09.01.2013 Aufrufe

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>von</strong> Geld ist nicht nur e<strong>in</strong>e strukturelle Möglichkeit, sondern historische Begleitersche<strong>in</strong>ung der<br />

geldvermittelten Trennung <strong>von</strong> Produktion und Zirkulation mit der Enstehung e<strong>in</strong>es selbständigen<br />

Handels.<br />

Die Entstehung <strong>von</strong> Händlern und ihre wachsende Rolle ist notwendige Folge jeder Warenproduktion,<br />

die den engen lokalen Rahmen überschreitet. Der Produzent entledigt sich der Mühen<br />

des Verkaufs. In gewisser Weise entledigt er sich sogar des Risikos, wenn er direkt für den Händler<br />

produziert. Es ist dann Aufgabe und Risiko des Händlers, die Ware zu verkaufen. Was historisch<br />

als praktische Arbeitsteilung, als Geschäft zwischen Produzent und Händler auf Gegenseitigkeit<br />

begann, eröffnet e<strong>in</strong>e völlig neue Perspektive. Und es ist nur e<strong>in</strong>e Frage der Zeit, wann<br />

der Händler als Herrscher über den entscheidenden W-G <strong>Teil</strong> des Tausches, auch se<strong>in</strong>e Herrschaft<br />

über den Produzenten auszuüben beg<strong>in</strong>nt.<br />

Vom W-G-W zum G-W-G': Was soll's?<br />

Betrachten wir unser e<strong>in</strong>faches Tauschschema W-G-W e<strong>in</strong>mal als Prozess. Dann müssen wir uns<br />

das Schema als fortgesetzten Tausch <strong>in</strong> der Form …W-G-W-G-W-G… vorstellen, denn mit ke<strong>in</strong>em<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Tauschakte ist der Vorgang abgeschlossen. Jedem Tausch folgt mit der Kont<strong>in</strong>uität<br />

des Lebens der nächste. Wenn wir die Sache aus der Perspektive des Produzenten betrachten,<br />

ist <strong>in</strong>nerhalb dieser Kette immer die Abfolge W-G-W wichtig. Von der Ware zum Geld<br />

und damit zu neuen Waren, ob als Rohstoffe für die Produktion oder als Waren für den <strong>in</strong>dividuellen<br />

Konsum.<br />

Aus der Perspektive des Händlers ist <strong>in</strong>nerhalb dieser andauernden …W-G-W-G-W-G…Kette nur<br />

die Abfolge G-W-G <strong>von</strong> Interesse. Mit se<strong>in</strong>em Geld kauft er Waren, die er wiederum, meist andernorts,<br />

zu Geld machen will. Anders gesagt: Dem Handel ist nicht die Ware, sondern das Geld<br />

Ausgangs- und Zielpunkt. Deshalb ist das G–W–G die historisch neue und höher entwickelte,<br />

weil durch und durch flexible Form des Austauschs.<br />

Es ist ke<strong>in</strong>eswegs banal, wenn im Falle W-G-W das Geld den Besitzer wechselt, im Falle G-W-G<br />

aber die Ware. Im ersten Fall ist es das Geld, das den Warenaustausch nur vermittelt. Dabei tun<br />

wir e<strong>in</strong>fach mal so, als sei der Produzent an irgende<strong>in</strong>em Wertzuwachs völlig des<strong>in</strong>teressiert. <strong>Das</strong><br />

ist zwar historisch nur sehr e<strong>in</strong>geschränkt richtig, 172 für unseren strukturellen Übergang zum<br />

Kapital aber e<strong>in</strong>e vertretbare Vere<strong>in</strong>fachung. Denn e<strong>in</strong> Wertzuwachs ist für den W-G-W Tausch<br />

nicht erforderlich. Der macht auch dann S<strong>in</strong>n, wenn am Ende Waren gleichen Werts stehen, solange<br />

nur der bedürfnisgerechte Wechsel des Gebrauchswerts, also Fertigware gegen Rostoffe,<br />

Lebensmittel und Produktionsmittel, funktioniert. Bereicherung ist hier nur Zugabe.<br />

Zwischenfrage 39: Ist der Gew<strong>in</strong>n des frühen Händlers e<strong>in</strong>e Eigenschaft des Geldes? Oder woher kommt<br />

die Geldvermehrung sonst? (S.193)<br />

Im zweiten Fall ist es die Ware, die den Geldaustausch vermittelt. Genau das ist der Dreh- und<br />

Angelpunkt. In dieser Perspektive macht der Tausch nur S<strong>in</strong>n, wenn nicht 1000 Euro über den<br />

Umweg e<strong>in</strong>es Warentauschs gegen 1000 Euro getauscht werden. <strong>Das</strong> könnte man e<strong>in</strong>facher<br />

haben. Um es für den Händler akzeptabel zu machen, wäre das Schema <strong>in</strong> der Form G-W-G' zu<br />

lesen, wobei das Strich am G' den Zuwachs an Geld bezeichnet. Die Differenz zwischen G und<br />

G' nennt M. den Mehrwert (surplus value). <strong>Das</strong> ist historisch die Geburtsstunde des Kapitals,<br />

noch weit vor der Zeit, zu der es die Herrschaft über die Welt antrat. 173 Bereicherung ist hier<br />

Pflicht.<br />

Die Risiken des Warenproduzenten haben wir bereits beschrieben: Es kann se<strong>in</strong>, dass er se<strong>in</strong>e<br />

59

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!