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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Quelle des Reichtums <strong>in</strong> der Arbeitswertlehre bereits Tradition und sich bestens als Kampfideologie<br />

gegen die englischen Grundbesitzer und die Reste ihres Feudalsystems bewährt.<br />

Zwischenfrage 14: Warum ist es vernünftig, moralische Kategorien wie "gut", "gerecht", "anständig"<br />

usw. aus der Politischen Ökonomie herauszuhalten? (S.174)<br />

In dem Maße aber, wie sich der neue Klassengegensatz zwischen Proletariat und Bourgoisie bemerkbar<br />

machte 60 , verschwand auch die Arbeitswerttheorie langsam <strong>in</strong> der Versenkung. Schon<br />

zwanzig Jahre nach Ricardos Tod fand man die Theorien des e<strong>in</strong>stigen Superstars der PolitÖkonomie<br />

auf dem Krabbeltisch angeblich unbrauchbarer Theorien wieder. Wie wir schon sahen,<br />

wandelte sich <strong>in</strong> dieser Zeit <strong>in</strong>sgesamt die ehemals kämpferische Political Economy zu e<strong>in</strong>er "unpolitischen",<br />

die neuen Klassengegensätze verkleisternden Wissenschaft.<br />

Aber auch die frühe Arbeitswertlehre, so groß ihr Beitrag gewesen ist, war nicht <strong>in</strong> der Lage, die<br />

entscheidende Frage der neu entstandenen bürgerlichen Gesellschaft zu beantworten: Warum<br />

br<strong>in</strong>gt die schnell wachsende Produktivität der neuen Industrien gleichzeitig Reichtum und Elend<br />

hervor? Selbst Ricardo, der Lösung greifbar nahe, konnte letztlich nicht über den Schatten se<strong>in</strong>er<br />

Klasse spr<strong>in</strong>gen, der er als gelernter Börsenspekulant ganz und gar zugehörte.<br />

Zwischenfrage 15: Spielt denn die Moral für die Politische Ökonomie überhaupt ke<strong>in</strong>e Rolle? (S.175)<br />

Die Antwort auf diese Frage liefert uns erst M.s Mehrwerttheorie und se<strong>in</strong>e Analyse des Akkumulationsprozesses.<br />

Nicht, obwohl er der bürgerlichen Gesellschaft fe<strong>in</strong>dlich gegenüberstand,<br />

sondern weil. Hier wurde die Verachtung für e<strong>in</strong> politisch-ökonomisches System wirklich erkenntnisfördernd.<br />

Wie <strong>Karl</strong> Kraus e<strong>in</strong>mal sagte: "Haß muß produktiv se<strong>in</strong>. Sonst ist es gleich gescheiter<br />

zu lieben."<br />

Liebe <strong>in</strong> vielen Formen war M. gewiß nicht fremd. 62 Aber Liebe oder auch nur Sympathie gegenüber<br />

e<strong>in</strong>em kannibalischen ökonomischen System war für ihn ganz sicher ke<strong>in</strong>e Option. 63<br />

Bei aller Begeisterung, die M. gegenüber den historischen Leistungen der englischen Kapitalisten<br />

unumwunden zeigt, wenn es um die Entwicklung der technischen Produktivkräfte geht: Zu ke<strong>in</strong>em<br />

Zeitpunkt vergaß er, welche brutalen Opfer dieselben Kapitalisten anderen dafür abverlangten.<br />

Es war M.s großes Projekt 64 , diesen Brutalitäten und dem Mißbrauch menschlicher Schöpferkraft<br />

e<strong>in</strong> Ende zu bereiten. Endlich sollten die mit der kapitalistischen Produktionsweise entwickelten<br />

Produktivkräfte genutzt werden, um Produktion und Verteilung nach gesellschaftlichen Bedürfnissen<br />

und nicht nach den beengten Interessen e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen Klasse zu organisieren. Für dieses<br />

Projekt erhoffte sich M. <strong>von</strong> der politischen Ökonomie e<strong>in</strong> wissenschaftliches Fundament.<br />

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