09.01.2013 Aufrufe

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

49. Kann man sagen, dass e<strong>in</strong> großer <strong>Teil</strong> des ökonomischen Klassenkampfs ebenso zum<br />

Wohl der Kapitalisten wie zum Wohl der Arbeiter erfolgt, die ihn führen?<br />

<strong>Das</strong> kann man sehr wohl sagen, wenigstens dann, wenn man die Geschichte der e<strong>in</strong>zelnen kapitalistischen<br />

Gesellschaften im Ganzen betrachtet. Der Klassenkampf funktioniert als e<strong>in</strong>e Art<br />

Frühwarnsystem, das auf Bruchstellen im System h<strong>in</strong>weist und e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> kurzfristige Interessen befangenen<br />

Klasse auf die Sprünge helfen kann. <strong>Das</strong> heißt nicht, dass das immer so funktioniert.<br />

Aber praktisch alle durch Klassenkämpfe erzwungenen Zugeständnisse der Unternehmer, vom<br />

8-Stunden-Tag über Sozialversicherungen bis h<strong>in</strong> zu Mitbestimmungsmodellen, haben ihnen geholfen,<br />

<strong>in</strong>nere Entwicklungshemmnisse, etwa die begrenzten Potentiale e<strong>in</strong>er extensiven Ausbeutung<br />

der Arbeitskraft, zu überw<strong>in</strong>den.<br />

S<strong>in</strong>d Klassenkämpfe, die <strong>von</strong> Gewerkschaften geführt werden, deshalb s<strong>in</strong>nlos? Haben sich die<br />

Millionen Gewerkschafter, die über Jahrzehnte für die Verkürzung der Arbeitszeit gekämpft haben,<br />

letztenendes als "nützliche Idioten" des Kapitals erwiesen? Wer die Sache so ansieht, hat<br />

wenig begriffen. Die Verkürzung der Arbeitszeit war für die Betroffenen <strong>von</strong> buchstäblich vitaler<br />

Bedeutung. Der Klassenkampf war und ist deshalb ebenso unvermeidlich wie die sich daraus ergebenden<br />

neuen Perspektiven für alle Beteiligten.<br />

Wieweit sich die unvermeidlichen Kämpfe um die Verbesserung der Arbeits- und Lebensverhältnisse<br />

möglicherweise zu e<strong>in</strong>em Kampf entwickeln können, der dann um e<strong>in</strong>en grundsätzlichen<br />

Wechsel der Produktionsverhältnisse geführt wird, steht auf e<strong>in</strong>em anderen Blatt, das nicht zu<br />

diesem Text gehört. Aber darauf läuft alles h<strong>in</strong>aus: Die Bruchstellen zu f<strong>in</strong>den, die e<strong>in</strong>e Überw<strong>in</strong>dung<br />

der kapitalistischen Produktionsweise notwendig machen und ermöglichen.<br />

Wir er<strong>in</strong>nern uns: <strong>Das</strong> ist die persönliche Antriebskraft für M.s jahrzehntelange Beschäftigung<br />

mit der politischen Ökonomie der kapitalistischen Produktionsweise. Und wir sollten das für uns<br />

selbst im Auge behalten.<br />

50. Ist der Kapitalist durchweg e<strong>in</strong> technischer Neuerer? Oder s<strong>in</strong>d ihm klare Grenzen<br />

gezogen?<br />

Die wirkungsvollste Ausnutzung der Arbeitskraft bedeutet für den Regie führenden Kapitalisten<br />

e<strong>in</strong>e Steigerung se<strong>in</strong>es Gew<strong>in</strong>ns. Er ist jetzt nicht mehr <strong>in</strong> der Händlerposition, der mit den Produzenten<br />

um den Preis der Ware feilscht. Er hat alles <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Eigentum und alles, was am Ende<br />

dieses Prozesses an verkäuflicher Ware herauskommt, gehört ihm.<br />

Jede technische Neuerung, mit der die Produktivität der Arbeitskräfte gesteigert wird, liegt <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em unmittelbaren Interesse. Nur die kapitalistische Form des Arbeitsprozesses, der ja die Kooperation<br />

erweitert und die lebendige Arbeit der Masch<strong>in</strong>erie zuordnet, kann die neuen technischen<br />

Möglichkeiten, <strong>in</strong>sbesondere die Dampfkraft als neue Antriebskraft der Masch<strong>in</strong>erie, im<br />

großen Stil nutzen.<br />

Die historischen Darstellungen der <strong>in</strong>dustriellen Revolution rücken meistens die Rolle der Dampfkraft<br />

<strong>in</strong> den Vordergrund. <strong>Das</strong> kann man zwar mit bee<strong>in</strong>druckenden dampfgeschwängerten Bildern<br />

illustrieren, ist aber dennoch nur e<strong>in</strong> Viertel des Zusammenhangs. Die <strong>in</strong>dustrielle Revolution<br />

ist ke<strong>in</strong> Produkt der Technik, sondern Aneignung und Verwertung <strong>von</strong> Technik. Und dabei<br />

g<strong>in</strong>gen die wesentlichen Impulse nicht <strong>von</strong> der Dampfmasch<strong>in</strong>e, sondern <strong>von</strong> den neuen Werkzeugmasch<strong>in</strong>en<br />

aus.<br />

Ohne Werkzeugmasch<strong>in</strong>e blieb die Dampfmasch<strong>in</strong>e, <strong>von</strong> ersten Anwendungen im Bergbau für<br />

den Pumpenantrieb abgesehen, e<strong>in</strong>e Jahrmarktsattraktion. Erst nachdem es <strong>in</strong> der Manufaktur<br />

gelungen war, den Arbeitsprozess <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fache <strong>Teil</strong>schritte zu zerlegen, öffnete sich e<strong>in</strong> Anwen-<br />

201

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!