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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Der erhält e<strong>in</strong>e eigene Wertform samt gesonderter Aneignung nur dort, wo sich die Warenproduktion zur kapitalistischen<br />

Warenproduktion entwickelt.<br />

Man kann diesen Zusammenhang zurückweisen, dann wird man aber auf nicht ökonomische Argumente verfallen<br />

müssen, die nur signalisieren, dass e<strong>in</strong>em das Ergebnis schlicht nicht paßt. Man kann diese Argumentation<br />

mit der Begründung kritisieren, dass alles doch <strong>in</strong> Wirklichkeit viel komplizierter sei. Ke<strong>in</strong> Widerspruch. Genau <strong>in</strong><br />

Richtung des Komplexen ("Konkreten") bewegen wir uns ja. Aber vorweg gesagt: So kompliziert, dass am Ende<br />

die Wertschöpfung durch lebendige Arbeit aus der Argumentation verschw<strong>in</strong>den oder auch nur auf h<strong>in</strong>tere Plätze<br />

verwiesen werden könnte: So kompliziert wird die Angelegenheit ke<strong>in</strong>esfalls.<br />

186 MEW 23, S.185. So bestimmt M. die Besonderheiten der Arbeitskraft als Ware: "Der Wert der Arbeitskraft,<br />

gleich dem jeder andren Ware, ist bestimmt durch die zur Produktion, also auch Reproduktion, dieses spezifischen<br />

Artikels notwendige Arbeitszeit. Soweit sie Wert, repräsentiert die Arbeitskraft selbst nur e<strong>in</strong> bestimmtes<br />

Quantum <strong>in</strong> ihr vergegenständlichter gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit. Die Arbeitskraft existiert nur als Anlage<br />

des lebendigen Individuums. Ihre Produktion setzt also se<strong>in</strong>e Existenz voraus. Die Existenz des Individuums<br />

gegeben, besteht die Produktion der Arbeitskraft <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eignen Reproduktion oder Erhaltung. Zu se<strong>in</strong>er Erhaltung<br />

bedarf das lebendige Individuum e<strong>in</strong>er gewissen Summe <strong>von</strong> Lebensmitteln. Die zur Produktion der Arbeitskraft<br />

notwendige Arbeitszeit löst sich also auf <strong>in</strong> die zur Produktion dieser Lebensmittel notwendige Arbeitszeit,<br />

oder der Wert der Arbeitskraft ist der Wert der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel. Die Arbeitskraft<br />

verwirklicht sich jedoch nur durch ihre Äußerung, betätigt sich nur <strong>in</strong> der Arbeit. Durch ihre Betätigung,<br />

die Arbeit, wird aber e<strong>in</strong> bestimmtes Quantum <strong>von</strong> menschlichem Muskel, Nerv, Hirn usw. verausgabt, das wieder<br />

ersetzt werden muß. Diese vermehrte Ausgabe bed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e vermehrte E<strong>in</strong>nahme. Wenn der Eigentümer der<br />

Arbeitskraft heute gearbeitet hat, muß er denselben Prozeß morgen unter denselben Bed<strong>in</strong>gungen <strong>von</strong> Kraft und<br />

Gesundheit wiederholen können. Die Summe der Lebensmittel muß also h<strong>in</strong>reichen, das arbeitende Individuum<br />

als arbeitendes Individuum <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em normalen Lebenszustand zu erhalten. Die natürlichen Bedürfnisse selbst,<br />

wie Nahrung, Kleidung, Heizung, Wohnung usw., s<strong>in</strong>d verschieden je nach den klimatischen und andren natürlichen<br />

Eigentümlichkeiten e<strong>in</strong>es Landes. Andrerseits ist der Umfang sog. notwendiger Bedürfnisse, wie die Art ihrer<br />

