz der neuen Arbeitsmittel jedoch außerdem<br />

zu Produktivitätssteigerungen führt, was die Regel ist, kommt es zur Verschärfung der Konkurrenz.<br />

Um Schritt zu halten, werden neue Investitionen erforderlich.<br />

Drittens: Mit längerer Verwertung wächst das Risiko äußerer Störungen, die ähnlich wie der moralische<br />

Verschleiß der Arbeitsmittel die Verwertungsbed<strong>in</strong>gungen verändern, ja sogar regelrecht<br />

umwälzen können. M. bezeichnet solche äußeren Störungen deshalb auch als Wertrevolutionen.<br />

Wir werden uns diese besondere Art <strong>von</strong> Revolution weiter unten <strong>von</strong> M. noch erläutern lassen.<br />

Was auch immer die Ursachen für veränderte Verwertungsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d: Wenn es dabei zu<br />

e<strong>in</strong>er Stockung der Verwertung kommt, ist e<strong>in</strong> entsprechend schneller Zufluß <strong>von</strong> Geldkapital<br />

erforderlich, um das Problem zu lösen. 448<br />

Viertens: Mit wachsendem Anteil an fixem Kapital wächst das Kapitalm<strong>in</strong>imum, das überhaupt<br />

aufgebracht werden muß, um den Produktionsprozess <strong>in</strong> Gang zu br<strong>in</strong>gen. Masch<strong>in</strong>en, Werkhallen,<br />

Eisenbahnen, Hochöfen... erfordern e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destgröße der Investition, die bei zunehmender<br />

Konzentration des Kapitals und wachsender Technisierung der Produktion noch weiter<br />

ansteigt. Es wird immer teurer, Kapitalist zu werden.<br />

Fünftens: Die Zirkulation des Geldkapitals schwankt besonders <strong>in</strong> den Produktionsprozessen, <strong>in</strong><br />

denen die Produktionsmittel hergestellt werden. <strong>Das</strong> ist derselbe Bereich, <strong>in</strong> dem bei hoher Kapitalfixierung<br />

auch Arbeitsperiode und Produktionsperiode besonders stark <strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander abweichen.<br />

Außerdem kommt e<strong>in</strong>e schwankende Nachfrage h<strong>in</strong>zu, da ja fixes Kapital nicht wie Energie<br />

oder Rohstoffe kont<strong>in</strong>uierlich nachgefragt, sondern nur <strong>in</strong> größeren Abständen ersetzt wird.<br />

Die kont<strong>in</strong>uierliche Produktion des fixen Kapitals und damit überhaupt se<strong>in</strong>e periodische Ersetzung<br />

und Erweiterung <strong>in</strong> anderen Produktionsprozessen wäre ohne das jederzeit vorhandene<br />

disponible Kreditkapital unmöglich.<br />

Fassen wir zusammen: Die hohe Kapitalfixierung br<strong>in</strong>gt diskont<strong>in</strong>uierliche Elemente <strong>in</strong> die Zirkulation<br />

des Geldkapitals, die e<strong>in</strong>e ständige Verfügbarkeit <strong>von</strong> Kredit erfordert. Wegen der langfristigen<br />

Verwertung wächst das Risiko <strong>von</strong> externen Störungen, deren Bewältigung ebenfalls leicht<br />

mobilisierbaren Zufluß <strong>von</strong> Geldkapital notwendig macht.<br />

Wie schon der Akkumulationsprozess führt uns auch die Verwertung des fixen Kapitals auf direktem<br />

Weg zur Herausbildung e<strong>in</strong>es speziellen Geldverwertungsmarkts, der als Kreditgeber zunächst<br />

Dienstleistungen für die Unternehmen erbr<strong>in</strong>gt und die regelmäßige Umgestaltung der<br />

Produktionsprozesse trotz ihrer hohen Kapitalfixierung erst <strong>in</strong> der uns bekannten Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

ermöglicht. Doch es ist ke<strong>in</strong>e harmlose Dienstleistung. Sie verwandelt "die Funktion des <strong>in</strong>dustriellen<br />

Kapitalisten mehr und mehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Monopol großer Geldkapitalisten, vere<strong>in</strong>zelter oder<br />

assoziierter". 449 Tatsächlich s<strong>in</strong>d es sehr bald die Akteure des Kreditsystems, die der kapitalistischen<br />

Produktionsweise ihren unverkennbaren Stempel aufdrücken.<br />

Schon die Analyse des Akkumulationsprozesses verführte uns dazu, den Zusammenhang <strong>von</strong><br />

Akkumulation und Kreditsystem auf anekdotische Weise darzustellen. Sobald wir aber die besondere<br />

Rolle des fixen Kapitals im Verwertungsprozess berücksichtigen, lugt das Kreditsystem<br />

sozusagen an allen Ecken und Kanten hervor. Deshalb und weil wir unsere <strong>Spurensuche</strong> <strong>in</strong>mit-<br />

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