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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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ganz neues, das ke<strong>in</strong> anderer produziert, aber auf gute Nachfrage trifft. Die Arbeitskräfte für e<strong>in</strong>e<br />

Ausweitung der Produktion s<strong>in</strong>d ja da. Er und se<strong>in</strong>e ausgeschlafenen, aber auch die <strong>in</strong>zwischen<br />

erledigten Konkurrenten haben sie zuvor selber freigesetzt. So werden unter dem Druck<br />

der eigenen Konkurrenz aus schlichten Gullydeckel-Fabrikanten dynamische Kapitalisten, die<br />

immer auf der Suche nach neuen profitablen Geschäftsfeldern s<strong>in</strong>d, auf denen es dann nach<br />

Phasen der Freisetzung auch wieder zur B<strong>in</strong>dung <strong>von</strong> Arbeitskraft kommt. 293 Jedenfalls so lange,<br />

bis sich auch auf den neuen Feldern der Konkurrenzkampf voll entfaltet. 294 Freilich gel<strong>in</strong>gt das<br />

nicht jedem. Wo e<strong>in</strong> Fabrikant die Kurve nicht kriegt, muß er sich vorzeitig vom Wettbewerb<br />

und vermutlich auch <strong>von</strong> se<strong>in</strong>em Kapital verabschieden, wenn er auch privat für sich und se<strong>in</strong>e<br />

Familie <strong>in</strong> der Regel gut vorgesorgt haben dürfte.<br />

Zwischenfrage 54: Ist der Kapitalismus nicht tatsächlich e<strong>in</strong>e tolle Erfolgsgeschichte? (S.206)<br />

Genug jetzt <strong>von</strong> Gullydeckeln. Solange die Konkurrenz wirkt, ist der Erfolg für den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Kapitalisten immer nur kurzfristig. Trotzdem ist die Steigerung der Arbeitsproduktivität ke<strong>in</strong>eswegs<br />

mit e<strong>in</strong>em Hamsterrennen im Käfig vergleichbar, wo sich zwar das Laufrad rasend bewegt,<br />

aber im Grunde alles beim Alten bleibt. Im Gegenteil: <strong>Das</strong> kurzfristige Ziel der Kapitalisten, ihre<br />

eigene, auf relativ kle<strong>in</strong>e Aktionsräume beschränkte Konkurrenzsituation zu verbessern, hat <strong>in</strong><br />

200 Jahren weitreichende und umfassende historische Wirkungen gezeigt.<br />

Wir wollen diese Wirkungen hier nur <strong>in</strong> Stichworten beschreiben: Ausdehnung der Produktionssphären<br />

mit Entstehung immer neuer Produkte, Integration <strong>von</strong> Wissenschaft und Technik <strong>in</strong><br />

den Arbeits- und Verwertungsprozess, Entstehung e<strong>in</strong>es wachsenden Dienstleistungsbereichs<br />

neben der materiellen Produktion. Aber natürlich gibt es genauso die andere Seite: Arbeitsqual<br />

für Millionen, Natur- und Ressourcenvernichtung, Kolonialismus und andere aggressive Versuche,<br />

durch Welt- und Regionalkriege den Zugang zu Rohstoffen und Märkten zu behaupten und<br />

auszuweiten.<br />

Wie sich die kapitalistische Produktionsweise, <strong>von</strong> wenigen Feldern ausgehend, mit Beg<strong>in</strong>n der<br />

<strong>in</strong>dustriellen Revolution um 1750 zunächst <strong>in</strong> England, dann auch <strong>in</strong> den europäischen Nachahmerstaaten<br />

immer weiter ausdehnt, kann <strong>in</strong> jeder guten Wirtschaftsgeschichte 295 nachgelesen<br />

werden. Worauf es M. mit se<strong>in</strong>er Untersuchung zum relativen Mehrwert ankommt, ist die Offenlegung<br />

der Konkurrenz als <strong>in</strong>nere Triebkraft, als zwanghaftes Handeln zur Steigerung der Arbeitsproduktivität.<br />

So erschließt sich die kapitalistische Produktionsweise <strong>in</strong> wenigen Jahrzehnten<br />

im Wechsel <strong>von</strong> Freisetzung der Arbeitskraft und Ausdehnung der Produktion immer neue Bereiche,<br />

öffnet immer neue Mehrwertquellen, steigert auch dort die Arbeitsproduktitivät und<br />

wälzt so die Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit fortlaufend um - und damit natürlich auch<br />

die soziale Struktur der Gesellschaft.<br />

Verschärfte Konkurrenz am Arbeitsmarkt<br />

Was M. uns als Methoden zur Steigerung des relativen Mehrwerts präsentiert, führt nicht ausnahmsweise<br />

oder vorübergehend, sondern mit Notwendigkeit und immer dauerhafter zu e<strong>in</strong>em<br />

Überangebot an Arbeitskraft. Er nennt diese überzähligen Arbeitskräfte die <strong>in</strong>dustrielle Reservearmee.<br />

Wir kommen später noch e<strong>in</strong>mal darauf zurück, wenn wir uns den Gesetzen der Akkumulation<br />

zuwenden. Für das Mehrwert-Thema ist <strong>in</strong>teressant, wie die <strong>in</strong>dustrielle Reservearmee<br />

immer wieder die Konkurrenz am Arbeitsmarkt herstellt, auf die Löhne drückt und die Arbeitskraft<br />

anpassungsfähig und kompromißbereit macht. 296<br />

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