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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Der Unterschied zwischen subjektiver und objektiver Werttheorie ist daher nicht, dass die Subjektiven<br />

die Psychologie entdeckt hätten und M. stattdessen e<strong>in</strong>e objektivistische Preismechanik<br />

predigt. M.s Preisbildung kennt alle Varianten der Psychologie. Wir haben das als <strong>in</strong>teraktive Bestimmung<br />

des Preises bereits kennengelernt. Nur löst M. den verdeckten gesellschaftlichen Kern<br />

der Preisbildung als Wert aus se<strong>in</strong>er subjektvien Verhüllung und macht den objektiven 512 Wert<br />

zum Dreh- und Angelpunkt se<strong>in</strong>er Preistheorie, nicht die wilden Scharmützel der Marktteilnehmer<br />

um den größeren Anteil am Kuchen.<br />

36. Bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis?<br />

Ne<strong>in</strong>. Angebot und Nachfrage wirken natürlich auf den Preis e<strong>in</strong>. <strong>Das</strong> ist allgeme<strong>in</strong> bekannt.<br />

Aber wenn sie den Preis bestimmen würden, hätten wir die e<strong>in</strong>e Situation zu bedenken: Irgendwo<br />

<strong>in</strong> diesem Wechsel <strong>von</strong> Angebot und Nachfrage können wir uns e<strong>in</strong>en Zustand vorstellen, <strong>in</strong><br />

dem das Angebot exakt der Nachfrage entspricht; manche bürgerlichen Ökonomen sprechen<br />

schlicht vom "Gleichgewichtspreis". <strong>Das</strong> ist ke<strong>in</strong> Zustand, bei dem irgendwo irgende<strong>in</strong>e Leuchtschrift<br />

sich e<strong>in</strong>schaltet. Der vorgestellte Gleichgewichtspreis ist den Akteuren genauso unbekannt<br />

wie der Wert. Aber wenn wir e<strong>in</strong>e solche Preissituation gedanklich folgern können, <strong>in</strong> der<br />

Angebot und Nachfrage sich exakt decken, haben die Waren dennoch e<strong>in</strong>en Preis. Ob man ihn<br />

nun Gleichgewichtspreis oder sonstwie nennt. Zu erklären bleibt, woher dieser Preist kommt.<br />

Man sieht, dass auch Angebot und Nachfrage letztlich wieder auf die Frage nach dem "objektiven<br />

Preis" h<strong>in</strong>führen, die M. mit se<strong>in</strong>er Werttheorie nach unserer Me<strong>in</strong>ung besser als jeder andere<br />

Ökonom beantwortet hat.<br />

Der bürgerliche Ökonom würde jetzt kontern und "Quatsch" sagen: Jeder Preis e<strong>in</strong>er Ware ist<br />

der durch Angebot und Nachfrage bestimmte Preis. Und wenn Angebot und Nachfrage für e<strong>in</strong>e<br />

Ware sich exakt decken, so bleibt doch der Preis dadurch bestimmt. Völlig richtig. Aber was<br />

heißt <strong>in</strong> diesem Fall "Deckung <strong>von</strong> Angebot und Nachfrage"? Nicht anderes, als dass die gesellschaftliche<br />

Arbeit, die zur Produktion dieser Ware aufgewendet wurde, exakt dem gesellschaftlichen<br />

Bedürfnis entspricht. Wir hätten also nicht anderes vor uns als die ausnahmsweise Situation,<br />

<strong>in</strong> der Wert und Preis der Ware sich tatsächlich decken. 513<br />

Auch etwas anderes wird hier sichtbar: <strong>Das</strong> Wertgesetz ist aus der Sicht des Warenproduzenten<br />

völlig überflüssig. Er kann gut ohne Wertgesetz produzieren und verkaufen. Da auch das Wertgesetz<br />

ihm ke<strong>in</strong>erlei Informationen darüber liefert, ob er mit se<strong>in</strong>en Waren "marktgerecht" produziert<br />

hat, liegt ihm das untergeordnete Gesetzt <strong>von</strong> Angebot und Nachfrage viel näher. Es<br />

entspricht se<strong>in</strong>er tagtäglichen Erfahrung. Er kann das irgendwie "fühlen", merkt es am Geschäftsgang.<br />

Ob er wertgerecht produziert, ob also se<strong>in</strong> Aufwand für die Produkte dem gesellschaftlichen<br />

Durchschnitt entsprechen und ob die Gesamtaufwendungen se<strong>in</strong>er Branche dem<br />

gesellschaftlichen Bedürfnis entsprechen: All das <strong>in</strong>teressiert ihn nicht die Bohne, obwohl das<br />

alldem ja zugrunde liegt, unsichtbarerweise und zunächst auch unberechenbarerweise. Liegt er<br />

oder se<strong>in</strong>e Branche allerd<strong>in</strong>gs über dem Durchschnitt oder über dem Bedürfnis, macht sich die<br />

Abweichung vom Wert spürbar: Als <strong>in</strong>dividuelle oder als strukturelle Krise, als Zwang zur <strong>in</strong>dividuellen<br />

oder sektoralen Anpassung.<br />

37. Warum unterliegt die Preisbildung <strong>von</strong> Luxuswaren anderen Bed<strong>in</strong>gungen als die <strong>von</strong><br />

Waren des täglichen Bedarfs?<br />

Überall dort, wo e<strong>in</strong>e größere Zahl <strong>von</strong> Menschen über Kaufkraft verfügt, die über ihre unmittelbar<br />

notwendigen Lebensbedürfnisse h<strong>in</strong>ausgeht, kommen weitere Elemente <strong>in</strong> die Preisbildung<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Man kann sehr wohl ohne e<strong>in</strong>e Rolex-Armbanduhr leben. Aber wer e<strong>in</strong>e Menge<br />

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