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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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zung bestimmt sich durch das Verhältnis zwischen der Masse der angewandten Produktionsmittel e<strong>in</strong>erseits und<br />

der zu ihrer Anwendung erforderlichen Arbeitsmenge andrerseits. Ich nenne die erstere die Wertzusammensetzung,<br />

die zweite die technische Zusammensetzung des Kapitals. Zwischen beiden besteht enge Wechselbeziehung.<br />

Um diese auszudrücken, nenne ich die Wertzusammensetzung des Kapitals, <strong>in</strong>sofern sie durch se<strong>in</strong>e technische<br />

Zusammensetzung bestimmt wird und deren Änderungen widerspiegelt: die organische Zusammensetzung<br />

des Kapitals. Wo <strong>von</strong> der Zusammensetzung des Kapitals kurzweg die Rede ist, ist stets se<strong>in</strong>e organische Zusammensetzung<br />

zu verstehn." (MEW 23, S 640)<br />

318 "Die zahlreichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Produktionszweig angelegten E<strong>in</strong>zelkapitale haben unter sich mehr<br />

oder weniger verschiedne Zusammensetzung. Der Durchschnitt ihrer E<strong>in</strong>zelzusammensetzungen ergibt uns die<br />

Zusammensetzung des Gesamtkapitals dieses Produktionszweigs. Endlich ergibt uns der Gesamtdurchschnitt der<br />

Durchschnittszusammensetzungen sämtlicher Produktionszweige die Zusammensetzung des gesellschaftlichen<br />

Kapitals e<strong>in</strong>es Landes, und <strong>von</strong> dieser alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> letzter Instanz ist im folgenden die Rede." (MEW 23, S.640f)<br />

319 Der Begriff "Akkumulationsregime" stammt nicht <strong>von</strong> M. Wir werden ihn hier dennoch verwenden, weil er<br />

M.s Überlegungen wiedergibt und weil die Formwandlungen der Akkumulation und die Dom<strong>in</strong>anz bestimmter<br />

Formen gegenüber anderen gerade für die Analyse des gegenwärtigen Kapitalismus hilfreich se<strong>in</strong> wird. Später<br />

werden wir damit M.s Analyse des Akkumulationsprozesses, der hier nach se<strong>in</strong>en Wachstumsmerkmalen erfolgt,<br />

fortsetzen, <strong>in</strong>dem wir nach den Formen der Akkumulation, nach der Form der Konkurrenz und nach der Beteiligung<br />

verschiedener Kapitalformen am Akkumulationsprozess fragen. Klar: Dabei wird es um die Rolle des "F<strong>in</strong>anzkapitals"<br />

(auch nicht M.s Begriff) im heutigen Kapitalismus und die besondere Form des Akkumulationsregimes<br />

gehen, das durch die wachsende Bedeutung des F<strong>in</strong>anzkapitals begründet wird. <strong>Das</strong> alles wird aber erst im<br />

dritten <strong>Teil</strong> unserer <strong>Spurensuche</strong> erfolgen, denn wir wollen M.s Werk ja nicht nur als Ste<strong>in</strong>bruch nutzen, dem wir<br />

nur e<strong>in</strong>zelne passende Brocken entnehmen, sondern als Fundament.<br />

Auch die Unterscheidung <strong>von</strong> extensiver und <strong>in</strong>tensiver Akkumulation stammt nicht <strong>von</strong> M. Er verwendet als Kapitalüberschriften<br />

die Formulierungen "Wachsende Nachfrage nach Arbeitskraft mit der Akkumulation, bei<br />

gleichbleibender Zusammensetzung des Kapitals" und "Relative Abnahme des variablen Kapitalteils im Fortgang<br />

der Akkumulation und der sie begleitenden Konzentration" (MEW 23, S 640 und 650). Uns s<strong>in</strong>d diese Formulierungen<br />

