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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Hans Mottek: Wirtschaftsgeschichte Deutschlands. E<strong>in</strong> Grundriss (Band 1+2); Berl<strong>in</strong>: Deutscher Verlag der wissenschaften<br />

1957/1964; Eric J. Hobsbawm: Industrie und Empire (2 Bände); Frankfurt: Suhrkamp 1970; Fernand<br />

Braudel: Sozialgeschichte des 15. - 18. Jahrhunderts (3 Bände); Frankfurt: Büchergilde Gutenberg 1990<br />

268 MEW 23, S.532f. Mit der Formulierung, "revolutioniert durch und durch... die gesellschaftlichen Gruppierungen"<br />

ist nicht geme<strong>in</strong>t, dass dadurch revolutionäre Bestrebungen entstehen. Hier geht es um die mit der technologischen<br />

Umgestaltungen des Produktionsprozesses ebenfalls stattf<strong>in</strong>dende <strong>in</strong>nere Differenzierung der gesellschaftlichen<br />

Arbeit, die ja nichts anderes ist als die <strong>in</strong>nere Differenzierung der Arbeiterklasse, aber auch die <strong>in</strong>nere<br />

Differenzierung des Kapitals. Die soziale Struktur der Klassen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Prozess ständigen Veränderungen<br />

unterworfen. Es verändert sich die Stellung der Arbeitskräfte im Produktionsprozess. Der Gesamtarbeiter wird <strong>in</strong><br />

immer mehr soziale Positionen differenziert.<br />

Wenn <strong>Marx</strong>-Befasser auf die Strukturwandlungen der Arbeiterklasse <strong>in</strong> den kapitalistischen Metropolen verweisen,<br />

fügen sie meist bedauernd und verständnisvoll h<strong>in</strong>zu, M. habe das nun wirklich nicht vorhersehen können.<br />

Damit wollen sie sagen, dass M.s Theorie offensichtlich veraltet sei. Warum eigentlich? Sie basiert doch gar nicht<br />

auf e<strong>in</strong>er bestimmten Struktur der Arbeiterklasse, sondern zeigt uns nur die <strong>in</strong>neren Triebkräfte, die für e<strong>in</strong>e ständige<br />

Veränderung der Klassenverhältnisse sorgen; deren beständige Veränderung ist bei M. sogar e<strong>in</strong> fester Erwartungswert,<br />

<strong>Teil</strong> se<strong>in</strong>er Theorie.<br />

Ob jeden Morgen Millionen im Drillichzeug und mit Schiebermütze, zu Fuß oder mit dem Fahrrad rauchgeschwärzte<br />

Fabriktore passieren oder ob jeden Morgen Millionen im Anzug gewandet <strong>in</strong> die Bürostädte eilen oder<br />

im sportiven Freizeitdress auf die Werksparkplätze fahren: Ohne Frage macht das e<strong>in</strong>en großen Unterschied für<br />

die Millionen. Aber wie groß der Unterschied auch immer se<strong>in</strong> mag, <strong>in</strong> jedem Fall geht es dabei um den Mehrwert.<br />

Gegenprobe: Bleibt der aus, bleiben Parkplätze und Büros und Werkhallen plötzlich genauso leer wie Anno<br />

dazumal <strong>in</strong> den schlotgesäumten Fabriken.<br />

269 M. aktualisiert mit der Nadelmanufaktur e<strong>in</strong> Beispiel, das schon Adam Smith bemühte, um die riesigen Vorteile<br />

der Arbeitsteilung zu illustrieren. Die Nadelmacher (p<strong>in</strong>-maker) erstellen nach Smith als e<strong>in</strong>zelne Handwerker<br />

gerade mal e<strong>in</strong>e Nadel am Tag und auch bei äußerster Anstrengung kaum mehr als 20. Ganz anders <strong>in</strong> der Manufaktur:<br />

In Komb<strong>in</strong>ation und Zerlegung des Vorgangs <strong>in</strong> viele E<strong>in</strong>zelschritte, jeweils absolviert <strong>von</strong> e<strong>in</strong>zelnen Arbeitskräften,<br />

steigern sie ihren Ausstoß, so Smith, auf 48.000. E<strong>in</strong> Zuwachs an Arbeitsproduktivität um das<br />

240fache.<br />

Freilich rechnet Smith hier, genau betrachtet, nicht alle<strong>in</strong> die Folgen der Arbeitsteilung, sondern auch die durch<br />

spezielles Werkzeug und Masch<strong>in</strong>en erzielten Steigerungen der Arbeitsproduktivität e<strong>in</strong>. Doch da<strong>von</strong> abgesehen<br />

s<strong>in</strong>d gegenüber Smith' quantitativen Angaben, wenn auch <strong>in</strong> der Grundaussage sicherlich richtig, Zweifel durchaus<br />

anzumelden.<br />

270 "Im allgeme<strong>in</strong>en besteht die Produktionsmethode des relativen Mehrwerts dar<strong>in</strong>, durch gesteigerte Produktivkraft<br />

der Arbeit den Arbeiter zu befähigen, mit derselben Arbeitsausgabe <strong>in</strong> derselben Zeit mehr zu produzieren.<br />

Dieselbe Arbeitszeit setzt nach wie vor dem Gesamtprodukt denselben Wert zu, obgleich dieser unveränderte<br />

Tauschwert sich jetzt <strong>in</strong> mehr Gebrauchswerten darstellt und daher der Wert der e<strong>in</strong>zelnen Ware s<strong>in</strong>kt. Anders<br />

jedoch, sobald die gewaltsame Verkürzung des Arbeitstags mit dem ungeheuren Anstoß, den sie der Entwicklung<br />

der Produktivkraft und der Ökonomisierung der Produktionsbed<strong>in</strong>gungen gibt, zugleich vergrößerte Arbeitsausgabe<br />

<strong>in</strong> derselben Zeit, erhöhte Anspannung der Arbeitskraft, dichtere Ausfüllung der Poren der Arbeitszeit, d.h.<br />

Kondensation der Arbeit dem Arbeiter zu e<strong>in</strong>em Grad aufzw<strong>in</strong>gt, der nur <strong>in</strong>nerhalb des verkürzten Arbeitstags<br />

erreichbar ist. Diese Zusammenpressung e<strong>in</strong>er größren Masse Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gegebne Zeitperiode zählt jetzt als<br />

was sie ist, als größres Arbeitsquantum. Neben das Maß der Arbeitszeit als 'ausgedehnter Größe' tritt jetzt das<br />

Maß ihres Verdichtungsgrads. Die <strong>in</strong>tensivere Stunde des zehnstündigen Arbeitstags enthält jetzt so viel oder<br />

mehr Arbeit, d.h. verausgabte Arbeitskraft, als die porösere Stunde des zwölfstündigen Arbeitstags." (MEW 23,<br />

S.432f)<br />

271 "In der Manufaktur ist die Bereicherung des Gesamtarbeiters und daher des Kapitals an gesellschaftlicher<br />

Produktivkraft bed<strong>in</strong>gt durch die Verarmung des Arbeiters an <strong>in</strong>dividuellen Produktivkräften." (MEW 23, S.383)<br />

So beschreibt M. den Zusammenhang zwischen Steigerung der Arbeitsproduktivität im Ganzen und Dequalifizierung<br />

der Arbeitskräfte im E<strong>in</strong>zelnen.<br />

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