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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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schreibung des hier <strong>in</strong>teressierenden Gebrauchswerts der Arbeitskraft, <strong>von</strong> der M. oben sagt,<br />

dass ihr "wirklicher Verbrauch also selbst Vergegenständlichung <strong>von</strong> Arbeit wäre, daher Wertschöpfung."<br />

Um diesen Punkt, Wertschöpfung durch Arbeit, wird mehr Aufhebens gemacht, als ihm zukommt.<br />

Wer sich jetzt weigert, der lebendigen Arbeit das Monopol auf Wertschöpfung zuzuerkennen,<br />

hätte se<strong>in</strong>en Protest schon früher anmelden müssen. Schließlich wenden wir mit dieser<br />

Feststellung lediglich unsere Erkenntnisse über den Wert auf die Arbeitskraft an. Wenn Wert<br />

se<strong>in</strong>er Substanz nach die <strong>in</strong> der Ware vergegenständlichte abstrakte gesellschaftliche Arbeit ist:<br />

Welche andere Quelle sollte der Wert sonst haben als eben die lebendige Arbeit? Da aber das<br />

Monopol der lebendigen Arbeit auf Wertschöpfung offenbar zu den Kröten des Wertgesetzes<br />

zählt, die ungern geschluckt werden, kommen wir später darauf zurück.<br />

Hier halten wir zunächst e<strong>in</strong>mal diese Schlußfolgerung des Wertgesetzes fest: Nur die lebendige<br />

Arbeit kann abstrakte Arbeit leisten und daher Wert schaffen. Zur Er<strong>in</strong>nerung: In der arbeitsteiligen<br />

Warenproduktion, und strukturell nur dort, f<strong>in</strong>det die konkrete Arbeit der e<strong>in</strong>zelnen Produzenten<br />

nur Erfüllung, wenn sie sich als abstrakte gesellschaftliche Arbeit bewährt. Sprich: Sie<br />

f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>en Käufer und fließt als Wert zurück: In Form <strong>von</strong> anderen Waren oder, wie heute, <strong>in</strong><br />

Form <strong>von</strong> Geld, der allgeme<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>trittskarte zur Warenwelt. <strong>Das</strong> Besondere, mit dem wir es zu<br />

tun haben, ist nicht die Anerkennung der lebendigen Arbeit als Quelle <strong>von</strong> Wert. <strong>Das</strong> ist bereits<br />

im Wertbegriff enthalten. Neu ist jedoch, dass diese "lebendige Arbeit" mit dem Übergang zur<br />

kapitalistischen Warenproduktion selbst nurmehr als Ware <strong>in</strong> Gestalt lebendiger Menschen auftritt.<br />

185<br />

"...historisches und moralisches Element..."<br />

Zwischenfrage 42: Gibt es e<strong>in</strong>en Unterschied zwischen Wert der Arbeitskraft und Lohn? Wor<strong>in</strong> könnte<br />

der Unterschied bestehen? (S.195)<br />

Der Form nach haben wir es bei der Arbeitskraft mit e<strong>in</strong>er x-beliebigen Ware zu tun, die auf e<strong>in</strong>em<br />

Markt gekauft wird. Aber es ist dennoch e<strong>in</strong>e besondere Ware. Hier reicht es nicht zu sagen,<br />

der Wert der Arbeitskraft ergebe sich aus der für ihre Reprodukion notwendigen durchschnittlichen<br />

gesellschaftlichen Arbeitszeit. Tatsächlich ist die Wertbestimmung für die Arbeitskraft<br />

e<strong>in</strong>igen speziellen außerökonomischen E<strong>in</strong>flüssen unterworfen. M. schreibt dazu: "Im Gegensatz<br />

zu den andren Waren enthält also die Wertbestimmung der Arbeitskraft e<strong>in</strong> historisches<br />

und moralisches Element." 186<br />

Wo früher analphabetische Arbeitskräfte reichten, müssen es bei entwickelter Produktion gebildete<br />

Arbeitskräfte mit vieljähriger Ausbildung se<strong>in</strong>. Sobald sich die Notwendigkeit besser geschulter<br />

Arbeitskräfte ergibt, steigt notwendig der Wert der Arbeitskraft. Wo früher mal e<strong>in</strong> Kellerloch<br />

ausreichend schien, um neue Arbeitskräfte <strong>in</strong> die Welt zu setzen und <strong>in</strong>s arbeitsfähige Alter<br />

zu br<strong>in</strong>gen, s<strong>in</strong>d auf bestimmter Entwicklungsstufe bessere Lebensbed<strong>in</strong>gungen angesagt.<br />

Sobald e<strong>in</strong> bestimmtes Lebensniveau oder die Vorsorge für Gesundheit und Alter e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Gesellschaft<br />

mehrheitlich akzeptierter Standard ist, steigt ebenfalls der Wert der Arbeitskraft. <strong>Das</strong><br />

s<strong>in</strong>d die historischen und moralischen Elemente der Wertbestimmung, <strong>von</strong> denen M. spricht,<br />

und die sich dank des lebendigen Selbstbewußtse<strong>in</strong>s der Arbeitskraft immer auch selbst zur<br />

Sprache br<strong>in</strong>gen.<br />

<strong>Das</strong> kulturelle Moment ist letztenendes nichts anderes als das Machtverhältnis zwischen den<br />

Klassen. Die Abhängigkeit des Werts vom Handeln der Akteure selbst erschließt verschiedene<br />

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