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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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210 Technologische Arbeitsteilung me<strong>in</strong>t Arbeitsteilung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Unternehmens im Unterschied zur gesellschaftlichen<br />

Arbeitsteilung, an der selbständige Produktionsprozesse unter der Regie <strong>in</strong>dividueller Kapitale beteiligt<br />

s<strong>in</strong>d, und die alle<strong>in</strong> über den Markt mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung kommen.<br />

211 M. verwendet dafür die etwas kuriose Formulierung vom Kapitalisten, der se<strong>in</strong>en Mehrwert, statt ihn zu verwerten,<br />

e<strong>in</strong>fach nur "vermöbelt", soll offenbar bedeuten: Im persönlichen Konsum Stück für Stück aufbraucht<br />

(MEW 23, S. 404, 416, 612).<br />

212 Im 3. Band des "Kapital", im Kapitel über die sogenannte "tr<strong>in</strong>itarische Formel", äußert sich M. auf direkte<br />

Weise zu unserer Frage. Mit der tr<strong>in</strong>itarischen Formel gaben Ökonomen e<strong>in</strong>e andere Antwort auf die Quellen des<br />

Reichtums als M., <strong>in</strong>dem sie diesen Reichtum als Produkt dreier Faktoren betrachteten, nämlich Kapital, Boden<br />

und Arbeit. M. schreibt dazu:<br />

"Sieht man sich nun diese ökonomische Dreie<strong>in</strong>igkeit näher an, so f<strong>in</strong>det man:<br />

Erstens, die angeblichen Quellen des jährlich disponiblen Reichtums gehören ganz disparaten Sphären an und<br />

haben nicht die ger<strong>in</strong>gste Analogie untere<strong>in</strong>ander. Sie verhalten sich gegenseitig etwa wie Notariatsgebühren,<br />

rote Rüben und Musik.<br />

Kapital, Boden, Arbeit! Aber das Kapital ist ke<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g, sondern e<strong>in</strong> bestimmtes, gesellschaftliches, e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

historischen Gesellschaftsformation angehöriges Produktionsverhältnis, das sich an e<strong>in</strong>em D<strong>in</strong>g darstellt<br />

und diesem D<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>en spezifischen gesellschaftlichen Charakter gibt. <strong>Das</strong> Kapital ist nicht die Summe der materiellen<br />

und produzierten Produktionsmittel. <strong>Das</strong> Kapital, das s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> Kapital verwandelten Produktionsmittel,<br />

die an sich so wenig Kapital s<strong>in</strong>d, wie Gold oder Silber an sich Geld ist. Es s<strong>in</strong>d die <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten <strong>Teil</strong> der<br />

Gesellschaft monopolisierten Produktionsmittel, die der lebendigen Arbeitskraft gegenüber verselbständigten<br />

Produkte und Betätigungsbed<strong>in</strong>gungen eben dieser Arbeitskraft, die durch diesen Gegensatz im Kapital personifiziert<br />

werden." (MEW 25, S.822f) An anderer Stelle wenig später:<br />

"Wir haben gesehn, daß der kapitalistische Produktionsprozeß e<strong>in</strong>e geschichtlich bestimmte Form des gesellschaftlichen<br />

Produktionsprozesses überhaupt ist. Dieser letztere ist sowohl Produktionsprozeß der materiellen<br />

Existenzbed<strong>in</strong>gungen des menschlichen Lebens wie e<strong>in</strong> <strong>in</strong> spezifischen, historisch-ökonomischen Produktionsverhältnissen<br />

vor sich gehender, diese Produktionsverhältnisse selbst und damit die Träger dieses Prozesses, ihre<br />

materiellen Existenzbed<strong>in</strong>gungen und ihre gegenseitigen Verhältnisse, d.h. ihre bestimmte ökonomische Gesellschaftsform<br />

produzierender und reproduzierender Prozeß. Denn das Ganze dieser Beziehungen, wor<strong>in</strong> sich die<br />

Träger dieser Produktion zur Natur und zue<strong>in</strong>ander bef<strong>in</strong>den, wor<strong>in</strong> sie produzieren, dies Ganze ist eben die Gesellschaft,<br />

nach ihrer ökonomischen Struktur betrachtet. Wie alle se<strong>in</strong>e Vorgänger, geht der kapitalistische Produktionsprozeß<br />

unter bestimmten materiellen Bed<strong>in</strong>gungen vor sich, die aber zugleich Träger bestimmter gesellschaftlicher<br />

Verhältnisse s<strong>in</strong>d, welche die Individuen im Prozeß ihrer Lebensreproduktion e<strong>in</strong>gehn. Jene Bed<strong>in</strong>gungen,<br />

wie diese Verhältnisse, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits Voraussetzungen, andrerseits Resultate und Schöpfungen des kapitalistischen<br />

Produktionsprozesses; sie werden <strong>von</strong> ihm produziert und reproduziert." (MEW 25, S.826f)<br />

213 <strong>Das</strong> Kapitalverhältnis muß sich nicht nur ökonomisch, sondern auch sozial beständig wiederherstellen, oder,<br />

wie M. das nennt, reproduzieren. Der Reproduktionsprozess des Kapitals, dem wir später begegnen, ist daher<br />

nicht nur wertmäßiger und stofflicher Reproduktionsprozess, sondern immer auch Reproduktion der sozialen und<br />

politischen Verhältnisse.<br />

214 "Der Arbeitsprozeß, wie wir ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen und abstrakten Momenten dargestellt haben, ist zweckmäßige<br />

Tätigkeit zur Herstellung <strong>von</strong> Gebrauchswerten, Aneignung des Natürlichen für menschliche Bedürfnisse,<br />

allgeme<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gung des Stoffwechsels zwischen Mensch und Natur, ewige Naturbed<strong>in</strong>gung des menschlichen<br />

Lebens und daher unabhängig <strong>von</strong> jeder Form dieses Lebens, vielmehr allen se<strong>in</strong>en Gesellschaftsformen gleich<br />

geme<strong>in</strong>sam. Wir hatten daher nicht nötig, den Arbeiter im Verhältnis zu andren Arbeitern darzustellen. Der<br />

Mensch und se<strong>in</strong>e Arbeit auf der e<strong>in</strong>en, die Natur und ihre Stoffe auf der andren Seite genügten. So wenig man<br />

dem Weizen anschmeckt, wer ihn gebaut hat, so wenig sieht man diesem Prozeß an, unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

er vorgeht, ob unter der brutalen Peitsche des Sklavenaufsehers oder unter dem ängstlichen Auge des Kapitalisten,<br />

ob C<strong>in</strong>c<strong>in</strong>natus ihn verrichtet <strong>in</strong> der Bestellung se<strong>in</strong>er paar jugera (= Morgen) oder der Wilde, der mit<br />

e<strong>in</strong>em Ste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Bestie erlegt." (MEW 23, S.198f)<br />

C<strong>in</strong>c<strong>in</strong>natus war e<strong>in</strong> Musterrepublikaner des antiken Rom, dem zweimal die Alle<strong>in</strong>herrschaft zur Abwehr äußerer<br />

Gefahren übertragen wurde und der <strong>in</strong> beiden Fällen, nachdem er den Job erledigt hatte, als Alle<strong>in</strong>herrscher abtrat,<br />

um eigenhändig se<strong>in</strong>e Landwirtschaft zu betreiben. Also: Ob Sklavenarbeit unter der Peitsche, Lohnarbeit <strong>in</strong><br />

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