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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Faktoren, die den Unternehmenserfolg bestimmen. Mit der bekannten Konsequenz: Wieder ersche<strong>in</strong>en<br />

aus der Sicht der Akteure die Erfolge im Kaufen und Verkaufen als Quelle des Gew<strong>in</strong>ns.<br />

Da ist zunächst gar nicht zu widersprechen. Die unterschiedlichen Unternehmenserfolge<br />

<strong>in</strong> gleichen Branchen haben sehr oft ihren Ursprung im erfolgreichen bis erpresserischen E<strong>in</strong>kauf.<br />

Und wenn es E<strong>in</strong>kauf und Verkauf, Beschaffung und Market<strong>in</strong>g, Werbung und Händlernetz<br />

s<strong>in</strong>d, die me<strong>in</strong>en Erfolg <strong>in</strong> der Konkurrenz bestimmen: S<strong>in</strong>d es dann nicht auch diese Maßnahmen,<br />

die Quelle me<strong>in</strong>es Gew<strong>in</strong>ns s<strong>in</strong>d? 417<br />

Wir haben das bereits diskutiert. Auch hier f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> der Zirkulation und ihrer <strong>in</strong>dividuellen<br />

Bewältigung ke<strong>in</strong>e Quelle des Mehrwerts, wohl aber e<strong>in</strong>en weiteren Mechanismus, der die Verteilung<br />

des gesellschaftlichen Mehrwerts auf die konkurrierenden Kapitale regelt.<br />

Wir kennen M.s Position bereits: <strong>Das</strong> Handelskapital wird durch Arbeitsteilung zum Spezialisten<br />

für die Zirkulationszeit. Da wir selbst unsere Käufe <strong>in</strong> Läden abwickeln, denken wir bei Handelskapital<br />

bevorzugt an Lidl oder den Media-Markt. Die gehören dazu. Aber im H<strong>in</strong>tergrund passiert<br />

das Interessante: Da wirkt der Rohstoff- und Masch<strong>in</strong>enhandel, da agieren die umfassenden<br />

Vertriebsnetze der Unternehmen mit zahlreichen Distribution Managern (vormals Vertreter oder<br />

Handlungsreisende) und Vertragshändlern. Da organisieren Börsen und Messen die Kontakte<br />

zwischen Käufern und Verkäufern, da gibt es Kommissionshändler und Handelsniederlassungen,<br />

Importeure und Exporteure aller Arten, da wirken Handelsbanken und Handelsversicherungen<br />

und Handelskammern und vieles mehr. M. spricht allgeme<strong>in</strong> <strong>von</strong> "Zirkulationsagenten", die bei<br />

entwickelter Produktion ebenso notwendig seien wie die Produktionsagenten. 419<br />

Natürlich müssen alle Zirkulationsagenten aus der Mehrwertmasse bezahlt werden, dessen Quelle<br />

die Produktion ist. Auch wenn alle Zirkulateure felsenfest überzeugt s<strong>in</strong>d, ihren Erfolg alle<strong>in</strong><br />

dem eigenen Talent als Käufer und Verkäufer zu verdanken. Hier gilt dasselbe wie für den Produzenten:<br />

Es gibt erfolgreiche und weniger erfolgreiche Zirkulationsagenten. Aber dass es sie<br />

überhaupt gibt, verdanken sie der für den Produzenten nützlichen Arbeitsteilung, der allen<br />

Händlern e<strong>in</strong>en entsprechenden E<strong>in</strong>kaufspreis gewährt, der nichts anderes ist als e<strong>in</strong> Preis unterhalb<br />

des Verkaufpreises am Warenmarkt.<br />

Der Vorteil des Produzenten: Er beschleunigt durch die Zusammenarbeit mit dem Zirkulationsagenten<br />

den Rückfluß des Werts und damit die Produktion neuen Mehrwerts. Und er entledigt<br />

sich e<strong>in</strong>es großen <strong>Teil</strong>s der toten Zirkulationskosten, überläßt die Senkung dieser Kosten dafür<br />

sich anbietenden Spezialisten. Die haben dafür viel bessere Möglichkeiten, da sie nicht nur Zirkulationsagent<br />

für e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen Produzenten s<strong>in</strong>d, sondern diese Funktion im großen Stil für<br />

viele Produzenten ausüben.<br />

Der Vorteil für den Zirkulationsagenten ist se<strong>in</strong>e ökonomische Existenz. Ohne die Produktion<br />

hätte er wahrlich nichts zu verkaufen. Und diese zugewiesene Position bietet ihm alle Möglichkeiten,<br />

als geschickter oder gerissener oder gewissenloser Händler anderen gegenüber Vorteile<br />

zu erzielen, sei es über die Optimierung der Transportwege, die Beschäftigung billiger Arbeitskräfte,<br />

die Erschließung <strong>von</strong> neuen Produzenten, die günstigere E<strong>in</strong>kaufspreise bieten und so<br />

fort. Daraus schließen wir sofort, dass die Zirkulationsagenten ke<strong>in</strong>e passive Rolle spielen, sondern<br />

wegen ihrer Schlüsselposition an der Schnittstelle <strong>von</strong> der Ware zum Mehrwert auf die<br />

Produktionsagenten stark zurückwirken. Sie nehmen E<strong>in</strong>fluß auf das Produktsortiment (schließlich<br />

wissen sie, welche Waren gehen), sie diktieren bisweilen die E<strong>in</strong>kaufspreise (wenn sie wissen,<br />

dass der Produktionsagent <strong>von</strong> ihnen abhängig ist) und steigen bei entsprechender Kapitalstärke<br />

sogar selbst <strong>in</strong> die Produktion e<strong>in</strong>.<br />

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