09.01.2013 Aufrufe

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

en trennen? Zur Beantwortung müssen wir für den Produktionsprozess, der mit anderen Produktionsprozessen<br />

vernetzt ist, ebenfalls die Wertbildung als Prozess darstellen. In diesem Prozess<br />

wertbildet aber nicht mehr der private Produzent unseres Modells <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er undurchsichtigen<br />

schwarzen Kiste: Für den kapitalistischen Produktionsprozess müssen wir die Blackbox,<br />

die uns zur Wertanalyse der Ware noch genügte, weit öffnen.<br />

Wir sehen jetzt <strong>in</strong> den vernetzten Produktionsprozess h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem Geld und Masch<strong>in</strong>en und<br />

Rohstoffe und andere Waren und e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Menge an Arbeitskraft zweckmäßig komb<strong>in</strong>iert<br />

werden. Und wir fragen uns, welche Rolle die stoffliche Form des e<strong>in</strong>gesetzten Kapitals für<br />

die Wertbildung spielt. Diese Frage ist ke<strong>in</strong>eswegs willkürlich. Wir wissen schließlich, dass die lebendige<br />

Arbeitskraft <strong>in</strong> diesem Prozess e<strong>in</strong>e besondere Rolle spielt. Und wir wissen ebenfalls,<br />

dass die zunehmende Technisierung des Arbeitsprozesses e<strong>in</strong>e wesentliche Triebkraft für se<strong>in</strong>e<br />

Formwandlung zum kapitalistischen Produktionsprozess gewesen ist. Da ist es nur konsequent<br />

zu fragen, wie sich diese Elemente der Produktion im Verwertungsprozess bewähren.<br />

Kapital ist nicht gleich Kapital<br />

Alle <strong>in</strong> den Produktionsprozess e<strong>in</strong>gehenden Waren, ob Masch<strong>in</strong>en, Rohstoffe oder Arbeitskraft,<br />

übertragen ihren Wert auf die neu geschaffenen Produkte. <strong>Das</strong> ist e<strong>in</strong>fache Anwendung des<br />

Wertgesetzes. Was sonst? Aber diese Antwort, die über lange Zeit stillschweigende Voraussetzung<br />

unserer Wertanalyse war, genügt jetzt nicht mehr.<br />

Den Wert aller Waren, die der Kapitalist <strong>in</strong> den eigenen Produktionsprozess e<strong>in</strong>speist, hat er als<br />

Preis am Markt zu zahlen. 218 Mit der produktiven Anwendung <strong>von</strong> gekauften Waren (Arbeitskraft,<br />

Masch<strong>in</strong>en und Rohstoffen) entstehen neue Produkte. Dar<strong>in</strong> gehen anteilig die Werte der<br />

im Produktionsprozess verbrauchten Rohstoffe und Masch<strong>in</strong>en und der Wert der angewendeten<br />

Arbeitskraft e<strong>in</strong>. Mit dem Verkauf se<strong>in</strong>er Produkte realisiert der Kapitalist nicht nur den <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Produktionsprozess geschaffenen, sondern auch den <strong>in</strong> den Produktionsprozess e<strong>in</strong>gespeisten<br />

(und <strong>von</strong> ihm zuvor bezahlten) Wert. <strong>Das</strong> ist das m<strong>in</strong>deste. Doch weil jene ebenfalls als Ware<br />

e<strong>in</strong>gespeiste Arbeitskraft die wunderbare Eigenschaft besitzt, Wert über ihren eigenen Wert h<strong>in</strong>aus<br />

zu schaffen, ist unserem Kapitalisten bei dieser Konfiguration auch e<strong>in</strong> Mehrwert so gut wie<br />

sicher. 219<br />

Zwischenfrage 46: Warum treten Naturelemente (Wasser, Luft) zunächst nicht als Wertbildner auf? Unter<br />

welchen Voraussetzungen gehen auch die Naturstoffe <strong>in</strong> den Wertbildungsprozess e<strong>in</strong>? (S.198)<br />

Genauer: Im Arbeitsprozess setzt die lebendige Arbeitskraft die Masch<strong>in</strong>erie und die Rohstoffe <strong>in</strong><br />

Bewegung. Gehen dabei aber alle <strong>in</strong> diesen Arbeitsprozess e<strong>in</strong>gespeisten Werte <strong>in</strong> die neuen<br />

Produkte über? Offensichtlich nicht, zum<strong>in</strong>dest nicht auf e<strong>in</strong>en Schlag. Was jeder Unternehmer<br />

per Kostenrechung und Abschreibung zu trennen weiß, müssen wir ebenfalls für die Wertbildung<br />

beachten. Freilich geht es uns nicht um die Kostenrechnung, sondern um die unterschiedlichen<br />

Rollen, die das Kapital, abhängig <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er stofflichen Form, <strong>in</strong> der Verwertung spielt.<br />

M. schreibt dazu:<br />

"<strong>E<strong>in</strong>e</strong> Masch<strong>in</strong>e sei z.B. 1000 Pfd. St. wert und schleiße sich <strong>in</strong> 1000 Tagen ab. In diesem Fall<br />

geht täglich 1/1000 des Werts der Masch<strong>in</strong>e <strong>von</strong> ihr selbst auf ihr tägliches Produkt über. Zugleich,<br />

wenn auch mit abnehmender Lebenskraft, wirkt stets die Gesamtmasch<strong>in</strong>e im Arbeitsprozeß.<br />

Es zeigt sich also, daß e<strong>in</strong> Faktor des Arbeitsprozesses, e<strong>in</strong> Produktionsmittel, ganz <strong>in</strong><br />

den Arbeitsprozeß, aber nur zum <strong>Teil</strong> <strong>in</strong> den Verwertungsprozeß e<strong>in</strong>geht." 220<br />

77

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!