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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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stimmt? Durch die <strong>in</strong> ihr steckende notwendige Arbeit. Wieviel Arbeit aber steckt <strong>in</strong> der Arbeit<br />

e<strong>in</strong>es Arbeiters für e<strong>in</strong>en Tag, e<strong>in</strong>e Woche, e<strong>in</strong>en Monat, e<strong>in</strong> Jahr? Die Arbeit e<strong>in</strong>es Tags, e<strong>in</strong>er<br />

Woche, e<strong>in</strong>es Monats, e<strong>in</strong>es Jahrs. Wenn die Arbeit das Maß aller Werte ist, so können wir den<br />

'Wert der Arbeit' eben nur ausdrücken <strong>in</strong> Arbeit. Wir wissen aber absolut nichts über den Wert<br />

e<strong>in</strong>er Stunde Arbeit, wenn wir nur wissen, daß er gleich e<strong>in</strong>er Stunde Arbeit ist. Damit s<strong>in</strong>d wir<br />

also ke<strong>in</strong> Haarbreit näher am Ziel; wir drehen uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fort im Kreise.<br />

Die klassische Ökonomie versuchte es also mit e<strong>in</strong>er andern Wendung; sie sagte: Der Wert e<strong>in</strong>er<br />

Ware ist gleich ihren Produktionskosten. Aber was s<strong>in</strong>d die Produktionskosten der Arbeit? Um<br />

diese Frage zu beantworten, müssen die Ökonomen der Logik e<strong>in</strong> bißchen Gewalt antun. Statt<br />

der Produktionskosten der Arbeit selbst, die leider nicht zu ermitteln s<strong>in</strong>d, untersuchen sie nun,<br />

was die Produktionskosten des Arbeiters s<strong>in</strong>d. Und diese lassen sich ermitteln. Sie wechseln je<br />

nach Zeit und Umständen, aber für e<strong>in</strong>en gegebnen Gesellschaftszustand, e<strong>in</strong>e gegebne Lokalität,<br />

e<strong>in</strong>en gegebnen Produktionszweig s<strong>in</strong>d sie ebenfalls gegeben, wenigstens <strong>in</strong>nerhalb ziemlich<br />

enger Grenzen. Wir leben heute unter der Herrschaft der kapitalistischen Produktion, wo e<strong>in</strong>e<br />

große, stets wachsende Klasse der Bevölkerung nur leben kann, wenn sie für die Besitzer der<br />

Produktionsmittel der Werkzeuge, Masch<strong>in</strong>en, Rohstoffe und Lebensmittel – gegen Arbeitslohn<br />

arbeitet. Auf Grundlage dieser Produktionsweise bestehen die Produktionskosten des Arbeiters<br />

<strong>in</strong> derjenigen Summe <strong>von</strong> Lebensmitteln – oder deren Geldpreis –, die durchschnittlich nötig<br />

s<strong>in</strong>d, ihn arbeitsfähig zu machen, arbeitsfähig zu erhalten und ihn bei se<strong>in</strong>em Abgang durch Alter,<br />

Krankheit oder Tod durch e<strong>in</strong>en neuen Arbeiter zu ersetzen, also die Arbeiterklasse <strong>in</strong> der<br />

benötigten Stärke fortzupflanzen. Nehmen wir an, der Geldpreis dieser Lebensmittel sei im<br />

Durchschnitt drei Mark täglich.<br />

Unser Arbeiter erhält also <strong>von</strong> dem ihn beschäftigenden Kapitalisten e<strong>in</strong>en Lohn <strong>von</strong> drei Mark<br />

täglich. Der Kapitalist läßt ihn dafür, sage zwölf Stunden täglich, arbeiten. Und zwar kalkuliert<br />

dieser Kapitalist etwa folgendermaßen:<br />

Nehmen wir an, unser Arbeiter – Masch<strong>in</strong>enschlosser – habe e<strong>in</strong> Stück e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e zu arbeiten,<br />

das er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tage fertig macht. Der Rohstoff – Eisen und Mess<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der nötigen vorgearbeiteten<br />

Form – koste 20 M. Der Verbrauch an Kohlen der Dampfmasch<strong>in</strong>e, der Verschleiß<br />

dieser selben Dampfmasch<strong>in</strong>e, der Drehbank und der übrigen Werkzeuge, womit unser Arbeiter<br />

arbeitet, stelle dar, für e<strong>in</strong>en Tag und auf se<strong>in</strong>en Anteil berechnet, e<strong>in</strong>en Wert <strong>von</strong> 1 M. Der Arbeitslohn<br />

für e<strong>in</strong>en Tag ist nach unsrer Annahme 3 M. Macht zusammen für unser Masch<strong>in</strong>enstück<br />

24 M. Der Kapitalist rechnet aber heraus, daß er dafür im Durchschnitt e<strong>in</strong>en Preis <strong>von</strong> 27<br />

M. <strong>von</strong> se<strong>in</strong>en Kunden erhält, also 3 M. über se<strong>in</strong>e ausgelegten Kosten.<br />

Woher kommen diese 3 M., die der Kapitalist e<strong>in</strong>steckt? Nach der Behauptung der klassischen<br />

Ökonomie werden die Waren im Durchschnitt zu ihren Werten, d.h. zu Preisen verkauft, die den<br />

<strong>in</strong> diesen Waren enthaltnen notwendigen Arbeitsmengen entsprechen. Der Durchschnittspreis<br />

unsres Masch<strong>in</strong>enteils – 27 M. – wäre also gleich se<strong>in</strong>em Wert, gleich der <strong>in</strong> ihm steckenden Arbeit.<br />

Aber <strong>von</strong> diesen 27 M. waren 21 M. bereits vorhandne Werte, ehe unser Masch<strong>in</strong>enschlosser<br />

zu arbeiten anf<strong>in</strong>g. 20 M. steckten im Rohstoff, 1 M. <strong>in</strong> Kohlen, die während der Arbeit verbrannt,<br />

oder <strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>en und Werkzeugen, die dabei gebraucht und <strong>in</strong> ihrer Leistungsfähigkeit<br />

bis zum Wert dieses Betrags geschmälert wurden. Bleiben 6 M., die dem Wert des Rohstoffs zugesetzt<br />

worden s<strong>in</strong>d. Diese sechs Mark können aber nach der Annahme unsrer Ökonomen<br />

selbst nur herstammen aus der dem Rohstoff durch unsern Arbeiter zugesetzten Arbeit. Se<strong>in</strong>e<br />

zwölfstündige Arbeit hat danach e<strong>in</strong>en neuen Wert <strong>von</strong> sechs Mark geschaffen. Der Wert se<strong>in</strong>er<br />

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