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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Landwirtschaft zu betreiben. Es gibt ke<strong>in</strong>e selbständige Textil<strong>in</strong>dustrie: Die Masch<strong>in</strong>en und Rohstoffe<br />

müssen zuvor produziert worden se<strong>in</strong>. 399 Darauf zielt M.s Festellung:<br />

"Nur <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>heit der drei Kreisläufe ist die Kont<strong>in</strong>uität des Gesamtprozesses verwirklicht statt<br />

der oben geschilderten Unterbrechung. <strong>Das</strong> gesellschaftliche Gesamtkapital besitzt stets diese<br />

Kont<strong>in</strong>uität und besitzt se<strong>in</strong> Prozeß stets die E<strong>in</strong>heit der drei Kreisläufe." Aber es gibt für das <strong>in</strong>dividuelle<br />

Kapital <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht durchaus e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung: "Für <strong>in</strong>dividuelle Kapitale wird<br />

die Kont<strong>in</strong>uität der Reproduktion stellenweise mehr oder m<strong>in</strong>der unterbrochen." 400 <strong>Das</strong> sehen<br />

wir uns näher an.<br />

Kapitel 13: Ökonomie der Umschlagszeit<br />

Wir lernen, warum kapitalistische Ökonomie immer auch Ökonomie der Zeit ist. Wir<br />

sehen uns genauer an, wie die Zeit direkt auf die Verwertung e<strong>in</strong>wirkt, und erkennen<br />

den engen Zusammenhang <strong>von</strong> Umschlagszeit und Verwertungserfolg.<br />

Wir beschäftigen uns mit den Verwertungsreserven <strong>in</strong> der Produktion, vor allem aber<br />

auch <strong>in</strong> der Zirkulation und mit ihren "toten Kosten", und machen uns Gedanken<br />

über die Transport<strong>in</strong>dustrie.<br />

Die Zeit im Nacken - Mehrwert im Blick<br />

Jedem ist die Zeit als wichtiger Faktor der Ökonomie irgendwie bekannt: Je länger e<strong>in</strong> Kredit<br />

dauert, desto mehr Z<strong>in</strong>sen fallen an. In regelmäßigen Abständen muss die Leitung e<strong>in</strong>er Aktiengesellschaft<br />

e<strong>in</strong>en Geschäftsbericht vorlegen, um Aktionären und Investoren e<strong>in</strong> Bild des Unternehmens<br />

zu vermitteln. Es gibt Term<strong>in</strong>geschäfte, bei denen der richtige Zeitpunkt darüber entscheidet,<br />

ob e<strong>in</strong>e Spekulation glückt oder nicht. Und wer se<strong>in</strong>e Rechnung für Wasser oder Strom<br />

<strong>in</strong> bestimmter Frist nicht zahlt, sitzt plötzlich im Dunkeln oder auf dem Trockenen. Man könnte<br />

diese Liste fortsetzen. Untrennbar s<strong>in</strong>d Zeit und zeitlicher Ablauf <strong>von</strong> Ereignissen mit Gew<strong>in</strong>n<br />

und Verlust, mit ökonomischem Erfolg oder mit Mißerfolg verbunden. 401<br />

Auf die besondere Bedeutung der Zeit für die Mehrwertproduktion wurden wir zum ersten Mal<br />

aufmerksam, als es um die Intensivierung der Arbeit g<strong>in</strong>g, um das, was M. die "dichtere Ausfüllung<br />

der Poren der Arbeitszeit" nannte.<br />

Warum hat das Zeitregime, gemessen <strong>in</strong> Stunden und M<strong>in</strong>uten, für uns heute so übergroße Bedeutung?<br />

Wir haben bereits gesehen, wie mit dem Übergang zur Lohnarbeit für den Kapitalisten<br />

die Kontrolle über die Arbeitszeit zu e<strong>in</strong>em vitalen Mehrwert<strong>in</strong>teresse geworden ist. Aber das ist<br />

nicht der e<strong>in</strong>zige Punkt, warum allen Kapitalisten die Zeit buchstäblich im Nacken sitzt und <strong>von</strong><br />

dort e<strong>in</strong> straffes Regime über die Gesellschaft <strong>in</strong>sgesamt errichtet.<br />

M. hat diesen Zusammenhang <strong>von</strong> kapitalistischer Produktionsweise und Zeit <strong>von</strong> verschiedenen<br />

Positionen aus beleuchtet. In jedem Fall geht es um die Frage, welchen E<strong>in</strong>fluß der zeitliche Ablauf<br />

<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Stadien unseres Kreislaufmodells auf die Verwertung des Kapitals nimmt.<br />

Die Perspektiven s<strong>in</strong>d klar: Es geht nicht mehr um die Modellierung der Stadien für den Kreislaufprozess.<br />

Es geht um die Umschlagszeit des Kapitals und damit um die Frage, wie sich die<br />

zeitliche Gestaltung der E<strong>in</strong>heit dieser Stadien auf die Produktion <strong>von</strong> Mehrwert auswirkt.<br />

<strong>Das</strong> ist der grundlegende Zusammenhang: <strong>E<strong>in</strong>e</strong> bloße Verkürzung der Umschlagszeit des Kapitals<br />

unter sonst gleichen Bed<strong>in</strong>gungen, ob <strong>in</strong>dividuell oder gesellschaftlich betrachtet, verändert<br />

nicht den Mehrwert <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Umschlagsperiode. Aber die <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahre be-<br />

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