zu sperrig. Extensive und <strong>in</strong>tensive Akkumulation fassen das besser zusammen und greift e<strong>in</strong>e Unterscheidung<br />

auf, mit der M. für die Arbeiterklasse das "Abhängigkeitsverhältnis vom Kapital" <strong>in</strong> Phasen gleichbleibender<br />

organischer Zusammensetzung bezeichnet. Dort sagt er: "Unter den bisher unterstellten, den Arbeitern<br />

günstigsten Akkumulationsbed<strong>in</strong>gungen kleidet sich ihr Abhängigkeitsverhältnis vom Kapital <strong>in</strong> erträgliche oder,<br />

wie Eden sagt, 'bequeme und liberale' Formen. Statt <strong>in</strong>tensiver zu werden mit dem Wachstum des Kapitals, wird<br />

es nur extensiver, d.h. die Exploitations- und Herrschaftssphäre des Kapitals dehnt sich nur aus mit se<strong>in</strong>er eigenen<br />

Dimension und der Anzahl se<strong>in</strong>er Untertanen." (MEW 23, S.645f) Wo er das Wechselspiel <strong>von</strong> Akkumulation<br />

und Reproduktion im 2. Band des "Kapital" wieder aufgreift, verwendet M. implizit unsere Unterscheidung,<br />

wenn er schreibt, "daß die Akkumulation, die Verwandlung <strong>von</strong> Mehrwert <strong>in</strong> Kapital, ihrem realen Gehalt nach<br />

Reproduktionsprozeß auf erweiterter Stufenleiter ist, ob diese Erweiterung extensiv <strong>in</strong> Gestalt der Zufügung neuer<br />

Fabriken zu den alten oder <strong>in</strong> der <strong>in</strong>tensiven Ausdehnung der bisherigen Stufenleiter des Betriebs sich ausdrücke."<br />

(MEW 24, S.322)<br />

Die oben im Zitat erwähnte "Konzentration des Kapitals" als Folge der Akkumulation behandeln wir gesondert <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em eigenen Abschnitt zusammen mit der Zentralisation.<br />

320 Die Frage, welches Akkumulationsregime wann und wo jeweils dom<strong>in</strong>iert, ist ohneh<strong>in</strong> nur durch konkrete<br />

Analyse zu beantworten. Dabei wird man e<strong>in</strong>e Abhängigkeit <strong>von</strong> technischen und Produkt<strong>in</strong>novationen, vom<br />

Konjunkturzyklus, <strong>von</strong> den Konkurrenzverhältnissen, staatlichen Maßnahmen usw. feststellen. M. geht es hier<br />

darum, die beiden Grundvarianten kapitalistischer Akkumulation darzustellen, die ihm der englische Kapitalismus<br />

bereits <strong>in</strong> voller Schönheit demonstrierte. Wir werden aber für den modernen Kapitalismus, <strong>in</strong> dem die sogenannten<br />

F<strong>in</strong>anzmärkte e<strong>in</strong>e sehr viel stärkere Rolle spielen als zu M.s Zeit, Veränderungen des Akkumulationsregimes<br />

und die Herausbildung e<strong>in</strong>es neuen Typs feststellen.<br />

321 Phasen extensiver Akkumulation f<strong>in</strong>den wir aber auch im entwickelten Kapitalismus, nämlich immer dann,<br />

wenn die Ausdehnung der Produktion <strong>in</strong>sgesamt schneller erfolgt als das Wachstum arbeitssparender Investitionen<br />

<strong>in</strong> das konstante Kapital. Die letzte längere Phase überwiegend extensiven Wachstums <strong>in</strong> Deutschland hatten<br />

wir, mit sektoralen Unterschieden, nach dem 2. Weltkrieg bis etwa Mitte der 70er Jahre, als der wachsende<br />

Bedarf an Arbeitskräften zunächst durch die Fluchtbewegungen <strong>von</strong> Ost- nach Westdeutschland, nach der Grenz-<br />

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