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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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äquivalenten. Im ersten Schritt schließt M. auch e<strong>in</strong>e Akkumulation aus und nimmt stattdessen<br />

an, der Mehrwert werde durch die Kapitalisten vollständig <strong>in</strong>dividuell konsumiert. Und auch die<br />

Rolle des fixen Kapitals ignoriert er zunächst. Unter diesen Voraussetzungen kommt er zu folgendem<br />

Schema e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen, sich nicht erweiternden Reproduktion: 481<br />

Erstens müssen Masch<strong>in</strong>en, Gebäude, Rohstoffe, Energie, Schiffe, Eisenbahnen... <strong>in</strong> genügender<br />

Menge erzeugt werden, um die Produktionsprozesse zu versorgen und ihren Austausch untere<strong>in</strong>ander<br />

zu sichern. M. bezeichnet diesen Bereich, der die Waren für die produktive Konsumtion<br />

bereitstellt, als Abteilung 1 der gesellschaftlichen Produktion. Der Wert W1 der <strong>in</strong> Abteilung 1<br />

produzierten Waren setzt sich aus dem konstanten Kapital c, aus dem variablen Kapital v und<br />

aus dem Mehrwert m zusammen. Für Abteilung 1 ist die Wertmasse der produzierten Waren<br />

demnach W1 = c1 + v1 + m<strong>1.</strong><br />

Zweitens müssen natürlich auch Wohnhäuser, Lebensmittel, Haushaltsgeräte, Kleidung, Luxuswaren,<br />

Mobilität, Energie... erzeugt werden, um die Lebensgrundlage für Arbeitskräfte und Kapitalisten<br />

zu sichern. M. bezeichnet diesen Bereich der gesellschaftlichen Produktion, der die<br />

Waren für die <strong>in</strong>dividuelle Konsumtion erzeugt, als Abteilung 2. Die Wertmasse der <strong>in</strong> dieser Abteilung<br />

produzierten Waren ist W2 = c2 + v2 +m2.<br />

Es lassen sich wichtige Beziehungen zwischen den Abteilungen 1 und 2 erkennen:<br />

Erstens hängt der Verwertungserfolg <strong>in</strong> Abteilung 1 ganz da<strong>von</strong> ab, wieweit die Nachfrage aus<br />

beiden Abteilungen nach Produktionsmitteln die <strong>in</strong> Abteilung 1 tatsächlich produzierten Produktionsmittel<br />

aufnimmt. Im idealen Zustand wäre c1 + c2 = c1 + v1 + m<strong>1.</strong> Dann wäre die Gesamtproduktion<br />

<strong>in</strong> Abteilung 1, das ist das <strong>in</strong> beiden Abteilungen e<strong>in</strong>gesetzte konstante Kapital<br />

c1+c2, gleich der Wertmasse W<strong>1.</strong><br />

Zweitens hängt die produktive Nutzung der <strong>von</strong> Abteilung 2 <strong>in</strong> der Abteilung 1 gekauften Produktionsmittel<br />

da<strong>von</strong> ab, ob und <strong>in</strong> welchem Umfang die damit produzierten Waren des <strong>in</strong>dividuellen<br />

Konsums auf e<strong>in</strong>e zahlungsfähige Nachfrage treffen. Solange wir mit M. zunächst e<strong>in</strong>fache<br />

Reproduktion annehmen und der gesamte Mehrwert deshalb <strong>in</strong>dividuell konsumiert werden<br />

darf, wäre W2 = v1 + m1 + v2 + m2. Die <strong>in</strong> Abteilung 2 produzierten Konsumgüter repräsentieren<br />

e<strong>in</strong>en Wert, der exakt der Konsumtionskraft <strong>von</strong> Arbeiterklasse und Kapitalisten entspricht.<br />

Drittens: Nur wenn die <strong>in</strong> Abteilung 2 produzierten Waren <strong>in</strong>dividuell konsumiert werden und<br />

damit aus der Zirkulation ausscheiden, kann die Produktion <strong>in</strong> Abteilung 2 fortgesetzt werden<br />

und damit auch Nachfrage für die Waren <strong>in</strong> Abteilung 1 neu entstehen. Wenn wir die oben genannten<br />

Schemata komb<strong>in</strong>ieren, ergibt sich so etwas wie e<strong>in</strong>e Proportionalitäts- oder Gleichgewichtsbed<strong>in</strong>gung<br />

für die e<strong>in</strong>fache Reproduktion. Sie lautet c1 +c2 = c1 + v1 + m1 oder kürzer:<br />

c2 = v1 + m<strong>1.</strong> Anders gesagt: Um Abteilung 1 und 2 bei e<strong>in</strong>facher Reproduktion im Gleichgewicht<br />

zu halten, muß das jährlich <strong>in</strong> Abteilung 2 neu <strong>in</strong>vestierte konstante Kapital die Lohnausgaben<br />

und den Mehrwert <strong>in</strong> Abteilung 1 ersetzen.<br />

Wie gesagt: Bisher g<strong>in</strong>gen wir <strong>von</strong> unkapitalistischer, nämlich e<strong>in</strong>facher Reproduktion aus. Da<br />

aber Konkurrenz und Verwertungszwang nur gleichzeitig wirken, jedes <strong>in</strong>dividuelle Kapital se<strong>in</strong><br />

Heil <strong>in</strong> verbesserter Verwertung, <strong>in</strong> der Produktion <strong>von</strong> mehr Mehrwert suchen muß, erweitern<br />

und verändern sich die Reproduktionsbed<strong>in</strong>gungen beständig. Wir werden später noch sehen,<br />

warum die Annahme e<strong>in</strong>es auch nur zweitweiligen Gleichgewichts nicht e<strong>in</strong>mal für die (unrealistische)<br />

Annahme e<strong>in</strong>facher Reproduktion haltbar ist.<br />

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