Befriedigung, selbst e<strong>in</strong> historisches Produkt und hängt daher großenteils <strong>von</strong> der Kulturstufe e<strong>in</strong>es Landes,<br />

unter andrem auch wesentlich da<strong>von</strong> ab, unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen, und daher mit welchen Gewohnheiten<br />

und Lebensansprüchen die Klasse der freien Arbeiter sich gebildet hat. Im Gegensatz zu den andren Waren enthält<br />

also die Wertbestimmung der Arbeitskraft e<strong>in</strong> historisches und moralisches Element. Für e<strong>in</strong> bestimmtes<br />

Land, zu e<strong>in</strong>er bestimmten Periode jedoch, ist der Durchschnitts-Umkreis der notwendigen Lebensmittel gegeben.<br />

Der Eigentümer der Arbeitskraft ist sterblich. Soll also se<strong>in</strong>e Ersche<strong>in</strong>ung auf dem Markt e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche se<strong>in</strong>,<br />

wie die kont<strong>in</strong>uierliche Verwandlung <strong>von</strong> Geld <strong>in</strong> Kapital voraussetzt, so muß der Verkäufer der Arbeitskraft sich<br />

verewigen, 'wie jedes lebendige Individuum sich verewigt, durch Fortpflanzung'. Die durch Abnutzung und Tod<br />

dem Markt entzogenen Arbeitskräfte müssen zum allerm<strong>in</strong>desten durch e<strong>in</strong>e gleiche Zahl neuer Arbeitskräfte beständig<br />

ersetzt werden. Die Summe der zur Produktion der Arbeitskraft notwendigen Lebensmittel schließt also<br />

die Lebensmittel der Ersatzmänner e<strong>in</strong>, d.h. der K<strong>in</strong>der der Arbeiter, so daß sich diese Race eigentümlicher Warenbesitzer<br />

auf dem Warenmarkte verewigt.<br />

Um die allgeme<strong>in</strong> menschliche Natur so zu modifizieren, daß sie Geschick und Fertigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten<br />

Arbeitszweig erlangt, entwickelte und spezifische Arbeitskraft wird, bedarf es e<strong>in</strong>er bestimmten Bildung oder Erziehung,<br />

welche ihrerseits e<strong>in</strong>e größere oder ger<strong>in</strong>gere Summe <strong>von</strong> Warenäquivalenten kostet. Je nach dem mehr<br />

oder m<strong>in</strong>der vermittelten Charakter der Arbeitskraft s<strong>in</strong>d ihre Bildungskosten verschieden. Diese Erlernungskosten,<br />

verschw<strong>in</strong>dend kle<strong>in</strong> für die gewöhnliche Arbeitskraft, gehn also e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Umkreis der zu ihrer Produktion<br />

verausgabten Werte." (MEW 23, S.184ff).<br />

187 Es liegt auf der Hand, dass für die Lohnhöhe die Machtverhältnisse zwischen Kapital und Arbeit e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

Rolle spielen. In Krisen oder bei niedrigem Organisationsgrad der Belegschaften lassen sich die Löhne,<br />

damit auch das Lebensniveau der Arbeiter senken. Wie <strong>in</strong> umgekehrter Richtung: Bei entsprechender<br />

Organisiertheit können Gewerkschaften Lohnerhöhungen durchsetzen. So unterliegt der Preis der Arbeitskraft,<br />

der Lohn, stets bestimmten Schwankungen. Von e<strong>in</strong>er Wertkorrektur würden wir jedoch erst reden, wenn gestiegene<br />

Lebens- und Reproduktionskosten sich <strong>in</strong> höheren Löhnen verfestigen. Diese Verfestigungen ergeben sich<br />

nicht aus Lohnforderungen. Bei veränderten Anforderungen an die Arbeitskräfte s<strong>in</strong>d es die Lohnforderungen und<br />

die Mechanismen des Arbeitsmarkts, die daraus e<strong>in</strong>en neuen Wert der Arbeitskraft bestimmen.<br />

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