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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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treffen. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> beständige Anpassung der <strong>in</strong>dividuellen Kapitale an Konkurrenz und Verwertungszwang<br />

erfordert e<strong>in</strong>e ebenso beständige Anpassung des Gesamtkapitals (also der vielen<br />

anderen verbundenen Kapitale) an die sich ständig verändernden Proportionen.<br />

Da wir es mit e<strong>in</strong>er Vielzahl <strong>in</strong>dividueller Kapitale zu tun haben, die ihren eigenen Verwertungs<strong>in</strong>teressen<br />

folgen, erfolgt jede Veränderung, die <strong>von</strong> <strong>in</strong>dividuellen Kapitalen für den eigenen<br />

Verwertungsprozess ergriffen wird, im Vertrauen auf e<strong>in</strong>e entsprechende Anpassung <strong>in</strong> allen<br />

vernetzten Prozessen. Diese Anpassung muß zügig erfolgen und darf die Kont<strong>in</strong>uität des Gesamtprozesses<br />

nicht <strong>in</strong>s Stocken br<strong>in</strong>gen. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> Garantie dafür gibt es nicht. <strong>Das</strong> ist das berühmte<br />

und gern zitierte unternehmerische Risiko, das im Ereignisfall vor allem die Arbeitskräfte zu spüren<br />

bekommen.<br />

Als Schmierstoff dieses ständig laufenden Anpassungsprozesses, <strong>in</strong> dem das fixe Kapital e<strong>in</strong>e besondere<br />

Rolle spielt, fungiert der Kredit. Aber wenn aus der "Verschl<strong>in</strong>gung der Metamorphosen",<br />

<strong>von</strong> denen uns M. so blumig sprach, e<strong>in</strong> "verhedderter Knoten" wird (um mal mit M.s<br />

Blumigkeit zu konkurrieren), wenn die notwendig werdende Anpassung im System mißl<strong>in</strong>gt und<br />

die Kont<strong>in</strong>uität des gesellschaftlichen Prozesses <strong>in</strong>s Stocken gerät, braucht man nicht nur<br />

Schmierstoff, sondern auch e<strong>in</strong> Lösungsmittel.<br />

Als e<strong>in</strong> solches Lösungsmittel fungiert die Krise. Durch Stillstand oder sogar Rückgang der Akkumulation<br />

und durch die Vernichtung des auf der Strecke gebliebenen Kapitals wird der Knoten<br />

gelöst, um den Prozess durch Aufbau neuer Vernetzungen wieder <strong>in</strong> Gang zu br<strong>in</strong>gen. Um<br />

den Schmierstoff Kredit und das Lösungsmittel Krise geht es auf den folgenden Seiten.<br />

Geldschatz, Bleigewicht und die 'Papierchens'<br />

Als wir M.s Unterscheidung <strong>von</strong> Arbeitsperiode und Produktionszeit nachvollzogen, wurde klar,<br />

warum der Kredit zum unverzichtbaren Mittel für die forlaufende F<strong>in</strong>anzierung des Produktionsprozesses<br />

wird. Aber der Kredit kommt auf vielen Wegen <strong>in</strong> den Zirkulationsprozess des Kapitals<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Damit für das <strong>in</strong>dividuelle Kapital das Nebene<strong>in</strong>ander se<strong>in</strong>er Stadien überhaupt kont<strong>in</strong>uierlich<br />

funktioniert, muß nicht nur die Verzögerung zwischen Arbeitsperiode und Produktionszeit,<br />

sondern auch die Verzögerung zwischen Produktion und Zirkulation durch Kapitalvorschuß<br />

überbrückt werden. Damit für das Gesamtkapital e<strong>in</strong> Wachstum möglich ist, das bei e<strong>in</strong>zelnen<br />

Kapitalen e<strong>in</strong>zelner Sektoren beg<strong>in</strong>nt und durch die verbundenen Kapitale nachvollzogen werden<br />

muß, ist ebenfalls frei verfügbares Geldkapital notwendig. <strong>Das</strong>selbe gilt für Störungen des<br />

Prozesses beliebiger Art, die Reaktionen der betroffenen Kapitale und dafür kurzfristig<br />

mobilisierbare Geldmittel erfordern.<br />

Kurz: Dem gestörten Wertfluß wird sozusagen per Kredit auf die Sprünge geholfen, um nicht<br />

schon wieder vom Schmierstoff zu sprechen. Und Störungen dieses komplizierten Prozesses s<strong>in</strong>d<br />

für M. unvermeidlich. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d nicht nur die zyklischen Krisen, die uns noch beschäftigen werden,<br />

sondern ebenso äußere Störungen, die <strong>von</strong> Naturkatastrophen oder Kriegsereignissen ausgehen.<br />

Solche Störungen resultieren vielleicht aus dem Versiegen alter oder aus dem Aufschluß<br />

neuer Rohstoffvorkommen oder e<strong>in</strong>fach aus fehlgeschlagenen Spekulationen auf Rohstoffvorkommen,<br />

Eisenbahnen oder Kanalbauten und ähnliches.<br />

<strong>Das</strong> können Störungen se<strong>in</strong>, die <strong>von</strong> der Entdeckung neuer Werkstoffe oder <strong>von</strong> neuen technischen<br />

Erf<strong>in</strong>dungen ausgehen und vieles andere. M. nennt diese Störungen "Wertrevolutionen",<br />

weil sie auf direkte Weise e<strong>in</strong>e Neuverteilung der gesellschaftlichen Arbeit auf die vernetzten<br />

Verwertungsprozesse erfordern. <strong>Das</strong> betrifft die Neuverteilung <strong>von</strong> Arbeitskräften, also die uns<br />

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