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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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damit ausgelastet, erst e<strong>in</strong>mal all die magischen Vorstellungen zu entsorgen, die <strong>in</strong> Jahrhunderten<br />

um Geld und Gold gewebt worden waren, um die Geldrealitäten se<strong>in</strong>er Zeit ans Licht zu heben.<br />

Seitdem hat sich e<strong>in</strong>iges geändert. <strong>E<strong>in</strong>e</strong>n Goldstandard gibt es nicht mehr. Gold ist zu e<strong>in</strong>em<br />

Rohstoff wie jeder andere geworden und Goldpreisänderungen haben nur noch e<strong>in</strong>en sehr<br />

sehr vermittelten E<strong>in</strong>fluß auf die Kaufkraft unseres Geldes.<br />

Die Geldfunktion ist auf das staatliche Papiergeld übergegangen. M.s Ableitung der Geldform<br />

für die kapitalistische Produktionsweise ist unbed<strong>in</strong>gt durch e<strong>in</strong>e 5. Wertform fortzuschreiben,<br />

mit der die stürmischen Veränderungen der Ware-Geld-Beziehungen vor allem <strong>in</strong> den letzten 50<br />

Jahren erfaßt werden. In dieser 5. Wertform E steht das heutige, vom Goldstandard und dem<br />

gesellschaftlichen Warenwert des Goldes abgelöste Staatsgeld <strong>in</strong> der Äquivalentform.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs muß das Papiergeld, das ja wie e<strong>in</strong>e Ware gehandelt und behandelt wird, se<strong>in</strong>e Rolle<br />

als Wertmaßstab anders erfüllen. <strong>Das</strong> kann nicht wie beim Gold über die dar<strong>in</strong> repräsentierte<br />

Menge an gesellschaftlicher Arbeit geschehen. 510 Der Wert dieses Geldes wird alle<strong>in</strong> durch das<br />

Wertgesetz <strong>in</strong> der Zirkulation selbst bestimmt und resultiert aus der Produktivkraft und dem Warenvolumen<br />

des Währungsraums. Wie sich dabei der "Wert des Geldes" als se<strong>in</strong>e jeweilige<br />

Kaufkraft und als se<strong>in</strong> jeweiliges Tauschverhältnis zu anderen Währungen realisiert und welche<br />

neuen Risiken dar<strong>in</strong> liegen, wird uns noch beschäftigen, wenn es um die Aktualität des "Kapital"<br />

geht. Dann müssen wir auch auf M.s Geldtheorie zurückkommen und die Funktionsweise<br />

heutiger Geld- und Währungssysteme ausführlicher behandeln.<br />

3<strong>1.</strong> Hat denn nicht der moderne Kapitalismus duch Marktanalyse und andere Maßnahmen<br />

die "Hieroglypen der Marktproduktion" längst entziffert?<br />

In gewisser Weise hat er das. Es liegt ja auch auf der Hand, dass Warenproduktion für den<br />

Markt immer e<strong>in</strong>e unangenehme Option enthält, nämlich die Absatzkrise. Jede Warenproduktion<br />

ist e<strong>in</strong>e Art Kredit; vorgeschossene Arbeitsleistung, die erst im Tausch vergolten wird oder<br />

eben auch nicht. Dann bleibt der Warenproduzent auf der Ware sitzen: Weil zu viele Waren derselben<br />

Art produziert wurden? Weil an den Bedürfnissen vorbei produziert wurde? Weil die Produktionsmethoden<br />

zu rückständig s<strong>in</strong>d und daher der Preis viel zu hoch ist? Alles ist bereits <strong>in</strong><br />

der Grundstruktur der Warenproduktion enthalten.<br />

Durch viele Absatzkrisen schlauer geworden, wird heute ke<strong>in</strong> großes Unternehmen mehr <strong>in</strong>s<br />

Blaue produzieren. Viele teure Waren (Autos, Möbel, Häuser, Masch<strong>in</strong>en, Kernkraftwerke usw.)<br />

werden erst produziert, wenn die Bestellung auf dem Tisch liegt und die F<strong>in</strong>anzierung gesichert<br />

ist. Aber die Produktionsanlagen mit bestimmter Kapazität, Produktentwicklung, Vertriebswege<br />

usw. müssen dennoch im Voraus bereitstehen. Wo sich neue Absatzmöglichkeiten abzeichnen,<br />

tummelt sich das Kapital. Kapazitäten werden aufgebaut. Bleibt die Nachfrage aus, schränkt<br />

man die Produktion e<strong>in</strong>, hat aber dennoch die überschüssigen Kapazitäten am Hals.<br />

Wir erleben das gegenwärtig: Die Kreditkrise verb<strong>in</strong>det sich 2008/2009 mit e<strong>in</strong>er Überproduktionskrise.<br />

In kürzester Zeit müssen erhebliche Produktionskapazitäten etwa <strong>in</strong> der Auto<strong>in</strong>dustrie<br />

stillgelegt werden. Obwohl das Automobil e<strong>in</strong>e der begehrtesten Waren auf dem Markt ist,<br />

entwickeln sich unter den Bed<strong>in</strong>gungen der Konkurrenz die Produktionskapazitäten schneller als<br />

die tatsächliche, nämlich zahlungsfähige Nachfrage. Aus denselben Gründen ist oft die E<strong>in</strong>führung<br />

neuer Produkte oder gar die Begründung ganz neuer Branchen mit dem spekulativen Aufbau<br />

<strong>von</strong> Überkapazitäten verbunden, die uns dann kurz darauf als platzende Spekulationsblase<br />

oder als angebliche Strukturkrise begegnet.<br />

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