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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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tigten Kredite befaßt. Die Akteure auf diesem Feld gew<strong>in</strong>nen zunehmenden E<strong>in</strong>fluß. Wir werden<br />

ihnen noch oft genug begegnen. Die aus langer Produktionszeit wie aus langer Umschlagszeit<br />

resultierenden Verwertungsprobleme bilden aber auch den Untergrund für die zunehmenden<br />

Aktivitäten des Staats und staatlicher E<strong>in</strong>richtungen auf ökonomischem Gebiet.<br />

Als wir über allgeme<strong>in</strong>e Merkmale der Warenproduktion sprachen, erkannten wir <strong>in</strong> der zeitlichen<br />

Trennung <strong>von</strong> Produktion und Verkauf bereits den Kredit als ihre <strong>in</strong>nere Bed<strong>in</strong>gung. Jetzt<br />

haben wir, aus anderer Richtung kommend, wieder den Punkt erreicht, an dem sich diese <strong>in</strong>nere<br />

Bed<strong>in</strong>gung zu e<strong>in</strong>em selbständigen Geschäftszweig verselbständigen muß. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Produktion bei langer Produktionsperiode ist ohne H<strong>in</strong>zunahme <strong>von</strong> Kredit, <strong>in</strong> welcher Form<br />

auch immer, praktisch undenkbar. 414 Die Produktion selbst und ihre F<strong>in</strong>anzierung lösen sich<br />

teilweise <strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander und schaffen neben der Produktion e<strong>in</strong> damit untrennbar verknüpftes System<br />

der Geldverwertung, das M. das Kreditsystem nennt, und das heute etwas verharmlosend<br />

als F<strong>in</strong>anzmarkt bezeichnet wird. 415<br />

Umlaufszeit und Zirkulationsagenten<br />

Als Umlaufszeit bezeichnet M. die Stadien des Zirkulationsprozesses, <strong>in</strong> denen das Kapital nur <strong>in</strong><br />

Warenform existiert. Im oben verwendeten Modell s<strong>in</strong>d das die Stadien vor und nach der Verwertung<br />

im Produktionsprozess. Es müssen ja zunächst die für die Produktion benötigten Waren<br />

gekauft werden. Ihre möglichst rasche Überführung <strong>in</strong> die Produktion und ihre Verwertung ist<br />

das Ziel. Diese Phase, <strong>in</strong> der sich das Kapital <strong>in</strong> Warenform bewegt, ohne sich zu verwerten, ist<br />

<strong>in</strong> gewissem Umfang unvermeidlich. Kont<strong>in</strong>uierlicher Zufluß und Lagerhaltung bilden die Grundlage<br />

für e<strong>in</strong>en stetigen Produktionsprozess und die regelmäßige Um- und Neugestaltung des<br />

Produktionsprozesses selbst. Aber die M<strong>in</strong>imierung des Umfangs bedeutet <strong>in</strong> jedem Fall verbesserte<br />

Verwertung.<br />

Noch entscheidender ist das Stadium, <strong>in</strong> dem die produzierten Waren verkauft werden. Wir er<strong>in</strong>nern<br />

uns: M. nannte das auf unterer Ebene se<strong>in</strong>er Analyse den "salto mortale" der Ware, ihren<br />

alltäglichen Todessprung, der über Erfolg oder Mißerfolg der ganzen Veranstaltung entscheidet.<br />

Erst wenn die Ware verkauft und der Rückfluss <strong>von</strong> Wert und Mehrwert <strong>in</strong> Geldform<br />

erfolgt, f<strong>in</strong>det der Verwertungsprozess se<strong>in</strong>en erfolgreichen Abschluß und Neuanfang. Die Verfahren,<br />

diesen Aufenthalt der Ware <strong>in</strong> der Zirkulation zu kürzen, s<strong>in</strong>d unzählbar. Sie variieren<br />

<strong>von</strong> Branche zu Branche, unterliegen im Großmasch<strong>in</strong>enbau, der auf Bestellung produziert, anderen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen als <strong>in</strong> der Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie, die mit den Problemen begrenzter Haltbarkeit<br />

zu tun hat. In der Textil- und Möbel<strong>in</strong>dustrie mit ihren Modezyklen geht es anders zu als im<br />

Kohle- oder Erzbergbau.<br />

Jeder Produzent wird bestrebt se<strong>in</strong>, möglichst schnell die e<strong>in</strong>gekauften Waren produktiv zu nutzen<br />

und den Wert se<strong>in</strong>er produzierten Waren möglichst schnell <strong>in</strong> Geld zurückzuerhalten. Darauf<br />

ist se<strong>in</strong> gesamtes Unternehmen ausgerichtet. Deshalb s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>kauf und Absatz, das Here<strong>in</strong>holen<br />

<strong>von</strong> Aufträgen und deren schnelle Abwicklung bis zur endgültigen Bezahlung <strong>von</strong> so großer<br />

Bedeutung; die Formel der Begriebswirte vom "Primat des Absatzes" ist uns schon begegnet.<br />

<strong>Das</strong> ist M.s "salto mortale" <strong>von</strong> der anderen Seite aus gesehen, aus der Sicht des Produzenten,<br />

dessen Zukunft sich mit dem Verkauf oder Nichtverkauf se<strong>in</strong>er Waren immer neu entscheidet.<br />

Die Dauer der Umlaufzeit ist tatsächlich für den Verwertungserfolg entscheidend. Je länger die<br />

Umlaufzeit, desto mehr fließt vom Mehrwert <strong>in</strong> die toten Kosten der Zirkulation. Diesen Zusammenhang<br />

spürt jeder Unternehmer. E<strong>in</strong>kauf und Market<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d aus se<strong>in</strong>er Sicht die zentralen<br />

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