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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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kammern und Verbände e<strong>in</strong>e ebenso wichtige Rolle spielen wie die Produzenten selbst. Dieses weltumspannende<br />

Netz ist durch das Internet noch dichter und auch beweglicher geworden.<br />

419 "Die Zirkulation ist ebenso notwendig bei der Warenproduktion wie die Produktion selbst, also die Zirkulationsagenten<br />

ebenso nötig wie die Produktionsagenten. Der Reproduktionsprozeß schließt beide Funktionen des<br />

Kapitals e<strong>in</strong>, also auch die Notwendigkeit der Vertretung dieser Funktionen, sei es durch den Kapitalisten selbst,<br />

sei es durch Lohnarbeiter, Agenten desselben. Dies ist aber ebensowenig e<strong>in</strong> Grund, die Zirkulationsagenten mit<br />

den Produktionsagenten zu verwechseln, als es e<strong>in</strong> Grund ist, die Funktionen <strong>von</strong> Warenkapital und Geldkapital<br />

mit denen <strong>von</strong> produktivem Kapital zu verwechseln. Die Zirkulationsagenten müssen bezahlt werden durch die<br />

Produktionsagenten. Wenn aber Kapitalisten, die untere<strong>in</strong>ander kaufen und verkaufen, durch diesen Akt weder<br />

Produkte noch Wert schaffen, so ändert sich das nicht, wenn der Umfang ihres Geschäfts sie befähigt und nötigt,<br />

diese Funktion auf andre abzuwälzen. In manchen Geschäften werden E<strong>in</strong>käufer und Verkäufer durch Tantieme<br />

am Profit bezahlt. Die Phrase, daß sie durch die Konsumenten bezahlt werden, hilft nichts. Die Konsumenten<br />

können nur zahlen, soweit sie sich selbst als Agenten der Produktion e<strong>in</strong> Äquivalent <strong>in</strong> Waren produzieren oder<br />

sich solches <strong>von</strong> den Produktionsagenten aneignen, sei es auf Rechtstitel h<strong>in</strong> (als deren Associés usw.), sei es<br />

durch persönliche Dienste." (MEW 24, S.129)<br />

420 MEW 24, S.132<br />

421 M. erwähnt auch noch gesondert die gesellschaftlichen Kosten für die Erhaltung des Währungssystems. Zu<br />

M.s Zeit war der Verlust an Gold und Silber durch Verschleiß der Münzen beachtlich. Aber auch die Unterhaltung<br />

e<strong>in</strong>er fälschungssicheren Papierwährung gibt es nicht zum Nulltarif. Die <strong>in</strong>dividuellen Kapitale belastet das freilich<br />

nur <strong>in</strong>direkt über die Steuerzahlungen.<br />

422 Mehrprodukt begegnete uns schon. <strong>Das</strong> ist der allgeme<strong>in</strong>e Begriff für die produktive Leistung e<strong>in</strong>er Gesellschaft<br />

über die unmittelbaren Lebensbedürfnisse h<strong>in</strong>aus. <strong>Das</strong> ist die Überschußproduktion e<strong>in</strong>er Gesellschaft, <strong>von</strong><br />

der Soldaten und Priester und Politiker und Künstler usw. ernährt werden, die selbst ja nicht an der Produktion<br />

beteiligt s<strong>in</strong>d.<br />

Mehrwert ist nichts anderes als durch die Kapitalistenklasse bei herrschender kapitalistischer Produktionsweise<br />

angeeignetes Mehrprodukt. Mit der Unterscheidung er<strong>in</strong>nert M. uns daran, dass nicht das gesamte Mehrprodukt<br />

der bürgerlichen Gesellschaft kapitalistisch hervorgebracht und auch nicht vollständig durch die Kapitalistenklasse<br />

angeeignet wird. M. denkt hier vermutlich an die feudalen Überreste und an die zu se<strong>in</strong>er Zeit noch größeren<br />

