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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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gen werden. Die <strong>in</strong>dustrielle Reservearmee ist die zum Zeitpunkt unverkäufliche Ware auf dem<br />

Arbeitsmarkt, die Gesamtheit der verfügbaren Arbeitskräfte im Wartestand. 347<br />

M.s Feststellungen <strong>von</strong> 1867 beanspruchen allgeme<strong>in</strong>e Gültigkeit. Sie unterstellen für die kapitalistische<br />

Produktionsweise e<strong>in</strong>e ständig existierende "<strong>in</strong>dustrielle Reservearmee" als Reservoir der<br />

Akkumulation. Dem ist empirisch ohne weiteres zuzustimmen. Ob wir nun M.s Begriff folgen<br />

oder <strong>von</strong> Massenarbeitslosigkeit, vorübergehend beschäftigungslosen Menschen, Kunden der<br />

Bundesagentur für Arbeit usw. reden: <strong>E<strong>in</strong>e</strong> große Zahl <strong>von</strong> Menschen, die vergeblich ihre Arbeitskraft<br />

zum Kauf anbieten, ist <strong>in</strong> der Geschichte des Kapitalismus die Regel, nicht die Ausnahme.<br />

Unabhängig da<strong>von</strong> sollten wir uns M.s Begründung näher ansehen und auf Festigkeit<br />

prüfen.<br />

Industrielle Reservearmee<br />

Im Mehrwert-Kapitel s<strong>in</strong>d wir bereits der <strong>in</strong>dustriellen Reservearmee begegnet. Alle Versuche,<br />

den relativen Mehrwert zu vermehren, führen zu e<strong>in</strong>em ständigen Wechsel <strong>in</strong> der Beschäftigung:<br />

Neue Bereiche werden erschlossen und b<strong>in</strong>den neue Arbeitskraft. Durch Steigerung der<br />

Arbeitsproduktivität wird gleichzeitig e<strong>in</strong>e ständige Freisetzung <strong>von</strong> Arbeitskraft betrieben. Jetzt<br />

betrachten wir diesen durch die Konkurrenz der Kapitale erzwungenen Kampf um hohe Arbeitsproduktivität<br />

und niedrige Kosten vom Standpunkt des Akkumulationsprozesses. Die wachsende<br />

organische Zusammensetzung des Kapitals ist der Bezugspunkt, <strong>in</strong> der sich ja auch die<br />

wachsende Bedeutung des relativen Mehrwehrts oder, was dasselbe ist, die <strong>in</strong>sgesamt dom<strong>in</strong>ierende<br />

Rolle des <strong>in</strong>tensiven Akkumulationsregimes zeigt. 348<br />

Die Nachfrage nach Arbeit wird durch den Umfang des variablen Kapitals repräsentiert. 349<br />

Wächst der Umfang des Gesamtkapitals schneller als die organische Zusammensetzung des Kapitals,<br />

nimmt auch die Nachfrage nach Arbeit absolut zu. Deshalb gibt es <strong>in</strong> bestimmten Phasen<br />

der Entwicklung, die durch stürmische Expansion und extensives Akkumulationsregime gekennzeichnet<br />

s<strong>in</strong>d, immer wieder mal Mangel an Arbeitskräften und e<strong>in</strong>e spürbare Verbesserung der<br />

Löhne und Lebensbed<strong>in</strong>gungen, vor allem, wenn wir diese Phasen nicht nur auf das Gesamtkapital,<br />

sondern auch auf se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelnen Sektoren beziehen, die sich ungleichmäßig entwickeln.<br />

350 Wir haben das im Abschnitt zur extensiven Akkumulation bereits behandelt.<br />

Unabhängig <strong>von</strong> solchen wiederkehrenden Phasen der Ausdehnung, die häufig auch geographische<br />

Ausdehnung <strong>von</strong> Produktionssphären und Märkten ist, nimmt das Wachstum des variablen<br />

Kapitals, also die Nachfrage nach Arbeit, im Verhältnis zum Wachstum des konstanten Kapitals<br />

tatsächlich ab. Diese historisch dom<strong>in</strong>ierende Tendenz der wachsenden organischen Zusammensetzung<br />

des Kapitals führt uns mit M. zu e<strong>in</strong>er wichtigen Schlußfolgerung: Um e<strong>in</strong>e nur gleichbleibende<br />

Nachfrage nach Arbeit aufrecht zu erhalten, bedarf es e<strong>in</strong>es stetig größeren Wachstums<br />

im Gesamtkapital. Der Prozess der Akkumulation verläuft aber nicht stetig, weder für das<br />

Gesamtkapital noch für se<strong>in</strong>e Sektoren oder die vielen <strong>in</strong>dividuellen Kapitale.<br />

Extensive und <strong>in</strong>tensive Akkumulation existieren fast immer <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander. 352 Sie lösen e<strong>in</strong>ander nur<br />

<strong>in</strong>sofern ab, als es um die Frage geht, welche Variante als Regime dom<strong>in</strong>iert. <strong>Das</strong> ist <strong>von</strong> vielen<br />

Faktoren abhängig. Beide Akkumulationsregimes laufen <strong>in</strong> verschiedenen Branchen und Sektoren<br />

vielleicht sogar nebene<strong>in</strong>ander her. Dabei spielen strukturelle Krisen 353 vor allem durch ihre<br />

Wirkung auf die Zentralisation des Kapitals e<strong>in</strong>e wichtige vorantreibende Rolle.<br />

Den Phasen der quantitativen Ausdehnung folgen Phasen der verschärften Konkurrenz mit Rationalisierung<br />

der Produktionsprozesse und Restrukturierung der Unternehmen, wodurch <strong>in</strong> den<br />

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