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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Krisen s<strong>in</strong>d deshalb ke<strong>in</strong>e zufällig <strong>von</strong> außen hervorgerufenen Störungen e<strong>in</strong>es an sich reibungslosen<br />

Ablaufs. 476 Es s<strong>in</strong>d periodisch immer wieder auftretende Störungen, die für alle Betroffenen<br />

ebenso destruktiv wirken, wie sie den Prozess im Ganzen überhaupt erst ermöglichen. Krisen<br />

werden zu notwendigen Elementen für die fortdauernde Reproduktion des Gesamtkapitals.<br />

Zu ihrer Überw<strong>in</strong>dung gehören regelmäßig Vernichtung <strong>von</strong> Kapital und Freisetzung <strong>von</strong> Arbeitskräften<br />

wie auch Neuanlage <strong>von</strong> Kapital und B<strong>in</strong>dung <strong>von</strong> Arbeitskräften nach Überw<strong>in</strong>dung<br />

der Krise.<br />

Die Überw<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>er Krise wird immer auch vom Vortrieb der Arbeitsproduktivität und <strong>von</strong><br />

der Schaffung neuer Verwertungsmöglichkeiten begleitet. Man kann das auch anders lesen: Die<br />

größte Leistung der kapitalistischen Produktionsweise, nämlich die Entwicklung der produktiven<br />

Kräfte der Arbeit, br<strong>in</strong>gt ihr und vor allem den Arbeitskräften regelmäßig die größten Schwierigkeiten<br />

e<strong>in</strong>. 477 Aus dem Wachstum der Produktivität entspr<strong>in</strong>gt periodischer Mangel.<br />

Vom Zirkulationsprozess zur Reproduktion<br />

Krisen und Wertrevolutionen s<strong>in</strong>d nicht dasselbe. Nicht jede Wertrevolution, die e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles<br />

Kapital oder auch mehrere vernichtet, wird zu e<strong>in</strong>er Krise, die das Gesamtkapital berührt. Wie<br />

werden aber aus Wertrevolutionen Krisen? Und warum treten Krisen nicht ständig oder zum<strong>in</strong>dest<br />

jährlich auf? Was erzeugt ihr periodisches Auftreten? Wieder müssen wir uns der Rolle des<br />

fixen Kapitals im Verwertungsprozess zuwenden.<br />

Sobald die Kapitalfixierung für das Gesamtkapital e<strong>in</strong>en bestimmten Umfang erreicht hat, f<strong>in</strong>den<br />

wir mehr oder weniger stark ausgeprägte Verwertungszyklen. Solche augenfälligen Krisenzyklen<br />

begleiten die kapitalistische Produktionsweise seit ihrem Übergang zum Fabriksystem. Seitdem<br />

hat das fixe Kapital e<strong>in</strong>e Größe erreicht, durch die se<strong>in</strong>e zyklische Verwertung auch der Verwertung<br />

des Gesamtkapitals e<strong>in</strong>e zyklische Form gibt. M. bezeichnet die zyklische Verwertung des<br />

fixen Kapitals als "e<strong>in</strong>e materielle Grundlage der periodischen Krisen, wor<strong>in</strong> das Geschäft aufe<strong>in</strong>anderfolgende<br />

Perioden der Abspannung, mittleren Lebendigkeit, Überstürzung, Krise durchmacht."<br />

478 Halten wir das fest: Die diskont<strong>in</strong>uierliche stoffliche Ersetzung des fixen Kapitals<br />

br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> zyklisches Element <strong>in</strong> die Reproduktion des Gesamtkapitals. Es muß noch andere geben.<br />

Zunächst aber e<strong>in</strong>e viel näher liegende Frage: Wie können die Anlage<strong>in</strong>vestitionen, die doch zu<br />

unterschiedlichen Zeiten und <strong>in</strong> den Branchen auf unterschiedliche Weise erfolgen, e<strong>in</strong>e Ursache<br />

zyklischer Entwicklung für das Gesamtkapital se<strong>in</strong>? Die vielen <strong>in</strong>dividuellen Kapitale <strong>in</strong>vestieren<br />

doch zu unterschiedlichen Zeiten <strong>in</strong> das fixe Kapital und durchlaufen eigene <strong>in</strong>dividuelle Zyklen.<br />

Müßten sich da im Gesamtkapital diese <strong>in</strong>dividuellen Zyklen nicht gegene<strong>in</strong>ander auslöschen<br />

und im Gesamtprozess verschw<strong>in</strong>den?<br />

Es s<strong>in</strong>d die Wertrevolutionen und die daraus sich ergebenden Krisen, die für die betroffenen Kapitale<br />

immer wieder als Gleichrichter wirken. Sie erzw<strong>in</strong>gen für Branchen oder Sektoren e<strong>in</strong>e<br />

Neuausrichtung der Produktion durch Investitionen <strong>in</strong> Produktionsmittel. So beg<strong>in</strong>nt der Verwertungszyklus<br />

für e<strong>in</strong>e große Zahl <strong>von</strong> ihnen nach jeder Wertrevolution neu. So bildet, wie M. sagt,<br />

"die Krise immer den Ausgangspunkt e<strong>in</strong>er großen Neuanlage. Also auch - die ganze Gesellschaft<br />

betrachtet - mehr oder m<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e neue materielle Grundlage für den nächsten Umschlagszyklus."<br />

Für tonangebende Branchen, etwa die Roh- und Grundstoff<strong>in</strong>dustrie, die Automobil-<br />

oder Chemie<strong>in</strong>dustrie, für Masch<strong>in</strong>en- und Großanlagenbau ergeben sich daraus zyklische<br />

Bewegungen, die wegen der betroffenen großen Kapitalmassen ihre Spuren <strong>in</strong> die Bewegungen<br />

des Gesamtkapitals e<strong>in</strong>prägen.<br />

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