Bereiche des selbständigen Kle<strong>in</strong>gewerbes.<br />

423 M. schreibt das als E<strong>in</strong>leitung se<strong>in</strong>es Abschnitts über die Transportkosten: "Es ist nicht nötig, hier auf alle Details<br />

der Zirkulationskosten e<strong>in</strong>zugehn, wie z.B. Verpackung, Sortierung etc. <strong>Das</strong> allgeme<strong>in</strong>e Gesetz ist, daß alle<br />

Zirkulationskosten, die nur aus der Formverwandlung der Ware entspr<strong>in</strong>gen, dieser letztren ke<strong>in</strong>en Wert h<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Es s<strong>in</strong>d bloß Kosten zur Realisierung des Werts oder zu se<strong>in</strong>er Übersetzung aus e<strong>in</strong>er Form <strong>in</strong> die andre.<br />

<strong>Das</strong> <strong>in</strong> diesen Kosten ausgelegte Kapital (e<strong>in</strong>geschlossen die <strong>von</strong> ihm kommandierte Arbeit) gehört zu den faux<br />

frais der kapitalistischen Produktion. Der Ersatz derselben muß aus dem Mehrprodukt geschehn und bildet, die<br />

ganze Kapitalistenklasse betrachtet, e<strong>in</strong>en Abzug vom Mehrwert oder Mehrprodukt, ganz wie für e<strong>in</strong>en Arbeiter<br />

die Zeit, die er zum E<strong>in</strong>kauf se<strong>in</strong>er Lebensmittel braucht, verlorne Zeit ist." (MEW 24, S.150)<br />

Die "Formverwandlung" me<strong>in</strong>t hier natürlich den Wechsel <strong>von</strong> Geld <strong>in</strong> produktives Kapital bzw. <strong>von</strong> produzierten<br />

Waren <strong>in</strong> Geld. Die <strong>von</strong> M. als "faux frais" bezeicheten Kosten s<strong>in</strong>d Ausgaben, die nichts e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, und werden<br />

bisweilen auch als tote Kosten bezeichnet. Man könnte schlicht auch <strong>von</strong> Verlusten sprechen, die zwar unvermeidlich<br />

im ganzen s<strong>in</strong>d, die man aber gerne stets auf das M<strong>in</strong>imum reduzieren will.<br />

M.s H<strong>in</strong>weise auf die durch E<strong>in</strong>kauf der Waren verlorene Zeit ist <strong>in</strong>teressant. Er kannte eben nur die Stores se<strong>in</strong>er<br />

Zeit, die <strong>in</strong> den Wohnvierteln der Arbeiter lagen und heute längst verschwunden s<strong>in</strong>d. Aber schon damals wurde<br />

e<strong>in</strong> <strong>Teil</strong> der "toten Kosten" an den Käufer übertragen, der ja mit eigenem Aufwand sich die Waren holen muß.<br />

Damit der heute mit Fahrtkosten und Zeit verbundene Besuch der immer weiter entfernten Shopp<strong>in</strong>g-Malls nicht<br />

nur gezwungenermaßen, sondern gerne unternommen wird, hat man die toten Kosten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Erlebniskauf verwandelt<br />

und sogar als eigene E<strong>in</strong>nahmequelle entdeckt. Freilich werden die rührigen Zirkulationsagenten dadurch<br />

immer noch nicht zu Wertschöpfern, sondern verschärfen nur die Konkurrenz zwischen sich. Zuwachs des<br />

e<strong>in</strong>en ist Verlust des anderen. Auf der anderen Seite versuchen konventionelle Versandhäuser und moderne Internet-Versender,<br />

den bequemen, unaufwändigen Zugang zu den Waren für sich als wichtigen Vorteil zu nutzen.<br />

Alles <strong>in</strong> allem e<strong>in</strong> gigantischer Aufwand für e<strong>in</strong> an sich doch e<strong>in</strong>faches Problem.<br />

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