09.01.2013 Aufrufe

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gang zu halten. Jetzt wollen wir die Vernetzung der Prozesse <strong>in</strong> unsere Überlegungen e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Beziehungen der Kapitale zue<strong>in</strong>ander s<strong>in</strong>d ja nicht alle<strong>in</strong> über die Konkurrenz gegeben; das ist<br />

komplizierter. Gleichzeitig bestehen zwischen ihnen zahllose Abhängigkeiten: Man bekämpft<br />

sich, aber man ist auch aufe<strong>in</strong>ander angewiesen. Die Produktion des e<strong>in</strong>en ist Voraussetzung der<br />

Produktion des anderen. Wächst der e<strong>in</strong>e, müssen viele andere mitwachsen. Geht dem e<strong>in</strong>en<br />

der Gew<strong>in</strong>n aus, ist das auch der Verlust vieler mit ihm vernetzter Kapitale, aber der Zugew<strong>in</strong>n<br />

anderer. Wir wollen besser verstehen, warum M. trotz dieses Wirrwarrs widerstreitender, mißgünstiger,<br />

<strong>in</strong> vieler H<strong>in</strong>sicht sogar fe<strong>in</strong>dlicher Privat<strong>in</strong>teressen vom gesellschaftlichen Charakter<br />

der kapitalistischen Produktion spricht.<br />

Die Vernetzung ist ke<strong>in</strong> statisches Flechtwerk. Von unserem doch eher geruhsamen W-G-W und<br />

G-W-G' müssen wir uns verabschieden. <strong>Das</strong> Flechtwerk mit Namen "Zirkulationsprozess des Kapitals"<br />

zeigt alle beteiligten Kapitale <strong>in</strong> ständiger Bewegung. Für diese Bewegung spielt die Zeit<br />

e<strong>in</strong>e große Rolle. Wir greifen unsere frühere Feststellung auf, dass nämlich <strong>in</strong> dieser Bewegung,<br />

die durch längere oder kürzere Umschlagszeiten des Kapitals erzeugt wird, wesentliche Reserven<br />

der Verwertung liegen. Wir wollen herausf<strong>in</strong>den, warum Kapital nicht bloß Verwertung, sondern<br />

sich ausweitende, möglichst schnelle Verwertung <strong>in</strong> möglichst kurzen Zyklen zum Ziel haben<br />

muß und wie diese Ökonomie der Zeit auf die Konkurrenz der Kapitale zurückwirkt.<br />

Wir wollen deshalb unsere <strong>Spurensuche</strong> <strong>in</strong> Sachen Kredit fortsetzen. Mit dem G-W-G'-W'-G''-<br />

W''-G''' Schema der Akkumulation s<strong>in</strong>d wir dem Verwertungszwang auf die Spur gekommen,<br />

der Grundlage des kapitalistischen Wachstums ist. Mit dem Schema der Akkumulation wird die<br />

Form dieses Prozesses als Kreislauf bereits angedeutet. Jetzt wird die Kreislaufbewegung selbst<br />

Gegenstand der Untersuchung und wir wollen herausf<strong>in</strong>den, wie sich an verschiedenen Stellen<br />

dieses Kreislaufs der Kredit als festes Systemelement etabliert und zunehmenden E<strong>in</strong>fluß auf die<br />

Gestaltung des Prozesses gew<strong>in</strong>nt - nicht zufällig, sondern notwendigerweise.<br />

Auch wird es Zeit, stärker als bisher e<strong>in</strong>e weitere Leitfrage unserer <strong>Studienreise</strong> <strong>in</strong>s "Kapital"<br />

aufzugreifen, die Frage nach den Ursachen der Wirtschaftskrisen nämlich. Die Frage ist nicht: An<br />

welchen Stellen des Zirkulationsprozesses lauern Gefahren? Denn die lauern für e<strong>in</strong>en derart<br />

komplexen Prozess, mit dem wir es hier zu tun haben, an allen Ecken und Enden. Oder wie M.<br />

sagt: "Die Kompliziertheit des Prozesses selbst bietet ebensoviel Anlässe zu anormalem Verlauf."<br />

372 Wir suchen nach den <strong>in</strong>neren Problemen, die auch dann Krisen hervorbr<strong>in</strong>gen, wenn<br />

alle anderen Abläufe <strong>in</strong> geradezu idealer Weise funktionieren, wie unwahrsche<strong>in</strong>lich das auch<br />

se<strong>in</strong> mag. Wir suchen also nach den <strong>in</strong>neren Widersprüchen, gegen die sozusagen ke<strong>in</strong> Kraut<br />

gewachsen ist.<br />

Kreislauf des Geldkapitals<br />

M. untersucht den Zirkulationsprozess des Kapitals aus drei Perspektiven, nämlich als Kreislauf 373<br />

des Geldkapitals, als Kreislauf des produktiven Kapitals und als Kreislauf des Warenkapitals. Wir<br />

befassen uns hier ausführlich nur mit dem Kreislauf des Geldkapitals, <strong>von</strong> dem M. sagt, er sei<br />

"die e<strong>in</strong>seitigste darum schlagendste und charakteristischste Ersche<strong>in</strong>ungsform des Kreislaufs<br />

des <strong>in</strong>dustriellen Kapitals, dessen Ziel und treibendes Motiv: Verwertung des Werts, Geldmachen<br />

und Akkumulation." 374<br />

Den Kreislauf des Geldkapitals kennen wir schon <strong>in</strong> der Grundform G-W-G'. <strong>Das</strong> reichte aus, solange<br />

wir uns auf die Frage konzentrierten, wie überhaupt unter der Herrschaft des Wertgeset-<br />

126

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!