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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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nimmt und wieder abstreift und <strong>in</strong> jeder die ihr entsprechende Funktion vollzieht, ist <strong>in</strong>dustrielles<br />

Kapital – <strong>in</strong>dustriell hier <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>n, daß es jeden kapitalistisch betriebnen Produktionszweig<br />

umfaßt.<br />

Geldkapital, Warenkapital, produktives Kapital bezeichnen hier also nicht selbständige Kapitalsorten,<br />

deren Funktionen den Inhalt gleichfalls selbständiger und <strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander getrennter Geschäftszweige<br />

bilden. Sie bezeichnen hier nur besondre Funktionsformen des <strong>in</strong>dustriellen Kapitals,<br />

das sie alle drei nache<strong>in</strong>ander annimmt." 388<br />

Die Bezeichnung produktives Kapital für das <strong>in</strong> der Produktion <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Naturalform agierende<br />

Kapital führt bisweilen zu Mißverständnissen. Um die zu vermeiden, müssen wir uns nur daran<br />

er<strong>in</strong>nern, was M. <strong>in</strong> diesem Zusammenhang unter produktiv versteht. <strong>Das</strong> ist eben nicht die Fähigkeit,<br />

möglichst viele Produkte zu erzeugen, sondern die Fähigkeit, Mehrwert zu schaffen.<br />

Und weil das nicht im ersten und nicht im dritten Stadium geschieht, die ja nur Austausch <strong>von</strong><br />

Werten s<strong>in</strong>d, sondern dort passiert, wo Lohnarbeit und Produktionsmittel im Arbeitsprozeß verbunden<br />

werden, nimmt das Kapital auch nur im mittleren Stadium die Funktionsform des produktiven<br />

Kapitals an.<br />

Also s<strong>in</strong>d die anderen Stadien unproduktive Funktionsformen des Kapitals? Ja, aber nur, weil sie<br />

ke<strong>in</strong>en Mehrwert produzieren. Für die Verwertung s<strong>in</strong>d sie genauso unverzichtbar. M.s Trennung<br />

der drei Stadien dient der besseren Analyse. Nicht e<strong>in</strong>es der Stadien ist ohne die anderen<br />

zu haben. Wo M. vom "Geldkapital" und vom "Warenkapital" spricht, s<strong>in</strong>d es notwendige Stadien<br />

jedes Verwertungsprozesses. Wir betrachten hier die Funktionsformen, die das Kapital zu<br />

se<strong>in</strong>er Verwertung mit Notwendigkeit durchläuft, sowohl als <strong>in</strong>dividuelles wie als gesellschaftliches<br />

Gesamtkapital.<br />

Es wäre deshalb auch falsch, das Geldkapital im ersten Stadium als "F<strong>in</strong>anzkapital" und das Kapital<br />

im letzten Stadium als "Handelskapital" zu betrachten. Bisweilen liest man so etwas und<br />

erfährt dann auch noch, unter Berufung auf <strong>Marx</strong>, etwas über die parasitären Funktionen <strong>von</strong><br />

F<strong>in</strong>anz- und Handelskapital, da ja nur das produzierende Kapital "produktives Kapital" sei und<br />

so fort. Auf diese Weise hofft man offenbar, dem F<strong>in</strong>anz- und Handelskapital moralisch beizukommen<br />

und das "produktive Kapital" irgendwie als Opfer <strong>von</strong> "Wucher" und "Prellerei" darzustellen,<br />

aus deren Umklammerung man es möglichst bald befreien müsse. <strong>Das</strong> ist e<strong>in</strong>e grobe<br />

Fehldeutung, sofern man sich auf <strong>Marx</strong> beruft, und <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>e nicht tragfähige Theorie.<br />

389<br />

M.s Formulierung ist völlig e<strong>in</strong>deutig. Die drei Stadien des Kreislaufs s<strong>in</strong>d "Funktionsformen des<br />

<strong>in</strong>dustriellen Kapitals, das sie alle drei nache<strong>in</strong>ander annimmt." Wird damit etwa gesagt, dass<br />

nur <strong>in</strong>dustrielle Produktion produktiv sei? F<strong>in</strong>det nur <strong>in</strong> der Industrie die Kapitalverwertung statt?<br />

Etwas völlig anderes ist geme<strong>in</strong>t. Er<strong>in</strong>nern wir uns an M.s Aussage. Dort heißt es zum <strong>in</strong>dustriellen<br />

Kapital: "...<strong>in</strong>dustriell hier <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>n, daß es jeden kapitalistisch betriebnen Produktionszweig<br />

umfaßt."<br />

"Industrielles Kapital" me<strong>in</strong>t jede auf Lohnarbeit basierende Form der Mehrwertproduktion. Es<br />

ist <strong>in</strong> M.s Worten "<strong>Das</strong>e<strong>in</strong>sweise des Kapitals, wor<strong>in</strong> nicht nur Aneignung <strong>von</strong> Mehrwert, resp.<br />

Mehrprodukt, sondern zugleich dessen Schöpfung Funktion des Kapitals ist." 390 Mit dieser Bestimmung<br />

zielt M. <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf die Abgrenzung zum Grundbesitz, dessen kapitalistische<br />

Nutzung se<strong>in</strong>em Eigentümer dank des Bodenmonopols zwar e<strong>in</strong>e Grundrente (Pacht, Miete) als<br />

Anteil vom Mehrwert sichert, der dafür aber ke<strong>in</strong>erlei eigenständige Verwertung betreiben muß.<br />

Die Bezeichnung "<strong>in</strong>dustrielles Kapital" grenzt auch den re<strong>in</strong>en Geldkapitalisten und den Handelskapitalisten<br />

ab, die wichtige Dienste für den Kreislauf des Kapitals leisten. Diese Dienste pro-<br />

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