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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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prozeß selbst Unterbrechungen des Arbeitsprozesses bed<strong>in</strong>gt –, <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em dieser Fälle fungieren<br />

die Produktionsmittel als Arbeitse<strong>in</strong>sauger. Saugen sie ke<strong>in</strong>e Arbeit e<strong>in</strong>, so auch ke<strong>in</strong>e Mehrarbeit."<br />

410<br />

<strong>Das</strong> Interesse des Kapitalisten hat die Verlängerung der Funktionszeit für das produktive Kapital<br />

zum Ziel. Da aber die Abweichung <strong>von</strong> Produktionszeit und Funktionszeit nicht zuletzt den technischen<br />

und sozialen Merkmalen des Arbeitsprozesses entspr<strong>in</strong>gt, die sich fortwährend verändern,<br />

ist die Reduzierung der nicht produktiven Zeit e<strong>in</strong>e ständig neu zu lösende Aufgabe. Alle<br />

H<strong>in</strong>dernisse, die e<strong>in</strong>er fortdauernden Anwendung der Produktionsmittel im Wege stehen, s<strong>in</strong>d<br />

H<strong>in</strong>dernisse der Verwertung. Die Beseitigung solcher H<strong>in</strong>dernisse kommt der Erschließung neuer<br />

Verwertungsquellen gleich.<br />

Arbeitsperiode und Produktionszeit<br />

Es liegt auf der Hand, dass die Art der Produktion und die Art der Produkte starken E<strong>in</strong>fluß auf<br />

den Wertrückfluß nehmen. Die Erstellung alltäglich gebrauchter Backwaren mit alltäglichem<br />

Verkauf ist etwas anderes als der Bau <strong>von</strong> Kraftwerken oder Häusern oder Automobilen. Diese<br />

Unterschiede <strong>in</strong> den Verwertungsbed<strong>in</strong>gungen erfaßt M. als Unterschiede zwischen Arbeitsperiode<br />

und Produktionszeit. 411 Was nur besagt: Die kont<strong>in</strong>uierliche Verausgabung <strong>von</strong> Kapital <strong>in</strong><br />

Geldform ist Voraussetzung e<strong>in</strong>es kont<strong>in</strong>uierlichen Arbeitsprozesses. Aber bei längerer Produktionsperiode<br />

steht dem ke<strong>in</strong> ebenso kont<strong>in</strong>uierlicher Rückfluß des Werts gegenüber, der <strong>in</strong> der<br />

Regel immer erst vollständig nach Abschluß der Produktionszeit erfolgt.<br />

Mit längerer Produktionszeit für e<strong>in</strong>e Ware nehmen die Aufwendungen für das produzierende<br />

Kapital zu, den Arbeitsprozess kont<strong>in</strong>uierlich zu f<strong>in</strong>anzieren. Zwischenzahlungen etwa beim<br />

Hausbau oder Übernahme der F<strong>in</strong>anzierung <strong>von</strong> Kraftwerken durch private oder staatliche Banken<br />

entschärfen das Problem für den Produzenten, schaffen aber auch neue Zirkulationskosten<br />

und e<strong>in</strong>e Umverteilung des Mehrwerts vom Produzenten zum Kreditgeber. 412 Je länger die Produktionsperiode<br />

für e<strong>in</strong>e Ware ist, desto größer wird die Rolle des Kredits, desto anfälliger wird<br />

das Geschäft. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> Verkürzung der Produktionsperiode verbessert <strong>in</strong> jedem Fall die Verwertungsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Was uns im Mehrwertkapitel noch als allgeme<strong>in</strong>es Motiv zur Steigerung der Arbeitsproduktivität<br />

begegnete, wurzelt auch <strong>in</strong> diesen stofflichen Bed<strong>in</strong>gungen des Arbeitsprozesses, die im Konflikt<br />

mit e<strong>in</strong>er schnellen Verwertung stehen. Da ist Beton, der schneller b<strong>in</strong>det, da s<strong>in</strong>d Konstruktionen,<br />

für die weniger Baumaterial bewegt werden müssen, da ist die Verwendung <strong>von</strong> standardisierten<br />

<strong>Teil</strong>en zur Verkürzung der Bauzeit eben nicht nur e<strong>in</strong>e technische Leistung f<strong>in</strong>diger Ingenieure.<br />

Es ist durch die Verkürzung der Produktionszeit immer auch e<strong>in</strong>e Verbesserung der Verwertungsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Und solche technischen Neuerungen f<strong>in</strong>den ihren Sponsor auch nur,<br />

soweit sie diesem Zweck dienen.<br />

Dennoch bleiben die Verwertungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> allen Branchen mit längerer Produktionszeit<br />

kritisch. Von hier gehen wichtige Antriebe zur Entwicklung passender F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumente<br />

aus. Die reichen <strong>von</strong> der klassischen Aktiengesellschaft mit ihrem Recht zur Kapitalerhöhung<br />

durch Ausgabe neuer Aktien über die Rolle der ebenso klassischen Hausbank mit ihrer verbürgten<br />

Kreditl<strong>in</strong>ie bis zu den heute so beliebten Instrumenten der Unternehmensanleihen, staatlichen<br />

Bürgschaften oder Private Equity Funds als F<strong>in</strong>anzierungsfeuerwehr.<br />

Es entsteht sche<strong>in</strong>bar neben der Produktion e<strong>in</strong> ganz eigenes Aktionsfeld der Unternehmen, das<br />

sich mit der F<strong>in</strong>anzierung der laufenden Produktion und der Ref<strong>in</strong>anzierung 413 der dafür benö-<br />

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